0469 - Tödlicher Flammengruß
sah, war das Feuer verschwunden. Nur mehr der düstere Schatten malte sich vor dem Felsen ab.
Friday blieb stehen. Er atmete schwer, strich sein Haar zurück und schüttelte den Kopf. Wo befand sich das Feuer? Die zahlreichen Zungen konnten sich doch nicht in Luft aufgelöst haben?
Friday war ein wenig durcheinander. Er überlegte, was er unternehmen sollte. Zurückkehren oder weitergehen, nur diese beiden Möglichkeiten gab es.
Er entschied sich, dem Haus dennoch einen Besuch abzustatten. Und wenn es möglich war, wollte er es auch betreten.
Ein schmaler Weg führte hoch. Mit einem Wagen kam man nicht durch. Die Kurven waren einfach zu eng, zudem fehlte es auch an der nötigen Breite.
Friday ging die letzten Yards. Der Weg endete vor einer in den Stein gehauenen Treppe.
Dann stand er vor dem Steinklotz. Viereckige Umrisse schälten sich aus der Finsternis hervor. Kein Feuer tanzte mehr an den Wänden oder auf dem Dach.
Das Haus lag in einer fast friedlichen Stille, an die der Mann jedoch nicht so recht glauben wollte.
Der Autor bemühte sich, leise zu gehen. Falls doch jemand auf ihn wartete, sollte dieser ihn so spät wie möglich bemerken. Friday besaß sensible Sinne. Er hatte sie angespannt, er lauschte nach innen und außen, ob irgendeine Botschaft für ihn unterwegs war.
Nur die nächtliche Stille umgab ihn. Manchmal vernahm er auch die Geräusche des Windes, wenn er sich zwischen den Felsen fing. Es roch frisch, hin und wieder wurde auch Laub in die Höhe gewirbelt, das an den Felsen entlangschabte.
Er hatte eine Taschenlampe mitgebracht, schaltete sie allerdings noch nicht ein, weil er sich nicht zu früh verraten wollte. Der Autor konnte nicht viel erkennen, es war einfach zu dunkel, um Einzelheiten wahrzunehmen, aber er sah die Tür dicht vor sich und auch die Fenster an der Vorderseite.
Die Tür lag in einer Nische. Schwarz wie die Nacht schimmerte das leicht polierte Holz. Es hatte sich der Umgebung wunderbar angepaßt. Wer hier zu Besuch kam, sollte etwas von dem Geheimnisvollen erleben, das dem Haus zu eigen war.
Selten war Herbert Friday so durcheinander gewesen. Sein Innerstes befand sich in einem Aufruhr der Gefühle. Einerseits hoffte er, etwas bestätigt zu bekommen, andererseits rechnete er auch mit einer Gefahr, die ihn erwartete.
In Deckung der Türnische war er stehengeblieben und hatte sich so eng gegen die Wand gedrückt, daß er mit deren Schatten verschmolz. Nur schwerlich konnte er sich beruhigen und hielt auch nur mühsam seinen Atem unter Kontrolle.
Die Lampe hatte er in die rechte Manteltasche gesteckt. Sie war sehr flach und handlich. Er holte sie hervor, weil er zu seiner Verwunderung den Umriß eines Klingelschildes entdeckt hatte, das sich rechts an der Hauswand befand.
Wo sich eine Klingel befand, da stand auch meist ein Name. Endlich konnte er erfahren, wer in diesem Haus lebte.
Herbert schaltete die Lampe ein. Er richtete den Strahl noch ein wenig höher, dann fiel das weiße Licht auf die Klingel.
Der Name stand in einem kleinen Kästchen. Es bestand aus einer schwarzen Kunststoffumrandung.
Auch die Unterlage, auf der die Buchstaben zu lesen waren, besaß eine schwarze Farbe.
Dafür waren die Buchstaben weiß.
Der Name leuchtete ihm förmlich entgegen. Als Herbert ihn las, ihn sogar flüsternd buchstabierte, hatte er das Gefühl, jemand würde ihm die Beine unter dem Körper wegziehen.
Das konnte nicht wahr sein.
In diesem geheimnisvollen Haus, das ihn so sehr angezogen hatte, wohnte er selbst.
Auf dem Klingelschild stand sein Pseudonym.
DARIOLO!
***
Herbert Friday ging einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen die andere Kante der Türnische. Mit der freien Hand rieb er seine Augen, die andere zitterte, so daß der Strahl über das Schild ebenso tanzte wie über das Mauerwerk.
Dariolo hieß er. Wie kam der Besitzer des Hauses dazu, sich so zu nennen?
Kannte er ihn? War das die Verbindung, die es zwischen ihm und diesem Haus gab. Aber er wohnte nicht hier. Wie kam ein Fremder dazu, seinen Namen zu benutzen? Wollte sich da jemand einen Scherz erlauben? Wenn ja, war es keiner, der dem Autor gefiel.
Nein, dahinter steckte etwas anderes. Bestimmt eine gefährliche Sache, ein übersinnliches Phänomen oder Motiv.
Herbert Friday gehörte zu den Menschen, die selten ratlos waren. In diesen Augenblicken aber wußte er nicht, wie er reagieren sollte. Weglaufen - hineingehen?
Weglaufen wäre vielleicht das Vernünftigste gewesen, doch er
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