047 - Medium des Mord-Magiers
John Darcel. »Es ist schwarz. Aber nicht weitersagen.«
»Ach, kommen Sie, Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Kein Mensch hat schwarzes Blut in seinen Adern.«
»Wer sagt, daß ich ein Mensch bin?« Seine Stimme wurde vertraulich, und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. »In Wirklichkeit bin ich nämlich ein Dämon.«
Jane lachte wieder. »Wieviel haben Sie heute abend schon getrunken, Mr. Darcel?«
»Für Sie bin ich John«, sagte der Schlagzeuger. »Ich habe nicht mehr getrunken, als ich vertrage. Ist es Ihnen hier nicht auch zu voll?«
»Nun ja…«
»Ich wüßte einen Ort, wo wir uns ungestört unterhalten könnten.«
Jane Pickup wurde wieder rot. Sie hatte begriffen. Gleichzeitig aber fühlte sie sich von John Darcel durchschaut, denn auch sie hatte den Wunsch, mit ihm allein zu sein.
Er wußte es nicht, aber sie himmelte ihn an, hatte sogar ihr Zimmer zu Hause mit seinen Fotos tapeziert. Schon seit langem hatte sie davon geträumt, seine Bekanntschaft zu machen, mit ihm allein zu sein und… Oh, es gab keinen Wunsch, den sie ihm nicht erfüllt hätte.
Er wechselte zum vertraulichen Du: »Weißt du, was wir jetzt tun, Jane? Wir machen uns dünn, ziehen uns auf mein Zimmer zurück…«
»Aber die Gäste…«
Er grinste. »Welche Gäste?«
»Sie sind euretwegen hier.«
»Ich werde mich später um sie kümmern, der Abend ist noch lang. Komm.« Er sprach heiser, und zwischen seinen Schläfen hämmerte die Mordlust.
Rasch griff er nach Janes Hand. Sie sträubte sich nicht, sondern folgte ihm, denn schließlich war John Darcel im Begriff, ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen.
Was auch immer passieren wird, sagte sie sich, ich werde nichts bereuen. Wenn sie gewußt hätte…
Mehrmals wurde John Darcel angehalten. Die Leute versuchten ihn in längere Gespräche zu verwickeln, doch er zog sich immer geschickt aus der Affäre und schaffte es innerhalb kurzer Zeit, den Festsaal zu verlassen.
Im Fahrstuhl wollte die Bestie in ihm hervorbrechen. Mühsam hielt er sich zurück. Jane Pickup lehnte sich gegen ihn.
Er legte seinen Arm um ihre Schultern und beobachtete, wie seine Fingernägel wuchsen. Ein Glück, daß es dem Mädchen nicht auffiel.
Es war noch zu früh.
Der Lift hielt an, die Türen glitten leise surrend auseinander, Darcel verließ mit seinem ahnungslosen Opfer die Kabine. Der Mordtrieb ließ ihn innerlich vibrieren.
Er führte das blonde Mädchen den Gang entlang und schloß die Tür seines Zimmers auf. Sie gehorchte seiner einladenden Handbewegung.
»Eigentlich schickt es sich nicht…«, sagte sie leise und trat ein.
»Wir werfen alle konventionellen Zwänge heute abend über Bord«, sagte er mit belegter Stimme. »Wir tun, was uns Spaß macht und kümmern uns nicht darum, wie die Welt darüber denkt, einverstanden?«
Sie nickte, sagte nichts, zuckte nur leicht zusammen, als er die Tür hinter sich schloß.
»Jetzt bist du meine Gefangene«, sagte er grinsend.
»Sieht so aus.«
»Hast du Angst vor mir?«
Jane Pickup schüttelte den Kopf. »Nein, denn ich weiß, daß mir nichts geschehen wird, womit ich nicht einverstanden bin.«
»Dann ist dir also klar, daß ich dich nicht nur in mein Zimmer mitgenommen habe, um ungestört mit dir reden zu können.«
»Ich wußte von Anfang an, welches Ziel du damit verfolgst.«
Er lachte. »Tatsächlich?«
»Was will ein Mann schon von einem Mädchen…«
»Ich wette, du weißt noch nicht alles, Jane«, sagte der Schlagzeuger rauh.
»Was immer du vorhast, wir werden es genießen«, sagte Jane.
Er kam langsam näher, konnte sich nur noch mit größter Anstrengung beherrschen. Ihr fiel auf, daß er sehr erregt war, aber sie dachte, es wäre aus demselben Grund wie sie.
Als er nur noch einen Schritt von ihr entfernt war, schloß sie die Augen und flüsterte: »Nimm mich in die Arme und küß mich, John.«
Seine Haut veränderte sich, ohne daß es ihr auffiel. Die Poren schlossen sich, Wülste bildeten sich, die sofort hart wurden und eine grünliche Färbung annahmen.
Hornschuppen bildeten sich auf dem Körper des dämonischen Wesens, an den Fingern wuchsen lange scharfe Krallen, und der Schädel verlor das menschliche Aussehen.
Nase und Mund verformten sich zu einem großen, gefährlichen Geierschnabel, während aus dem Kopf ein Raubvogelschädel wurde. Die Metamorphose dauerte nur Sekundenbruchteile. Ein gieriger, krächzender Laut entrang sich der Kehle des Monsters, und Jane Pickup riß verwirrt die Augen auf. Ungläubig und
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