0470 - Mörder jagen einen Mörder
Milchstraße auf.
Ich zog die Knie an, krümmte den Rücken, und erst damit gelang es mir, auch die Beine in den Fond des Wagens zu ziehen.
Ich ließ sein rechtes Handgelenk los, schlug beide Hände in die Jackenaufschläge, riß ihn hoch und warf mich, ohne loszulassen rückwärts. Da er gleichzeitig zuzuschlagen versuchte und sich dadurch mit in den Schwung warf, fielen wir aus dem Wagen.
Ein unbeteiligter Zuschauer hätte wahrscheinlich laut aufgelacht, denn wir kugeiten im Stil von Zirkusclowns durch das Gelände. Trotzdem war es bitterer Ernst. Es stand von der ersten Sekunde an fest, daß keiner von beiden aufgeben würde, denn für beide bedeutete ein Knockout den sicheren Tod, für mich in der nächsten Sekunde, für Joffrey Larham nach der Gerichtsverhandlung und den Nächten in der Todeszelle.
Es gelang mir nicht, oben zu bleiben. Larham spreizte als erster die Beine und stoppte damit die Rollbewegung. Er preßte beide Hände gegeneinander, riß die Arme hoch und schlug zu. Ich drehte den Kopf nach links weg. Wenige Zoll neben mir schmetterte er die Fäuste gegen den Boden. Ich ließ seine Jacke los, drückte die Hände gegen sein Kinn, zog die Knie an und wälzte den schweren Burschen von mir herunter.
Er erkannte die Gefahr, gab nach, sprang auf und versuchte, im Hochschnellen seinen Absatz in meinem Gesicht zu landen. Ich fiel nach der Seite weg und rollte mich über die Schulter auf die Füße. Keine Sekunde zu früh, denn Larham hatte schon eine Hand in die Tasche gesenkt, um meine 38er zu ziehen. Ich hatte keine andere Wahl, als wieder in ihn hineinzugehen.
Ich deckte ihn mit einer langen Serie ein. Das zwang ihn, die Arme zur Deckung hochzunehmen. Er bekam die 38er nicht zu fassen. Ich beschäftigte ihn so, daß er beide Hände brauchte, um den Treffer zu vermeiden, der ihn kampfunfähig gemacht hätte. Ich war jetzt ein wenig im Vorteil. Vom Boxen verstand ich mehr als der Killer. Larham spürte es. Er wehrte sich mit Verbissenheit. Wieder und wieder unternahm er Vorstöße mit dem Ziel, mich auf Distanz zu treiben, um die zwei oder drei Sekunden zu gewinnen, die er brauchte, um meine 38er zu ziehen.
Die blinde Fahrt des Chevrolet hatte uns ganz nahe an das Ufer des Steinbruchsees herangebracht. Der Wagen klebte an einer krüppeligen Birke, dem letzten Baum einer Gruppe von einem knappen Dutzend, das auf dem harten Boden Wurzeln geschlagen hatte. Larham und ich kämpften auf einem flachen, staubigen und steinigen Plateau weniger als zehn Schritte vom Ufer entfernt.
Ich teilte meine Kräfte ein. Ruhig wich ich Larhams Angriffen aus, aber ich ging sofort wieder an ihn heran, wenn er zurückwich. Ich war jetzt sicher, denn ich wußte, daß ich ihn schaffen konnte, wenn ich keinen Fehler machte.
Auch Larham verriet noch keine Unsicherheit. Er hatte die Lippen von den Zähnen gezogen, und sein Gesicht war zu einem Grinsen erstarrt. Seine rechte Hand blutete aus zahllosen Schnittwunden. Jedesmal, wenn er damit zuschlug, sprühten rote Tropfen durch die Luft.
Ich glaube, daß wir nicht länger als zwei oder drei Minuten so kämpften. Plötzlich zog der Chicagoer den Kopf zwischen die Schultern und drang mit wilden rechten und linken Schwingern auf mich ein. Ich wich zurück, ohne wirklich getroffen worden zu sein. Larham ließ die rechte Hand fallen und wollte in die Tasche greifen.
Mein Konterschlag explodierte an dem deckungslosen Kinn. Die Wucht des Hiebes drehte den Killer in der Hüfte herum. Ich setzte nach, aber Larham war routiniert genug, den rechten Arm wieder hochzureißen und meinen linken Haken, der ihm ohne Zweifel dfen Rest gegeben hätte, abzublocken. Die Lage schien unverändert.
Sie schien nur unverändert, denn sie war es nicht. Joffrey Larham hatte den ersten Fehler gemacht. Seine Siegesgewißheit war gebrochen. Er wußte jetzt, daß er verlieren konnte, trotz der Waffe in seiner Tasche. Das starre Grinsen war wie weggewischt. Ich entdeckte in seinen Augen ein kleines Flakkern.
Ich verschärfte die Gangart. Unter einem Hagel von linken und rechten Haken wich er zurück. Er deckte den Kopf gut. Ich traf ihn dort nie, aber ich traf wieder und wieder seine Rippen und seinen Brustkorb. Diese Treffer nahmen ihm die Luft. Er öffnete den Mund weit und begann, heftig und keuchend zu atmen.
Dann versuchte er, sich mit einem gemeinen Tritt zu retten. Ich wich mit einem Sidestep aus. Zum zweiten Mal senkte er die Hand in die Tasche.
Ich traf ihn ungefähr so hart wie beim ersten
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