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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zeichen des Verfalls einigermaßen kaschierte. Hier aber, unmittelbar hinter der Tür, gab es weichen, hochflorigen Teppich mit wunderbaren, komplizierten Mustern, in deren Anblick man sich meditativ versenken konnte; es gab Felle, die hier und da auf dem Boden ausgebreitet waren, Brokatstoffe dienten als Wandverkleidungen, und mehrere Kristallüster mit einer wahren Kerzenpracht hingen von der Decke herab. Ein riesiges Himmelbett, große, bequeme Sessel, niedrige Tische, große, mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Schränke…
    »Es wird euch an nichts mangeln«, versicherte der familiaris abgehackt.
    »An einem mangelt's jetzt schon, Tier«, herrschte Don Cristofero ihn an. »Spute dich, Kleidung für die Dame zu beschaffen, und auch Speise und Trank kann nicht schaden. Und wehe dir, wenn's uns nicht gefällt… Immerhin sind wir nicht dem eigenen Wunsch entsprechend hier. Hinfort mit dir!«
    »Ich eile«, keifte der Wolpertinger und wieselte davon. Der Gnom schlug die Tür hinter ihm zu. Don Cristofero stiefelte quer durch den Raum, entdeckte eine weitere Tür und öffnete sie. Dahinter befand sich noch ein nicht weniger großer Raum. »Der war wohl ursprünglich für Euch reserviert, Mademoiselle«, verkündete der Don. »Doch wenn Ihr wirklich meine Gesellschaft vorzieht, wird diesem schwarzen Kerl die ungeheure Ehre zuteil, dort zu nächtigen. Solch Luxus steht ihm zwar gar nicht zu, aber wir wollen einmal nicht so sein.«
    Immer wieder, wenn sein Blick Susy streifte, wandte er sich rasch wieder ab. Sie lächelte. »Schauen Sie mich ruhig an«, sagte sie. »Es muß Ihnen nicht peinlich sein. Oder gefalle ich Ihnen etwa nicht?«
    »Ihr seid bezaubernd«, versicherte Don Cristofero. »Und außerordentlich verwirrend auf meine Sinne. Ich bin's nicht gewohnt…«
    Sie ließ sich in einem der riesigen Sessel nieder. Endlich fiel ihr ein, daß sie immer noch Flasche und Glas in der Hand hielt, und sie nahm einen vorsichtigen Schluck.
    »Darf ich Ihnen auch etwas davon anbieten?« erkundigte sie sich.
    »Es mangelt an einem zweiten Glase«, stellte der Don trocken fest. »Überhaupt mangelt es hier an vielem. Eh, schwarzer Nichtsnutz! Eile Er dem garstigen Tier nach und trage Er Sorge dafür, daß wir umgehend halbwegs menschenwürdig hier wohnen und leben können. Für wie lange auch immer es sein mag. - Hoffentlich nicht für allzulange Zeit«, fügte er hinzu. »Mich dünkt, Roi Louis wird alsbald wieder einmal meinen Rat benötigen. Sonst könnten Majestät noch auf die schreckliche Idee kommen, jenem Schurken deDigue das Königliche Ohr zu leihen…«
    Mit den letzten Worten war er immer leiser geworden, und Susy hatte den Eindruck, daß das eher ein Selbstgespräch war. Wenn dieser Mann eine Rolle spielte, dann spielte er sie wirklich ausgezeichnet; ihm unterlief nicht der geringste Fehler. Aber vielleicht war es keine Rolle…? Vielleicht war sein Verhalten und Auftreten gar nicht so überzogen, sondern echt…?
    Sie stellte den Genever beiseite. Das Teufelszeug machte sie nur betrunken. Sie lehnte sich in das weiche Polster, schlug die Beine übereinander und sah den Grande an.
    »Erzählen Sie mir etwas über sich, mijnheer «, bat sie. »Wer sind Sie, und woher kommen Sie? - Verzeihung, ich glaube, Sie wissen noch nicht einmal meinen Namen. Ich heiße Susanna von Loowensteen. Und ich bin äußerst neugierig…«
    ***
    Der familiaris war davongeeilt; aber er hatte sich nicht besonders weit entfernt. Er war gar nicht froh über das, was er jetzt erlebte. Er hatte immer geglaubt, die Zauberin unter seiner Kontrolle zu haben. Wenn sie nur nicht auf die unglückselige Idee gekommen wäre, dieses Weltentor zu öffnen… aber daran ließ sich nun wohl leider nichts mehr ändern. Jetzt hatte sie die Fremden auf dem Hals. Und möglicherweise waren auch noch andere auf das Tor aufmerksam geworden. Das alles war gar nicht gut. Der familiaris verstand auch nicht, woran der Fehlschlag wirklich lag. Möglicherweise hatten zwei Zauber sich gegenseitig gestört. Der Schwarzhäutige schien wirklich etwas von Magie zu verstehen; wieviel, das vermochte der familiaris noch nicht abzuschätzen. Aber allein dadurch, daß er hexen konnte, wurde er zur unerwünschten Konkurrenz.
    Also mußte er getötet werden. Und in diesem Fall vorsichtshalber seine beiden Begleiter gleich mit. Dieser unverschämte Patron, der sich aufspielte, als sei er der Herr der Welt, und das scheinbar recht unbedarfte Mädchen…
    Ach ja, Kleidung

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