047 - Die letzten Tage von Riverside
Leuchten war es, das grüne Leuchten, das den Wagen erfüllte. Die Quelle des seltsamen Lichtes lag unter den Eiern…
Ein unglaublicher Verdacht sprang wie ein Blitz in Matthews Hirn. Doch noch bevor er sich an Papz Zsatar wenden konnte, wurden vorn an der Spitze der Kolonne Stimmen laut.
Er hörte Aruula rufen. Der Treck kam ins Stocken.
***
Riverside, Kalifornien, 24. Dezember 2011
»Es ging so schnell… es war, als hätte jemand plötzlich das Licht ausgemacht…« Eve suchte nach Worten. »Seit ich zum ersten Mal von dem Kometen gehört habe, bin ich nicht mehr so… so ausgelassen, so entspannt gewesen…«
Scheinwerfer der Polizei erhellten den Garten und die Hausfassade.
Auf der Terrasse kümmerten sich Sanitäter und Ärzte um die Verletzten, Nachbarn und Polizeipsychologen sprachen beruhigend auf geschockte Menschen ein.
»… wir essen, wir trinken, jemand stimmt ein Lied an, jemand liest aus dem Evangelium vor, und plötzlich zerspringt die Fensterscheibe der Terrassentür, Leute mit Motorradhelmen stürmen den Raum, schlagen mit Totschlägern um sich, stechen mit Messern nach uns und schießen…« Ein Weinkrampf schüttelte Eves Körper. Simon zog sie an sich und streichelte ihren Kopf. »Sie stürzten sich auf Rose und Kathleen. Gina wollte Kathleen festhalten, einer schoss sie einfach nieder…«
Ein Cop notierte ihre Aussage. »Und dann«, fragte er. »Was geschah dann, Mrs. Drax?«
Colin saß auf der Vortreppe. Ein Kollege hatte ihm den Arm auf die Schulter gelegt und reichte ihm Papiertaschentücher. Colin schnauzte sich und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Sie haben meine Frau erschossen!« Er sprang auf und brüllte los. »Sie haben meine Tochter verschleppt, und die Klei- ne von Tom Ryman! Begreift ihr nicht?! Kathleen und Rose - die Sauhunde haben sie mitgenommen! Könnt ihr euch vorstellen, was sie mit ihnen anstellen?!«
»Beruhige dich, Colin!« Sein Kollege stand auf und hielt ihn am Arm fest. »Wir sperren alle Ausfallstraßen. Weit kommen sie nicht, das schwör ich dir!«
Nicht weit von der Haustür entfernt packten sie den Blonden mit der roten Lederkluft in einen Leichensack.
»Hat einer von euch beiden ihn erwischt?«, wollte ein Uniformierter wissen, ein Captain - er leitete den Einsatz. Colin zuckte mit den Schultern, und Simon schwieg.
»Die tödliche Kugel traf ihn aus nächster Nähe«, sagte der Captain.
»Ich frag ja nur.«
»Wir müssen was tun!« Colin gestikulierte wild. »Sie fahren nach El Cerrito, einer der Sauhunde hat dort ein Wochenendhaus!«
»Woher willst du das wissen, Colin?«, fragte der Einsatzleiter.
»Ich weiß es einfach! Der Sauhund heißt Ricky Lewis, sein Vater muss da ein Haus haben…!« Er schrie auf wie unter Schmerzen, drehte sich um sich selbst, schlug die Hände vors Gesicht. »Jede Sekunde, die wir verlieren, bringt Kathleen näher an…« Der Rest des Satzes ging in lautem Weinen unter. Colin raufte sich die Haare und lief ins Haus.
»Er ist mit den Nerven am Ende«, sagte der Einsatzleiter. Er wandte sich an einen seiner Männer. »›Ricky Lewis‹ - gib der Zentrale den Namen durch. Sie sollen einen Wagen nach El Cerrito schicken.« Der Cop rannte zu den Streifenwagen. »Woher kann er das wissen?«, wandte sich der Captain an Simon.
»Keine Ahnung.« Simon wich seinem Blick aus. Er war schon immer schlecht im Lügen gewesen. Ein Beamte öffnete das Tor zur Grundstücksausfahrt; zwei seiner Kollegen trugen den Leichensack mit dem Blonden hinaus. Simon fragte sich, was Colin im Haus zu suchen hatte. »Er weiß es einfach, und ich würde das sehr ernst nehmen.«
Was, zum Henker, hat er im Haus zu suchen?, dachte Simon. Wenn Rowdies vor zehn Minuten meine Tochter entführt hatten, und ich hätte auch nur einen Verdacht: Ich säße längst hinter dem Steuer meines…
Das Licht über dem Garagentor flammte auf. Rasselnd schob sich das Tor nach oben.
»Ihr müsst ihn aufhalten…!« Simon lief zur Garage. Ein Motor heulte auf. Das Tor hatte sich kaum zur Hälfte gehoben, da schoss das Mercedes-Cabriolet aus der Garage.
Simon sprang zur Seite. Der Wagen jagte über die Einfahrt auf die Straße hinaus. Die Beamten ließen den Leichensack fallen und pressten sich ans Heck des Leichenwagens. Colin riss das Steuer herum und raste Richtung Von Buren Boulevard davon.
Simon dachte nicht nach. Er rannte aus dem Garten auf den Bürgersteig. Pete kauerte am Zaun neben dem am Boden liegenden Motorrad. Mit geschlossenen Augen, das
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