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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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haben. San Bernardino vielleicht?
    Ein Weg zweigte von der alten Straßentrasse ab, nicht mehr als ein breiter Trampelpfad. Es ging nach Südwesten. Die Ruinen nahmen zu, der Wald lichtete sich mehr und mehr. Manchmal sah man jetzt Spuren zusammengebrochener Brücken, Hochhäuser, Um- risse von Autowracks unter Gestrüpp, Moos und Schlingpflanzen, Schienentrassen unter Brennesseln und rötlichem Herbstlaub von Büschen.
    Ein Mast fiel Matt auf. Kerzengerade überragte er die Bäume. Vollkommen vermoost und mit Kletterpflanzen bedeckt, trug er ein blockartiges Gebilde mit zwei runden Ausbuchtungen am oberen Ende. Auch von ihm hingen Kletterpflanzen herunter. Unter dem Pflanzenteppich dort oben schimmerte es rötlich. Irgendwie kam Matt dieses Relikt einer untergegangenen Welt bekannt vor, und er betrachtete es genauer - bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel: Es war Wappen eines jener Reiche, die einst die Welt beherrscht hatten: das »M«-Symbol der McDonald's Restaurants.
    Es wurde dunkler und dunkler. Am westlichen Horizont verschwamm die dunkle Mauer des Waldes mit dem Abendhimmel; hier jedoch öffnete sich eine Lichtung. Matt sah Rauchsäulen über den Baumwipfeln und Büschen. Vereinzelt erkannte er Hütten; hölzern, niedrig und windschief zumeist. Die Rauchsäulen stiegen aus Abzugsschächten in ihren Flachdächern.
    Einige dieser Gebäude erschienen Matt weit weniger primitiv und sehr lang. Auch über ihnen hingen Rauchsäulen.
    Viele Lichter flackerten vor ihnen - Fackelträger. Die Taungards. Eine einzelne Frau näherte sich dem Treck. Sie schien unbewaffnet zu sein. Nur eine Fackel trug sie mit sich.
    Die Kolonne hielt an, die Mädchen sprangen von den Wagen und liefen der Fackelträgerin entgegen. Matt und Aruula folgten ihnen. Nacheinander fielen die Mädchen der Frau um den Hals, bevor sie zu den Fackelträgern vor dem langen Gebäude weiter rannten. Eines wollte die Frau gar nicht mehr loslassen. Es weinte laut, begann zu gestikulieren und berichtete ihr mit tränenerstickter Stimme.
    Matt konnte nicht genau verstehen, was die Gerettete sagte, aber ihre Gestik war eindeutig. Ein paar Schritte vor dem Paar - Mutter und Tochter, vermutete Matt - blieben sie stehen und warteten.
    Die Fremde trug weite Hosen und einen knielangen Mantel, sandfarben beides und aus groben Pflanzenfasern geflochten. Langes graues Haar quoll unter der breiten Krempe ihres Strohhuts hervor. Stickereien zierten die Jacke, Blau, Rot und Gelb; sie schimmerten im Fackelschein. Matt fühlte sich an Handarbeiten der Apachen erinnert.
    Endlich beruhigte sich das Mädchen. Die Frau machte sich von ihm los und kam zu Matt und Aruula. »Danke.« Sie verbeugte sich. »Ich bin Gracia Jurupa. Danke!« Sie wandte sich in erster Linie an Aruula. »Ihr habt unsere Töchter vor den Bestien gerettet! Gott segne euch!«
    Matthew Drax zuckte innerlich zusammen. Jurupa - so hatte einst eine Avenue in Riverside geheißen.
    Er stellte sich und seine Gefährtin vor. »Wir mussten die Mädchen nicht retten, Ma'am.« Er wandte sich um und wies auf die Wagenkolonne. Die Drakullen warteten etwa zweihundert Schritte entfernt neben den Biison-Gespannen. »Diese reptilienhaften Wesen sind keine Bestien, glauben Sie mir. Sie nennen sich Zsarra-Zchiefbiengs und benehmen sich sehr friedlich. Sie sprechen sogar unsere Sprache, essen Fisch und Geier und wollen ihre Brut ans Meer bringen. Ihr müsst keine Angst vor ihnen haben.«
    Starker Tobak für die Frau. Ihr Blick flog zwischen ihrer Tochter und Matt hin und her. Sie riss sich den Hut vom Kopf, kratzte sich den Schädel, spähte aus schmalen Augen zum Echsentreck. Matt erzählte von der Gastfreundschaft der Drakullen. Es dauerte seine Zeit, aber schließlich schaffte er es doch, die Angst und das Misstrauen in Gracia Jurupa zu beschwichtigen.
    Es war dunkel, als die Wagenkolonne auf die große Lichtung fuhr. Fackelträger der Einge- borenen eskortierten sie in großem Abstand. Zweihundert Schritte entfernt von dem ersten der langen Gebäude bildeten die Drakullen eine Wagenburg. Die Entfernung hatte Aruula als Mittlerin zwischen den Echsen und Gracia Jurupa ausgehandelt.
    Die Barbarin und Matt führten Papz Zsatar, seine Dienerin und Zchonni zu einer Delegation der Taungards. Zchonni schleppte einen großen Tonkrug mit sich.
    Im Schein vieler Fackeln wartete die Jurupa mit ihren Leuten vor dem ersten Langbau; sechs Personen, fünf davon Frauen. Zum ersten Mal dämmerte Matt die Möglichkeit, dass Frauen in

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