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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kommissar Bianchi riß beide Arme hoch. »Hören Sie, Galizi! Das ist ein Irrtum. Der Mann gehört nicht zur Camorra, sondern heißt Zamorra! Das schreibt sich mit ›Zett‹! Ich bin Polizist!«
    »Kann jeder behaupten!« fauchte der schrullige Händler. »Ihre Ausweise, signori . Aber ganz vorsichtig!«
    Erst, als er den Dienstausweis des Kommissars und Zamorras Paß gesehen und erkannt hatte, daß er tatsächlich einem Hörfehler zum Opfer gefallen war, beruhigte er sich. Noch ruhiger wurde er, als Bianchi nicht daran dachte, routinemäßig nach seiner Waffenlizenz zu fragen. Statt dessen erkundigte der Kommissar sich beiläufig, ob Galizi Ärger mit dem Verbrechersyndikat Camorra habe.
    »Kann man wohl sagen«, murmelte Galizi. »Schutzgeld wollen sie. Aber nicht von mir. Ich habe meine eigenen Beschützer angeheuert.«
    »Das sollten Sie lieber der Polizei überlassen«, sagte Bianchi.
    »Wenn die in der Lage ist, mich wirkungsvoll zu schützen, gern«, sagte Galizi. »Womit kann ich dienen? Sie sind doch sicher nicht gekommen, um ein paar meiner erlesenen Kostbarkeiten zu erstehen.«
    »Richtig«, sagte Bianchi. Er legte den Kaufbeleg auf den schmalen Ladentisch. »Sie erinnern sich bestimmt an den Verkauf dieser Holzfigur.«
    »Dieses häßliche Ding«, entfuhr es Galizi sofort. »Kaum glaublich, daß eine so schöne Frau so ein fürchterliches Ding kauft. Ehrlich gesagt habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, daß mir jemand diesen Ladenhüter abnimmt. Deshalb bin ich auch mit dem Preis so niedrig geblieben. Normalerweise hätte ich das Fünffache verlangen müssen - von irgend etwas muß der Mensch ja schließlich leben.«
    »Woher haben Sie die Figur?« fragte Zamorra.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Bitte, beantworten Sie die Frage«, sagte Bianchi etwas schärfer.
    »Wollen Sie behaupten, daß ich mit verbotenen Kulturgütern handle?« fuhr Galizi auf. »Dann hätte ich das Ding ja wohl kaum öffentlich ausgestellt und erst recht keine Quittung geschrieben! Für wie blöd halten Sie mich?«
    »Wenn Sie nicht in der Lage sind, eine relativ einfache Frage zu beantworten, fällt mir dazu bestimmt etwas Passendes ein«, versicherte Bianchi. »Also bitte…«
    »Muß ich erst mal nachsehen. Ist schon lange her«, brummte Galizi verdrossen. »Kommen Sie mit.« Er schlurfte nach hinten in einen angrenzenden Raum, wo er nach einigem Überlegen einen Aktenordner aus einem Schrankregal zog. Er blätterte umständlich darin. »Drei Jahre ist es her« sagte er. »Hier ist die Eintragung. Ich erinnere mich nicht mehr genau an den Typen, aber es war ein Ausländer. Er sprach ein sehr schlechtes Italienisch. Starker spanischer Akzent. Sah auch ziemlich dunkel aus.«
    »Ein Indio?« frage Zamorra.
    Galizis Gesicht hellte sich auf. »Wäre möglich. Jetzt, wo Sie es sagen…«
    »Immerhin ist die Figur ja wohl Maya-Kunst«, fügte Zamorra hinzu. Galizi nickte eifrig. »Davon bin ich auch überzeugt. Aber die Figur war scheußlich. Ich hätte sie nicht mal genommen, wenn mir der Mann nicht leidgetan hätte. Er erzählte mir eine furchtbar traurige Geschichte.«
    »Einzelheiten wissen Sie aber nicht mehr?« hakte Zamorra nach.
    »Nach drei Jahren? Wenn diese Figur nicht so abstoßend wäre, hätte ich mich möglicherweise überhaupt nicht mehr daran erinnert! Aber so etwas weckt natürlich das Gedächtnis…«
    »Na schön«, warf Bianchi ein. »Können Sie mir eine Kopie dieses Beleges machen? Sie haben da doch sicher den Namen und die Adresse des Indios, falls vorhanden, notiert.«
    »Glauben Sie, daß bei einer Überprüfung etwas herauskommt?« fragte Zamorra.
    »Wenn der Mann in unseren Akten steht, wissen wir mehr«, sagte der Kommissar.
    »Eigentlich dürfte ich Ihnen ohne richterlichen Beschluß diese Kopie gar nicht geben«, sagte Galizi. »Deshalb leihe ich Ihnen das Original, Kommissar. Ich hoffe, ich bekomme es bald zurück. Ich brauch's, falls es mal wieder eine Steuerprüfung gibt.«
    Bianchi steckte das Papier ein. Als sie wieder draußen im Wagen saßen und Galizi die Ladentür abschloß, weil inzwischen Feierabend war, schüttelte Zamorra den Kopf. »Ich glaube nicht, daß viel dabei herauskommt. Der Mann wird nicht in den Akten stehen. Warum haben Sie sich keine Beschreibung seines Aussehens geben lassen?«
    »Bei dem Erinnerungsvermögen Galizis nach drei Jahren? Vermutlich würde seine Beschreibung auf etwa achtzig Prozent aller männlichen Wesen auf diesem Planeten zutreffen.«
    Zamorra nickte.

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