047 - Medium des Mord-Magiers
möglich in der Lage bist, ohne fremde Hilfe schwarze Attacken zurückzuschlagen, denn immer wird nicht jemand in deiner Nähe sein, der auf dich aufpaßt.«
Wir durften den Gurt lösen, ein Tunnel wurde an die Maschine geschoben, und dann kam der allgemeine Aufbruch. Die Stewardeß schenkte jedem zum Abschied noch ein freundliches Lächeln, dann schritten wir durch den angedockten Tunnel und gelangten auf diesem Weg in die riesige Ankunftshalle des Heathrow Airport.
Eine Viertelstunde später stand ich in einer Telefonkabine und wählte meine eigene Nummer.
Meine Abreise nach Spanien war so überstürzt erfolgt, daß ich für Vicky Bonney und Mr. Silver nur eine schriftliche Nachricht hinterlassen konnte.
Ich hoffte, daß sich jetzt meine Freundin oder der Ex-Dämon melden würden, doch in meinem Haus in der Chichester Road ging niemand an den Apparat.
Ich ließ es gut ein dutzendmal läuten, ehe ich den Haken mit dem Finger herunterzog.
Wieder tanzten rote Punkte vor meinen Augen; sie schienen zu brennen. Ich wischte mit der Hand über mein Gesicht und brachte die Punkte damit zum Verschwinden.
Wenn ich ehrlich sein soll, muß ich zugeben, daß mich die Sache ein wenig beunruhigte. Ob ich mich mal einer »Generalüberholung«
unterziehen sollte? Würden die Arzte irgend etwas entdecken?
Ich verwarf diese Gedanken und wählte Tucker Peckinpahs Nummer. Er war gewissermaßen unsere Zentralstelle, deshalb hoffte ich, von ihm zu erfahren, wo sich Vicky oder Mr. Silver befanden.
Cruv, der Gnom, nahm den Anruf entgegen. Er war seit geraumer Zeit Peckinpahs Leibwächter und nahm seine Aufgabe sehr ernst.
Ich erkundigte mich nach seinem Befinden.
»Es geht mir ausgezeichnet«, sagte der sympathische Knirps.
Ich wollte, ich könnte dasselbe von mir behaupten, dachte ich und seufzte.
»Ist Peckinpah in der Nähe?« fragte ich.
»Ja. Willst du ihn sprechen?«
»Wenn’s geht.«
»Augenblick, Tony.«
Sekunden später hatte ich den Industriellen an der Strippe.
»Hallo, Partner«, sagte ich.
»Ich hörte, Pater Severin hätte Sie nach Spanien mitgenommen.«
»Wir kamen soeben zurück«, bemerkte ich und berichtete, was sich in der Nähe von Barcelona zugetragen hatte.
»Das ging aber ruckzuck«, sagte Tucker Peckinpah.
Ich lachte. »Ballards Devise: prompt und präzise.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte der Industrielle.
»Ich rief vorhin bei mir zu Hause an, es ging aber niemand ran. Hat das irgend etwas zu bedeuten?«
»Sie wissen noch nichts von Mr. Silver?«
»Woher sollte ich?«
»Richtig, Sie waren ja nicht zu Hause.«
»Was ist mit Mr. Silver?« fragte ich, und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Mein Freund und Kampfgefährte war mir so ans Herz gewachsen, daß ich seine Probleme automatisch zu meinen machte, und umgekehrt war es genauso. Wenn wir auch manchmal getrennte Wege gingen, so waren wir doch unzertrennlich.
»Er hatte eine… Ich weiß nicht, wie ich es bezeichnen soll«, sagte Tucker Peckinpah.
»Er hatte eine was?« fragte ich mit wachsender Erregung… »Eine Eingebung – oder so etwas Ähnliches«, erzählte der Industrielle.
»Oder eine Vision«, sagte ich.
»Etwas in der Art.«
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als mir einfiel, daß der Ex-Dämon erst kürzlich so eine trübe Vision gehabt hatte. Er sah nichts Genaues, aber eines kristallisierte sich klar heraus, daß jemand aus unserem Freundeskreis der Tod ereilen würde.
Ich verdrängte die Angst davor ins Unterbewußtsein, doch jetzt war sie wieder voll da.
War Mr. Silvers Vision beim zweitenmal deutlicher geworden?
Kannte er nun den Namen der Person, die sterben würde? Ich hatte gehofft, daß davon nie mehr die Rede sein würde, daß die vage Vision ein Irrtum war, doch insgeheim mußte ich mir sagen, daß sich der Hüne mit den Silberhaaren nicht irren konnte, da die Vision ja an ihn herangetragen worden war.
»Es geht um Roxane«, sagte Tucker Peckinpah.
»Fand er heraus, wo sie ist?« fragte ich schnell.
»Nein, aber er mußte erfahren, daß es seiner Freundin sehr schlecht geht. Ein Wesen, das ihm feindlich gesinnt ist, spielte ihm diese Information zu.«
»Was heißt, Roxane geht es schlecht?«
»Angeblich ist sie dem Tode nahe.«
»Großer Gott! Besteht die Gefahr, daß Silver sie verliert?« fragte ich, und Schweiß glänzte auf meiner Stirn. War die Hexe aus dem Jenseits jene Person, die aus meinem Freundeskreis ausscheiden mußte?
»Wo ist sie?« wollte ich wissen.
»Das
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