0470 - Mörder jagen einen Mörder
hatte meine letzte Kugel in dem Sekundenbruchteil verfeuert, in dem ich erkannte, daß Ruff die Frau töten wollte. Ich traf ihn nicht.
Die Wesley war keine Smith and Wesson 38er, und die Entfernung war immer noch zu groß für einen sicheren Pistolenschuß. Ethel Dean war tot.
Sie beantworteten meine einsame Kugel prompt. Während Ruff sich in seine Deckung zurückfallen ließ, ,beharkten mich Made hinter seinem Steinhaufen hervor und Pad Ruff aus dem Gestänge eines Förderbandes, das sich schon nahezu mit dem Raupenschlepper auf einer Höhe befand.
Ich konnte nichts mehr für Ethel Dean tun. Ich warf mich herum und raste in langen Sätzen los. Ich sprintete auf die Schrämmaschine zu, die ich als erste Etappe ins Auge gefaßt hatte. Sie veranstalteten ein Feuerwerk wie die Schützen einer Treibjagd auf einen einsamen Hasen, der auf ihre Kette zugaloppiert. Vermutlich verdanke ich es nur der Tatsache, daß Lex nicht so schnell hinter seiner Deckung wieder hochkam, daß ich die erste Etappe überhaupt überlebte. Mit einem letzten verzweifelten Satz warf ich mich hinter das Gestänge der Schrämmaschine in Deckung.
Ich keuchte. Mein Herz hämmerte, als wollte es meine Brust zersprengen. Im Mund spürte ich den charakteristischen Blutgeschmack totaler Überanstrengung. Eine Welle von Übelkeit überschwemmte mich. Zum Henker, ich konnte ebensogut aufgeben, als solange vor ihnen wegzurennen, bis mich doch eine Kugel flachlegte. Es war ganz sicher, daß meine Chance nur noch in einer millionenfachen Verdünnung existierte.
Ich biß die Zähne zusammen und redete mir selbst gut zu. Jerry, alter Junge, sagte ich mir, du wirst dich nicht von diesen Killern erledigen lassen. Ich richtete mich auf.
Sie rannten nicht im gleichen Tempo hinter mir her, wie ich vor ihnen weggerannt war. Sie blieben vorsichtig, und wieder .schickte Ruff seine Kumpane einzeln vor.
Unwillkürlich mußte ich grinsen. Immer noch fürchteten sie die Kanone, in meiner Hand. Sie wußten nicht, daß die Wesley jetzt nicht mehr gefährlicher war als die Wasserspritzpistole eines Lausejungen. Immerhin hielten sie mich noch für den gefährlichen Killer, und der Umstand, daß ich den Dicken angekratzt hatte, veranlaßte sie zu besonderer Vorsicht.
Ich drehte mich auf den Rücken. Vom Fuß der Steinbruchwand trennten mich noch dreihundert Yard. Die nächste Deckung boten die Hütten. Sie standen rund zweihundert Yard weit weg, und diese zweihundert Yard waren die entscheidende Durststrecke.
Ich bemühte mich, meine Kräfte zu sammeln. Ich lag ganz ruhig und atmete tief. Sie ließen mir nicht viel Zeit. Einer von ihnen begann zu schießen, obwohl ich in einer Deckung lag, die so gut war wie eine Panzerkuppel.
Der voreilige Schütze war Paddy Ruff. Er jagte drei Kugeln gegen den Stahl der Schrämmaschine und schrie: »Zeig dich endlich, du große Kanone! Los, laß endlich sehen, was du auf dem Kasten hast!«
»Es wird nur geschossen, wenn ich es befehle!« schnitt ihm sein Bruder das Wort ab. »Jetzt geh näher ‘ran, Pad!«
Ich verzichtete darauf, festzustellen, wohin der jüngere Ruff rannte. Ich ging in Startstellung, visierte mein nächstes Ziel, die Wellblechhütte, an und begab mich auf die Reise.
Überflüssig, Ihnen zu erzählen, was unterwegs passierte. Mir scheint es selbst nahezu unglaublich, daß ich unverletzt davonkam. Ich glaube, es lag einfach am Soldatenglück. Sie wissen, daß oft genug die Jungen davonkamen, obwohl sie mit Maschinengewehren, Granatwerfern und sonstigem kleinen Feuerwerk beharkt wurden. Bei mir war es nur eine kleine Orchesterbesetzung, zwei Pistolen und ein Schnellfeuergewehr.
Ich prallte gleichzeitig mit einigen Kugeln gegen das Wellblech der Baracke, hechtete mit einem langen Satz daran entlang und rollte mich mit einem Überschlag um die Ecke aus dem Schußfeld.
Da lag ich nun, ausgepumpt und mit der ziemlich sicheren Gewißheit, daß ich zwar noch den Fuß der Steinbruchwand erreichen konnte, daß sie mich aber aus der Wand herausschießen würden, sobald ich die Abbaumaschine am Fuß passiert hatte. Ich betrachtete die Wesley, die ich immer noch in der Hand hielt.
In einer Art Zwangsvorstellung dachte ich daran, wie ich den Ruffs die Zähne zeigen würde, besäße ich nur ein volles Magazin. Mechanisch drückte ich den Auslöseknopf und ließ das Magazin aus dem Griff gleiten. Nein, es war kein Wunder geschehen! Das Magazin war und blieb leer.
Der Eingang zu der Wellblechbaracke befand sich vor der
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