0470 - Mörder jagen einen Mörder
daß ich die Kreuzung nicht vor ihnen passieren konnte. Der krummbeinige Pad ließ die rollenden Loren los. Er griff unter seine Lederjacke und zog eine schwere Pistole. Mit dem Rücken warf er sich gegen die Loren, um sie zu stoppen. Gleichzeitig riß er die Waffe hoch. Ein Grinsen teuflischen Triumphes entstellte sein Gesicht noch mehr. Er schrie etwas Unverständliches, Beschimpfungen oder einfach ein Lachen oder ein Geheul.
Ich jagte den Rambler nach rechts, hinunter von der Straße, vorbei an dem übergroßen Greifbagger tiefer in das Steinbruchgelände hinein und auf die Bruchwand zu, die sich in einer Länge von mehr als einer Meile erstreckte, zerklüftet wie die Steilküste eines Meeres.
Das Gelände war vielleicht für schwere Trucks mit Vierradantrieb oder für Raupenschlepper befahrbar, nicht aber für einen Asphaltwagen wie den Rambler. Ich kam noch an dem Greifbagger und zwei Förderbändern vorbei. Dann öffnete sich eine Wasserpfütze, die mehr als einen Fuß tiefer lag. Der Rambler krachte mit der Wucht eines Nilpferdes, das von einem Sprungbrett springt, hinein. Er brach sich die Vorderachse, drehte einen Halbkreis und stand. Ethel Dean wurde gegen die Frontscheibe geschleudert und holte sich eine Platzwunde an der Stirn.
Ich stieß die Tür mit dem Fuß auf. »Raus!« schrie ich die Frau an. Sie war nicht ohnmächtig, aber unfähig, eine Bewegung zu machen.
Ich sprang aus dem Schlitten. Das schlammige Wasser reichte mir nahezu bis an die Knie. Ich zog Ethel Dean aus dem Auto, nahm sie auf die Arme und trug sie aufs Trockene. Vorsichtig stellte ich sie auf die Füße. »Versuchen Sie zu gehen!«
Noch sah ich keinen der Gangster. Ethel Dean taumelte. Ich stützte sie. »Schneller! Gehen Sie schneller!« sagte ich und zerrte sie vorwärts. Sie versuchte, zu laufen. Der Stöckelabsatz ihres rechten Schuhs brach weg. Sie knickte in die Knie und fiel. Ich hob sie auf. In dieser Sekunde sah ich Lex Ruff. Er kam hinter dem Greifbagger hervor. Ich packte die Frau unter den Achseln und zog sie hinter einen Raupentraktor, der unmittelbar vor uns stand.
Ruff bewegte sich vorsichtig. Er verließ ungern die Deckung des Baggers. Schußbereit hielt er das Schnellfeuergewehr an der Hüfte. Jetzt sah er den Rambler und blieb stehen. »Paddy! Don!« rief er. »Hier müssen sie stecken.«
Der jüngere Ruff erschien auf der Bildfläche. In seinem wilden Gesicht blitzten die Zähne. Er fuchtelte mit der schweren Pistole und achtete weniger als sein Bruder auf eine vernünftige Deckung. Der dicke Don Made folgte ihm in einigem Abstand. Er hielt den rechten Arm steif nach unten. Sein rotes Gesicht war dick gedunsen. In der linken Hand trug er ebenfalls eine schwere Kanone.
Ich kauejte mich zu Ethel Dean hinunter, die neben den Raupenrädern auf der Erde lag. Ich besaß noch eine Kugel.
Meine Augen suchten die Bruchwand nach einem Fluchtweg ab. Selbstverständlich gab es Möglichkeiten genug, hinaufzuklettern. Diese Brüche werden in Etagen abgebaut, so daß sich ein terrassenartiger Aufbau entwickelt. Damit bot ich Lex Ruff und seinem Gewehr aber auch gleichzeitig die erstklassige Chance, mich wie eine Gemse aus der Wand zu schießen.
Ich legte meinen Arm um die Frau. »Hören Sie zu, Ethel! Wir müssen dort bis zu den Hütten gelangen. Die Schrämmaschine rechts davon nehmen wir als erste Etappe. Laufen Sie so rasch, wie Sie können. Ich werde an Ihrer linken Seite bleiben. Auf diese Weise kann ich Sie am besten schützen.«
»Hat Lex auf den Wagen geschossen?« fragte sie mit zitternden Lippen.
»Natürlich tat er das.« Ich schob mich nach vorne, um nach den Gangstern zu sehen. Sie standen noch etwa an derselben Stelle. Offenbar wagten sie sich nicht näher heran. Sie wußten genau, wie weit man mit einer schweren Pistole zielsicher schießen kann. Noch befanden sie sich außerhalb dieser Schußweite.
»Vorwärts, Ethel!« Ich wollte sie hochziehen. Sie sträubte sich. »Lex hat auf den Wagen geschossen, obwohl er wußte, daß ich mich darin befand.«
»Ja, zum Teufel! Wenn es Sie beruhigt, nehmen Sie an, daß er schärfer darauf ist, mich zu treffen als Sie. Kommen Sie jetzt!«
»Nein!« Sie stieß meine Hand zurück. »Er konnte nicht zielen. Warum riskierte er es, mich zu treffen? Er liebt mich doch.«
Ich hörte ein Geräusch und nahm den Kopf hoch. Ich sah, daß Pad Ruff in Zick-Zack-Linien auf die Pfütze zurannte. Unmittelbar an ihrem Rand schlug er einen Haken und verschwand hinter einer
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