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047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

Titel: 047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Henry Baker
war von einem eigenartigen Jagdfieber gepackt. Er wollte wissen, was es mit der
Geheimnistuerei und dem ganzen Theater hier auf sich hatte. Dem makabren Spiel
um Myriam Toynbee wollte er ebenfalls auf den Grund gehen. Vielleicht stieß er
auf einen abgeblitzten Freier, der sich auf so komische Art rächte. Es hatte
schon die ungewöhnlichsten Motive gegeben.
    Nur noch drei
Meter war Baker von der begrenzenden Mauer entfernt. Dahinter lag der Friedhof.
Doch davon wußte der Sergeant nichts.
    „Ich glaube,
jetzt bin ich lange genug hinter Ihnen hergestiefelt!“ Bakers Stimme klang
fest. Er richtete die Waffe auf die Gestalt, die aussah wie Alabaster. In
dieser dämmerigen Atmosphäre wirkte sie nicht anders wie ein verdichteter,
kompakter Nebel. „Beenden wir unseren Spaziergang, einverstanden?“
    Bakers ruhige
Stimme hallte durch den Abend. Die weiße Gestalt verharrte in der Bewegung und
drehte sich langsam um. Die Nebelschleier waren zu dicht, als daß der junge
Sergeant die Umrisse des Gesichts näher erkennen konnte.
    Was der Mann
vom Yard sah, war das metallische Aufblitzen eines länglichen Gegenstands in
der Rechten der Gestalt.
    Ein
Fleischmesser!
    Der
Revolverhahn Bakers knackte. „Lassen Sie das Ding fallen! Machen Sie keinen
Unsinn!“ Spätestens in diesem Augenblick wurde auch ihm bewußt, daß das Ganze
hier mehr als ein makabrer Scherz war.
    Der
Angesprochene schien sich für das, was Baker ihm zu sagen hatte, wenig zu
interessieren.
    Er wich
schrittweise zurück. Lautlos, als würde er schweben.
    Baker merkte,
wie es ihm heiß würde. Er warnte dreimal. Dann schoß er. Zunächst in die Luft.
Hart und trocken bellte der Schuß und zerriß die Stille der Nacht. Die Kugel
klatschte in einen schwarzen Baumstamm.
    Der zweite
Schuß ließ die Kieselsteine vor der hellen Gestalt aufspritzen. Erst der dritte
Schuß wurde gezielt abgefeuert. Baker hatte die Beine anvisiert. Er mußte
diesen Mann, der sich dem dunklen Loch in der Mauer näherte, dingfest machen.
Hier in diesem abgeschlossenen Grundstück durfte sich um diese Zeit kein
Fremder mehr aufhalten.
    Die Kugel
drang in das rechte Bein des Unbekannten. Baker schätzte, daß er in Wadenhöhe
getroffen hatte.
    Doch kein
Schmerzensschrei, keine Reaktion! Wie durch Zauberei huschte die weiße Gestalt
davon.
    Aus allen
Poren gleichzeitig brach Baker der Schweiß. Seine Kleidung klebte am Körper.
    Das durfte
nicht wahr sein! Seine Sinne narrten ihn - oder hier auf diesem einsamen,
abseits gelegenen Gelände in Chequers ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.
    Der Sergeant
rieb sich die Augen und sprang blitzschnell drei, vier Sätze nach vorn und sah,
daß das Loch in der Mauer gar kein Loch, sondern ein Eisentor war. Mit dunklen,
morschen Brettern vernagelt.
    Es ging alles
in Sekunden. Baker bekam gar nicht richtig mit, daß die unheimliche, unverletzbare
Gestalt irgendwie an dem Tor nach oben geklettert war. Sie versuchte auf der
anderen Seite ihr Glück. Dazu durfte er es nicht kommen lassen.
    Baker nahm die
Waffe zwischen die Zähne. Seine Hände umspannten die rostigen Eisenstäbe, seine
Füße fanden Halt zwischen den Querstreben und auf den alten, morschen Bohlen.
Es ächzte und knirschte unter seinen Tritten.
    Von der hellen
Gestalt war nichts mehr zu sehen.
    Baker war ein
gewandter Kletterer. Doch das letzte Drittel des Eisentores machte ihm zu schaffen.
Die oberen, etwa dreißig Zentimeter auseinanderstehenden Pfähle waren spitz wie
Speere.
    Mit den Beinen
balancierte Baker auf die vorspringende Mauer, suchte dort Halt, stellte sich
darauf und starrte in die Tiefe unter sich. Dunkle Erdhügel, hinter grauweißen
Schleiern ungepflegte Grabstätten, das glaubte er wahrnehmen zu können.
    Von der
unbekannten Gestalt weit und breit keine Spur.
    Weit und breit
nicht? Siedendheiß wurde Baker bewußt, daß das nicht stimmte Sie stand genau
vor ihm, auf der Mauer und war einen Kopf kleiner als er.
    Es ging rasend
schnell. Schneller, als es sein Gehirn begreifen konnte.
    Die hellen
Arme stießen auf ihn zu. Er merkte den Ruck, der durch seinen Körper ging und
wollte noch schießen. Doch der Verlust des Gleichgewichts forderte all seine
Sinne. Baker wollte sich fangen. Er ruderte mit den Armen und schaffte es nicht
mehr. Im Fall löste sich ein Schuß. Wie eine Rakete raste die Kugel in den
nächtlichen, sternenlosen Himmel. Zentimeterlang war die Mündungsflamme, die
aus dem Lauf drang.
    Baker konnte
nicht verhindern, daß er

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