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0469 - Tödlicher Flammengruß

0469 - Tödlicher Flammengruß

Titel: 0469 - Tödlicher Flammengruß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bewegung.
    Wie lange Jane Collins bereits in der Flamme stand, wußte sie selbst nicht zu sagen. Es konnten seit dem Unglück Stunden, Tage oder Wochen vergangen sein. Als verkleinerte Gefangene im Feuer waren diese Grenzen für sie aufgehoben worden.
    Auch die anderen Flammen waren besetzt. Wenn sie es auch nicht sehr klar und überdeutlich sah, so erkannte sie doch, daß sich in den übrigen Feuerzungen ebenfalls dunkle Gegenstände befanden.
    Gefangene wie sie…
    Jane atmete, sie lebte, sie konnte sich ja bewegen, nur eben nicht fliehen.
    Und sie hörte Schritte…
    Zuerst sehr leise, kaum wahrnehmbar, dann aber lauter werdend. Ein Zeichen, daß sich jemand auf sie zubewegte.
    Wer?
    Jane drehte sich in die Richtung, aus der die Schritte klangen. Noch sah sie nichts, nur die Reflexe und die Schattenwände dazwischen.
    Genau dort entstand eine Bewegung.
    Ein Mann kam.
    Sie sah seine Gestalt übergroß. Wenn er ging, sah es so aus, als würde die Dunkelheit um ihn herum fließen. Dabei war es sicherlich nur sein Mantel, der sich bewegte.
    Er kam zu ihr.
    Von zwei Seiten erschien etwas in ihrem Blickfeld. Zuerst sah sie noch nichts, dann kristallisierten sich zwei Hände hervor, deren Finger dicht zusammen lagen, wobei die Hände aber trotzdem gekrümmt blieben, als wollten sie die Flamme umfassen und löschen.
    Da bekam Jane Angst. Diese beiden Hände, so übergroß aus ihrer Perspektive, wirkten wie tödliche Klammern. Die besaßen die Kraft, um sie umzubringen.
    Jane hielt den Atem an.
    Was hatte sich der Unbekannte ausgedacht?
    Er beugte sich vor. Zwischen den Händen, es war Platz genug, erschien sein Gesicht.
    Breit und gleichzeitig hager. Eingebettet in tiefe Höhlen, lagen die Augen mit den dunklen Pupillen, in denen sich jetzt die Reflexe des Kerzenlichts brachen. Jane sah eine lange gerade Nase mit einem etwas helleren Rücken, als wäre dieser gepudert worden.
    Der Mund lächelte.
    Nein, das war kein Lächeln, es war ein Grinsen. Hinterhältig, gemein, beinahe brutal und auch wissend. Während Jane nichts wußte, kannte dieser Mann alles, und er wirkte so, als wäre er der Beherrscher des Feuers und Meister über alle Flammen.
    Das Gesicht drückte sich sehr nahe an die Flamme heran, so daß es eigentlich Verbrennungen hätte davontragen müssen. Dies jedoch geschah nicht. Statt dessen spitzte der Unbekannte die Lippen, als wollte er die Flamme ausblasen.
    Janes künstliches Herz schlug schneller, als wäre es ein echtes. Sie hatte davor Furcht, daß mit dem Verlöschen der Flamme auch ihr Leben beendet sein würde.
    Er blies tatsächlich. So genau dosiert, daß sich die Flamme nur bewegte.
    Dennoch wurde es schlimm für Jane. Durch die tänzelnden Bewegungen des Feuers geriet sie auch an den Außenrand und spürte auf der Stelle die grausame Hitze, die über ihre Haut strich, als wollte sie diese vom Gesicht und den Händen abziehen.
    Sie hörte sich selbst schreien, das Gesicht blieb, aber die Lippen zogen sich wieder in die Breite.
    Dann verschwand der Unbekannte. Er ließ Jane allein in der Flamme zurück, und die ehemalige Hexe spürte zum erstenmal die Furcht wie eine drückende, schwere Last…
    ***
    Wenn man darüber nachdachte, konnte man unserem Job auch gute Seiten abgewinnen. Dazu gehörte es, daß wir in England herumkamen und Orte kennenlernten, wo ein normaler Großstädter sonst nicht hinkam.
    So verhielt es sich auch mit dem Kaff Lyme.
    An der Südküste gelegen, fast an der Grenze zu Cornwall, schlief der Ort vor sich hin. Er konnte gar nicht anders, wenn man die industrielose Gegend betrachtete, durch die wir, rollten. Trotz des trüben Wintertages sah sie noch annehmbar aus.
    Der Blick konnte weit ins flache Land fallen. Scharf gegen den grauen Himmel gezeichnet, standen einzelne kleine Wälder.
    Ein schönes Land, in dem die kleinen Dörfer zwischen den Hügeln wie eingebettet lagen, oft bewacht von einer alten Burg oder einem Schloß, von denen die meisten nur mehr aus Resten und Fragmenten bestanden.
    Im Süden lag die Küste. Wir brauchten nicht direkt dorthin, aber die Felsen wuchsen auch tief und grau in das Land hinein, so daß sie mehr Abwechslung in die Umgebung brachten.
    Suko und ich hatten uns mit der Fahrerei abgelöst. Glücklicherweise war es uns gelungen, Lady Sarah zu Hause zu lassen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie uns nicht allein fahren lassen.
    Sie hatte sich immer wieder etwas einfallen lassen, um uns zu überreden, aber wir waren hart wie Granit

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