047 - Medium des Mord-Magiers
zu sehen gab. Der Fall hatte einen beinahe friedlich anmutenden Ausklang.
»Weißt du, worauf ich jetzt gespannt bin, Tony?« bemerkte Pakka-dee.
»Nun sag schon.«
»Auf Marra, die weiße Hexe, die du aus Spanien mitgebracht hast.«
»Du wirst mit ihr viel Geduld haben müssen«, sagte ich. »Ihre übernatürlichen Fähigkeiten sind stark verkümmert. Sie bediente sich ihrer lange Zeit nicht. Wenn du sie zu früh einsetzen würdest, könnte ihr das zum Verhängnis werden.«
»Sie wird selbst den Zeitpunkt ihres ersten Einsatzes bestimmen«, versprach mir Pakka-dee. »Bis dahin sehe ich in ihr einen netten Gast, um den ich mich mit der gebührenden Aufmerksamkeit kümmern werde. Dies wird mir um so leichter fallen, da Fystanat anklingen ließ, daß Marra sehr hübsch sein soll.«
Ich schmunzelte. »Du wirst denken, ein Filmstar wohnt in deinem Haus. Meine Güte, ich habe ja gar nicht bedacht, was das für einen Konkurrenzkampf zwischen euch auslösen wird. Jeder von euch wird Marra für sich gewinnen wollen.«
»Gibt es etwas Schöneres für eine Frau, als bewundert und begehrt zu werden?«
»Meinetwegen macht ihr den Hof, soviel ihr wollt«, sagte ich mit erhobenem Zeigefinger. »Aber wenn mir eine einzige Klage zu Ohren kommt, kriegt ihr’s mit mir zu tun.«
Sie wußten, daß diese Drohung nicht ernst gemeint war, und ich konnte mich darauf verlassen, daß jeder dieser drei Männer sein Leben für Marra gegeben hätte, und genauso verhielt es sich mit dem Hexenhenker Anthony Ballard.
Über die Tornadodämonen, diesen ärgerlichen Mißgriff, verloren wir kein Wort.
Obwohl es schon spät war, wollten Daryl, Mason und Brian, daß ich noch mit auf einen Drink zu ihnen kam.
Daheim waren sie dann alle drei so von den Socken, als sie Marra erblickten, daß sie glatt meinen Drink vergaßen. Also begab ich mich zur Hausbar und bediente mich selbst.
Der Pernod löste zwar die letzte Verkrampfung in mir, aber er schmeckte irgendwie schal, vielleicht auch fremd.
Fremd! Da war dieses Wort wieder. Wenn ich unter Druck stand, hatte ich keine Zeit, darüber nachzudenken, doch jetzt, wo wieder einmal alles vorbei war, mußte ich mich damit befassen.
Ich spürte es manchmal mehr, manchmal weniger, aber da war etwas in mir, das mir Sorgen machte. Ich sprach mit meinen Freunden nicht darüber, denn ich wollte sie nicht beunruhigen. Irgendwie würde ich damit schon fertigwerden, jedenfalls glaubte ich das. Ich mußte nur erst mal herausfinden, was mit mir los war.
Ich bestellte telefonisch ein Taxi vor Crennas Haus, und als es eintraf, verabschiedete ich mich von meinen Freunden.
»Darf ich dich anrufen, Tony?« fragte Marra und schüttelte ihre kupferfarbene Mähne.
Ich lächelte sie an. »Jederzeit.«
»Ich würde gern deine Freundin und Mr. Silver kennenlernen.«
»Das läßt sich einrichten.«
»Essen wir in den nächsten Tagen zusammen?«
Ich grinste. »Es wäre sehr unhöflich, den Vorschlag einer so schö- nen, charmanten Frau abzuweisen, Madame Marra.«
»Dann bis bald«, sagte die attraktive Sterndeuterin, und ich begab mich zum wartenden Taxi.
»Wohin?« fragte der Fahrer und unterdrückte ein Gähnen.
»Paddington. Chichester Road 22«, antwortete ich, lehnte mich zurück und schaltete ab…
ENDE
[1] Siehe Tony Ballard Nr. 46 »Xendarro, der Vampir«
[2] Siehe Tony Ballard Nr. 41 »Der Tod schleicht durch London«, Tony Ballard Nr. 42 »In den Klauen der Knochenmänner«
[3] Siehe Tony Ballard Nr. 36 »Im Verlies der Verdammten«
[4] Siehe Tony Ballard Nr. 22 »Der Sarg der tausend Tode«
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