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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verdampfte zischend im Feuer. Aruula hatte Hunger, kein Zweifel.
    So wie Matt auch.
    Ein Krug wurde herum gereicht. Jeder Drakulle hob ihn hoch und stieß schnalzende und knackende Laute aus, bevor er trank.
    »Getränk auf unseren Papz, eya!« Penzer reichte Aruula den Krug.
    Sie hielt das Gefäß mit spitzen Fingern fest und blickte ratlos zu Matt. »Trink«, raunte er.
    »Trink auf Papz Zsatar und seine verrückte Sippschaft.«
    »Wie nennt ihr euch?«, wollte Aruula von Penzer wissen.
    »Zsarra-Zchiefbiengs«, beschied ihr der Einäugige.
    Aruula hob den Krug. »Auf Papz Zsatar und seine Zsarra-Zchiefbiengs!« Gegrunze und Geschnalze von allen Seiten. Sie nippte vorsichtig. »Nicht übel.«
    Matt nahm ihr den Krug ab, brachte den Toast aus und trank ebenfalls. Das Zeug schmeckte herb, fast ein wenig bitter, perlte aber angenehm auf der Zunge und erwärmte den Magen. Eine Art Aperitif, vermutete er. Er reichte das Getränk an Zchonni weiter.
    »Auf unseren Papz«, rief der, trank und ließ den Krug weiter kreisen. So ging das eine Zeitlang an allen vier Bratstellen.
    Papz war also der Titel. Mit Zsarra konnte Matt nicht viel anfangen, Zchiefbiengs allerdings klang in seinen Ohren wie
    »Chefwesen« oder »Hauptkreaturen«, eine Verballhornung von »Krone der Schöpfung« vielleicht.
    »Hast du je von einem Salzsee gehört?«, wollte Aruula wissen.
    »O ja - im Bundesstaat Utah gibt es einen Salzsee… im ehemaligen Bundesstaat«, korrigierte sich Matt. »Und Zotleyqucitä - das klingt verdächtig nach Salt Lake City…«
    Von links reichte ihm Zchonni eine Holzschüssel. »Vorrang der Weichhaut-Gäste.«
    Er bleckte die Zähne; wahrscheinlich grinste er.
    Matt blickte in die Schüssel. Zerstückelte Innereren schwammen in Blut - Leber und Herzen der Geier. »Sehr freundlich«, sagte er heiser und reichte die Schüssel an Aruula weiter. »Vielleicht später.«
    Aruula beeilte sich, die Schüssel Penzer in die Klauen zu drücken. Sie zog eine angewiderte Miene. Was Matt bewies, dass jemand, der Schmetterlingslarven und eine Pampe namens Shmaldan aß, noch längst nicht zu allen kulinarischen Entgleisungen bereit war. Er grinste still in sich hinein.
    »Das Beste«, versicherte Zchonni. »Kraft für Geist und Fortpflanzung.« Das Mienenspiel der Echsenleute blieb ein Buch mit sieben Siegeln, dennoch merkte Matt, dass sie Zchonni vor den Kopf gestoßen hatten. »Unzufriedenheit mit Gastfreundschaft?«
    »Nein, nein.« Matt schüttelte heftig den Kopf. »Wir sind sehr zufrieden, wirklich, nur…« Hilfesuchend wandte er sich an Aruula.
    »Rohes Fleisch macht uns krank«, erklärte sie. »Wir essen nur Gebratenes oder Gekochtes.«
    Matt hoffte, dass dies als Erklärung akzeptiert wurde. Rasch wandte er sich an Zchonni und wechselte das Thema. »Wie lange leben die Zsarra-Zchiefbiengs schon am Salzsee?«, erkundigte er sich.
    »Seit Ewigkeit«, behauptete Zchonni. Er erzählte von einem Gott, der auf dem Grund des Salzsees residiere und der seinesgleichen erschaffen hatte. Am Anfang der Zeit sollte das geschehen sein, lange bevor die erste Sippe der Zsarra-Zchiefbiengs die große Stadt Zotley- qucitä erbaute.
    Während der Geier über dem Feuer zusammenschrumpfte und eine dunkelbraune Färbung annahm, lauschte Matt der skurrilen Schöpfungslegende der Echsenwesen. Tamur- zartan nannten sie ihren Gott, und mit der Kraft seiner Gedanken habe er die sieben Erzpatriarchen und die sieben Urmütter der Zsarra-Zchiefbiengs erschaffen, und Zotleyqucitä habe er ihnen als Lebensraum zugewiesen bis zu dem Tag, an dem er beginnen würde, sein Reich auf der ganzen Erde zu errichten. Matt schauderte. Über fünfhundert Jahre waren vergangen, ein Komet hatte die Erde umgepflügt, ganze Gattungen waren ausgestorben, Menschen und Tiere mutiert oder degeneriert - aber noch immer gab es Welterlösungsideologien. Oder schon wieder?
    Nein, noch immer, dachte Matt. Der Weltrat fiel ihm ein. Was trennte Leute wie Hymes und Crow mit ihren globalen Herrschafts- ansprüchen von Exoten wie Zchonni und Papz Zsatar mit ihren primitiven Mythen? Nichts, dachte Matt, es muss irgendwie in unseren Genen liegen…
    An dieser Stelle unterbrach Zchonni seine Erzählung. Keine Silbe mehr über die religiösen Legenden seines Volkes. Immerhin erfuhr Matt noch ein paar Einzelheiten diesseits der Legenden: Mit zweiundsechzig Drakullen war der Treck zur Pazifik-Küste unterwegs - vierunddreißig Echsenmänner, achtzehn weiblichen Echsen und zehn junge

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