0470 - Mörder jagen einen Mörder
den Ruffs. Der Mann, mit dem Sie mich sahen, ist… Nun, er ist einfach ein Freund.« Sie lachte, unecht, künstlich, fast schon verzweifelt. »Haben Sie noch nie gehört, daß eine Frau sich einen Freund zur linken Hand zulegt?«
Ich nahm den Fuß ein wenig vom Gaspedal, um den Rambler langsamer durch einige bösartige Schlaglöcher rollen zu lassen.
»Hören Sie«, sagte ich. »Ein Mörder von Joffrey Larhams Format würde die Wahrheit schnell aus Ihnen herausholen, Ethel Dean, und danach würden Sie sterben müssen.«
Ich bremste den Rambler ab und wandte mich der Frau zu. »Ich verhafte Sie unter dem Verdacht, Beihilfe zur Ermordung Everett Garwins geleistet zu haben. Jede Äußerung kann gegen Sie benutzt werden.«
Es verschlug ihr die Sprache. Fassungslos starrte sie mich an, und sie mußte zweimal ansetzen, bevor sie hervorbringen konnte:
»Sie sind Polizist?«
»Jerry Cotton vom FBI! Meinen Ausweis kann ich Ihnen nicht zeigen. Er steckt in den Taschen des echten Joffrey Larham, und Larham liegt auf dem Grunde eines vollgelaufenen Steinbruches. Sie müssen sich mit meinem Wort begnügen.«
Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und drehte mich mit einem Ruck um. Plötzlich entdeckte ich eine Staubfahne. »Ihre Freunde haben den Anschluß gefunden. Wenn sie erfahren, daß ich ein G-man bin, werden sie noch schärfer darauf sein, mich ins Jenseits zu schicken. Mit einem Berufskiller wäre eine Verständigung möglich. Ein G-man als Zeuge für einen begangenen Mord und einen Mordversuch bringt die Jungen mit absoluter Sicherheit auf den Elektrischen Stuhl.«
***
Sie unternahm einen regelrechten Fluchtversuch. Sie stieß die Tür auf und versuchte, aus dem Wagen zu springen. Ich erwischte sie am Arm, riß sie hart zurück und preßte sie in den Sitz. An ihr vorbei zog ich die Tür ins Schloß.
Sie fuhr mir mit allen zehn Fingern ins Gesicht. Ich faßte ihre Handgelenke und riß ihre Arme nach unten. Ich drückte kräftig zu. Sie schrie auf.
»Bleiben Sie vernünftig!« blaffte ich sie an. »Zwingen Sie mich nicht, Sie auszuknocken. Ich setze meine Faust verdammt ungern auf die Kinnspitze einer Frau, aber ich werde es tun, wenn Sie mir keine andere Wahl lassen.«
Ich ließ sie los und brachte den Rambler, dessen Motor noch lief, rasch auf Touren. Ich hoffte, daß sie nicht den Mut haben würde, aus einem fahrenden Wagen zu springen. Als ich sie losließ, sackte sie in dem Sitz zusammen.
Im Rückspiegel erkannte ich jetzt den grünen Ford. Der Abstand zwischen beiden Wagen betrug dreihundert Yard. Ich brachte den Rambler auf rund dreißig Stundenmeilen. Diese Geschwindigkeit war für die Schlaglochstraße schon zu hoch. Der Wagen tanzte. Seine Stoßdämpfer schlugen durch, und die Federn krachten.
Der Ford kam nicht näher. Offenbar riskierten es auch die Gangster nicht, schneller zu fahren. Wenn ihnen eine Achse wegbrach, war die Jagd für sie zu Ende.
Ethel Dean erholte sich. Sie richtete sich auf, drehte sich um und sah nach dem Ford. Sie biß sich auf die Unterlippe. Mit dem Handrücken strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Haben sie Garwin wirklich umgebracht?« fragte sie heiser.
»Sie schnitten ihm die Kehle durch«, antwortete ich grimmig. »Wenn ich die Leiche nicht gesehen hätte, könnten wir ihnen den Mord nicht nachweisen. Sie setzten die Hütte in Brand. Von Garwins Körper wird nur Asche übrigbleiben.«
»Ich habe keine Beihilfe zu diesem Mord geleistet, G-man. Lex Ruff versprach mir, daß Garwin kein Haar gekrümmt werden sollte.«
»Es stimmt also. Sie haben die Ruß-Brüder informiert?«
Immer noch starrte sie durch das Rückfenster. »Ja, das stimmt«, antwortete sie tonlos. »Ich traf Lex zum ersten Mal am Strand von Atlantic-Beach. Er war jung, sportlich. Wenn er lächelte, blitzten seine Zähne. Er roch nicht nach Schnaps wie Everett. Ich verliebte mich in ihn. Erst als es zu spät war, merkte ich, daß er mich nur als Werkzeug benutzte, um Garwins Geschäfte in seine Hand zu bringen. Ich konnte nicht mehr zurück. Er drohte, mich an Garwin zu verraten.«
»Das hört sich an, als wollten Sie gegen die Ruff-Jungens als Kronzeugin auftreten?«
»Ich möchte versuchen, meine Haut zu retten, G-man.«
Ich grinste flüchtig. »Augenblicklich geht es mehr um meine Haut. — Haben Sie eine Ahnung, wohin die Straße führt?«
»Selbstverständlich zum Highway, aber Sie müssen in einen Steinbruch hinunter.«
»Ein Steinbruch, der sich noch in Betrieb
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