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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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rechts stiegen teilweise steil an, die Schneise selbst nur hin und wieder ein wenig.
    Matt glaubte zu wissen, wo sie sich befanden, und sein Herz schlug höher: Die Kolonne rollte über die halb verschüttete und ganz und gar überwucherte Trasse der Interstate 15. Die Straße hatte früher aus Nevada kommend zwischen den San Bernardino- und den San Gabriel Mountains hindurch am östliche Los Angeles vorbei geführt, und dann an der Küste entlang bis nach San Diego hinunter.
    Früher…
    Je vier Echsenmänner marschierten auf jeder Seite des Patriarchenwagens. Die Vorhut bildeten sechzehn oder siebzehn Drakullen zu Fuß. Sie schwangen ihre Zwillingsklingen in Buschwerk und Gestrüpp und hieben den Weg frei.
    Matt suchte die Landschaft nach vertrauten Orientierungspunkten ab. Aber da gab es nichts, was ihm vertraut erschien.
    »Will Geschichten von Maddrax' Reisen an der Ostküste«, verlangte Papz Zsatar irgendwann.
    Matt tat ihm den Gefallen und erzählte, was er in den vereisten Ruinen New Yorks und in Washington erlebt hatte. Was den Weltrat betraf, beschränkte er sich auf Andeutungen.
    Hinter dem Kutschbock verschloss die Plane den Blick auf die Ladefläche des Wagens. Und dahinter zischte und schnalzte jemand. Nicht nur das Echsenmädchen hielt sich dort auf; mindestens zwei Arten von Stimmen konnte Matt unterscheiden. Die exotischen Laute klangen gedämpft und beschwörend. Manchmal rieselte eine Gänsehaut über Matts Rücken.
    Von Zeit zu Zeit hieb Papz Zsatar mit einer Peitsche auf die Rücken des Biisongespanns ein. »Grund deiner Suche hinter diesen Bergen?«, wollte er wissen. Obwohl er den Kopf nicht bewegte, spürte Matt seinen lauernden Blick von der Seite.
    »Alte Freunde besuchen, wie ich bereits sagte.«
    »Ort deines Geleges, Maddrax?«
    Matt begriff nicht sofort. Erst als er sich ins Gedächtnis rief, dass Reptiliennachwuchs aus Eiern zu schlüpfen pflegte, fiel der Groschen: Der Patriarch wollte wissen, ob dort hinter den Bergen Matts Heimat lag. War er womöglich telepathisch begabt?
    »Warum willst du das wissen, Papz Zsatar?«
    Fahlgelbes Laub streifte die Plane; Blätter blieben im Fell der Biisons hängen. Die Holzkonstruktionen der Wagen knarrten; Geröll knirschte unter den Rädern. Von der Spitze der Kolonne her hörte man Geäst brechen und Klingen ins Holz schlagen. Papz Zsatar schwieg, und Matthew Drax wiederholte seine Frage.
    »Ausstrahlung von Geheimnis um Maddrax. Zsatar ist Besitzer von Gespür für Geheimnisse.«
    »Geheimnis?« Matt lächelte - vielleicht weil ihm die Worte fehlten, vielleicht um Zeit zu gewinnen - und diesmal wandte die alte Echse sich ihm zu.
    »Ist gut, Maddrax«, krächzte sie. »Kein Wesen ohne Geheimnis, keine Größe ohne Rätsel. Schweigen ist gut.«
    Matt musste sein Bild von dem alten Drakullen korrigieren. Fleisch, Fisch und Vögeln - viel mehr Motive hätte er unter dem gelblichem Schuppenschädel nicht vermutet.
    »Nun, Papz Zsatar - du musst es ja wissen.« Mit dem Daumen deutete er über seine Schulter. »Du fährst dein Geheimnis durch Wüsten und Gebirge. Bis zum Meer.«
    Eine Zeitlang schwieg der Echsenmann. Dann sagte er: »Unsere Zukunft.« Er griff hinter sich. »Die Zukunft der Zsarra- Zchiefbiengs.« Mit einer kraftvollen Bewegung zog er die Plane auseinander und klappte sie nach außen.
    Matt hielt den Atem an. Zwei Drakullen hockten mit überkreuzten Beinen hinter ihm auf trockenem Laub: das Echsenmädchen und die fette Frau, die sie gestern beim Liebesakt gestört hatten. Beide hatten baseballgroße und - förmige Gegenstände auf ihrem Schoß, hellblau und von vollkommen glatter Ober- fläche. Eine dünnwandige, halb transparente Oberfläche, hinter der Matt die Umrisse kleiner Drakullen schweben zu sehen vermeinte.
    Eier, dachte Matt. Himmel - das sind ihre Eier…!
    Die beiden weiblichen Drakullen beachteten ihn überhaupt nicht. Sie streichelten die Eier in ihrem Schoß, wiegten die Oberkörper hin und her und zischelten und schnalzten dabei, als würden sie mit ihnen reden. Behutsam fassten sie dann die hellblauen Gebilde und legten sie hinter sich in einen großen, mit schwarzem Leder ausgepolsterten Kasten, nahmen zwei andere Eier aus ihm hervor und begannen wieder zärtlich zu schnalzen und zu grunzen.
    Fast zwei Drittel der gesamten Ladefläche nahm der Lederkasten ein. Eine stattliche Anzahl von Eiern häufte sich dort.
    Aber nicht das war es, was Matt den Atem stocken ließ. Nicht die Frauen, nicht die vielen Eier.
    Das

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