Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

Titel: 047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
graue, wabernde Nebel.
    Ein Spuk?
    Daran glaubte
der vierundzwanzigjährige Polizist sowieso nicht.
    „Ich bin der
Meinung, da erlaubt sich jemand einen üblen Scherz.“ Er grinste. „Wenn es das
ist, was Mister Brent wissen will, dann wird er schneller zu einem Ergebnis
kommen, als er erwartet.“
    „Was haben Sie
vor, Mister Baker?“ Myriam sah ihn ängstlich an. Das Erlebnis vor zwei Tagen
stand wieder mit aller Macht vor ihrem geistigen Auge. Sollte es sich in dieser
Stunde wiederholen?
    Baker
lächelte. Seine kräftigen, weißen Zähne blitzten in seinem frischen Gesicht.
„Sie schließen jetzt alle Türen und Fenster, Miß Myriam, und warten, bis ich
zurück bin. Den Kapuzenmann da unten, der ein altes Bettlaken über sich wirft
und Gespenst spielt, werde ich mir mal vorknöpfen.“
    Myriam Toynbee
schüttelte den Kopf. „Hier spielt niemand Gespenst, ich…“
    Baker ließ sie
nicht zu Wort kommen. „Ich schaffe Ihnen den Kerl her, und dann haben Sie ein
für allemal Ruhe.“
    Er zupfte sein
Jackett zurück und drückte die Balkontür leise zu, nachdem er noch einen Blick
nach unten geworfen hatte. Dann eilte Baker aus dem Zimmer.
    „Sie brauchen
keine Angst zu haben“, sagte er noch von der Türschwelle her. „Deshalb bin ich
ja hier. Daß wir allerdings so schnell zu einem Erfolg kommen würden, wer hätte
das gedacht!“ Wenn man ihn so reden hörte, bekam man das Gefühl nicht los, daß
es ihm einen Riesenspaß machte, auf Gespensterjagd zu gehen.
    Ohne ein
weiteres Wort zu verlieren, huschte der Mann vom Yard durch den mit dicken
Teppichen ausgelegten Flur. Totenstille im Haus. Völlige Finsternis.
    Rasch eilte er
die Treppe hinab. Nicht durch den Haupteingang. Durch eine schmale Seitentür,
deren Riegel er nur zurückzuziehen brauchte, gelangte er ins Freie.
    Im Schutz der
Dunkelheit, dem Schatten des Hauses und der verästelten Büsche, die bis nahe an
die Tür heranwuchsen, näherte er sich auf dem schmalen Trampelpfad dem
Hauptweg.
    Schräg über
sich registrierte er einen ausladenden Wintergarten, darüber den Balkon Myriam
Toynbees.
    Baker warf
einen Blick nach oben. Niemand befand sich auf dem Balkon.
    Der junge
Sergeant griff nach seiner Dienstwaffe und entsicherte sie.
    Auf dem
Hauptweg sah er die verschwommene Gestalt, die in der Zeit, während er, Baker, die Treppen herabgekommen war, sich weiter in den
Nebel zurückgezogen hatte. Doch das hinderte den jungen Scotland-Yard-Beamten
nicht, dem weißen Phantom auf den Fersen zu bleiben.
    Es ging ihm
voran und bemerkte ihn offensichtlich nicht. Für einen uneingeweihten
Beobachter hatte es den Anschein, als ob diese gespenstische Erscheinung etwas
suche. Für Baker war das Ganze ein willkommener Spaß. Wenn der Bursche unter
dem Laken verrückt spielte, dann würde er ihm eine Kugel auf den Pelz brennen.
    Baker genoß
minutenlang dieses Verfolgungsspiel. Im Schutz der Bäume blieb er der seltsamen
Gestalt auf den Fersen, und manchmal war es ihm, als hätte er, Baker, sich doch
getäuscht. Die Gestalt da vor ihm im Nebel sah nicht so aus, als hätte sie nur
ein Laken über sich geworfen. Der Körper war in allen seinen Proportionen genau
zu sehen. Weiß und massig. Deutlich zeichnete sich der Schädel ab, deutlich
wahrnehmbar waren auch die Arme und Beine.
    In einer
Entfernung von nur drei oder vier Metern schlich Baker hinter der Erscheinung
her.
    Er benutzte
nicht den Weg und wollte verhindern, daß man das Knirschen seiner Schritte auf
dem Kiesuntergrund vernahm.
    Deshalb lief
er auf dem feuchten Rasen.

Aber das
Erstaunliche war, daß die Gestalt, der er folgte, minutenlang auf dem Kiesweg
ging, ohne daß man das geringste hörte.
    Spielten ihm
seine Sinne einen Streich? Hatte er sich von der irren Geschichte und dem Getue
anstecken lassen?
    Aber dann
mußte er auch wieder an das Geschehen denken, das den Verantwortlichen von
Scotland Yard seit der letzten Nacht soviel Kopfzerbrechen verursachte. Er
hatte davon läuten hören, daß sogar Chiefinspektor Higgins bei den beiden
unheimlichen Mordfällen in der Hopetown Street außersinnliche Kräfte im Spiel
vermutete!
    Zum erstenmal
zweifelte ein Mann wie der logische, eiskalt rechnende Higgins an seinem
Verstand. Nur ein Phantom sei aufgrund der letzten Untersuchungsergebnisse in
der Lage gewesen, die beiden Frauen in der letzten Nacht zu ermorden.
    War dieses
geheimnisvolle Phantom etwa hier in dem verträumten, jetzt in der Nebelstimmung
düster und unheimlich wirkenden Park zu

Weitere Kostenlose Bücher