0471 - Im Bann der Hexe
Kommunikation zwischen der Druidin und dem Wolf wahr; beide »dachten so laut«, daß sie ihn an ihrer Auseinandersetzung teilhaben ließen. Man schnüffelt nicht ohne wirkliche Not in den Gedanken anderer Leute , rügte Teri. Der Wolf zog die Lefzen hoch. Soll ich ihm etwa in die Wade beißen, damit er aufschreit, wenn ich wissen will, was er wirklich meint? Zamorra drängte den fremden Einfluß zurück. »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als das Experiment zu wiederholen. Ich muß herausfinden, wo die beiden sich befinden, damit ich ihnen helfen kann.«
»Glaubst du, daß du es schaffst?«, fragte der Earl.
Er hofft inständig, daß du es nicht schaffst - er möchte den schrulligen Don nicht erneut beherbergen , teilte der Wolf mit.
Teri trat ihm auf den Schwanz. Fenrir zuckte heftig zusammen, fuhr im Reflex herum und heulte wild auf.
»Was hat er?« erkundigte der Earl sich überrascht.
»Er leidet an schlechtem Benehmen«, behauptete die Druidin.
Das zahle ich dir heim , versprach der Wolf.
Aha. Und wovon träumst du nachts?
»Ich hoffe, daß ich es schaffe«, sagte Zamorra. Er war sich seiner Sache selbst nicht hundertprozentig sicher. Ein Weltentor künstlich zu öffnen war eine Sache, die einen enormen magischen Kraftaufwand erforderte. Ted Ewigk würde es mit seinem Dhyarra-Machtkristall wohl schaffen. Aber Zamorra wollte Ted nur dann herbeibitten, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Immerhin brauchte der Freund noch ein wenig Erholung. Die Strapazen, die er in der letzten Zeit über sich hatte ergehen müssen, hatten ihn erheblich geschwächt. Allmählich erholte er sich davon zwar wieder, aber Zamorra wollte ihm lieber so lange wie möglich seine Ruhe lassen, damit auch wirklich etwas daraus wurde.
Andererseits - wenn ein künstliches Tor erst einmal erschaffen worden war, gab es einen Riß im Raum-Zeitgefüge. Den später noch einmal zu öffnen, war nicht mehr ganz so aufwendig. Es sei denn, man irrte sich um ein paar Zentimeter in der Position und versuchte das Tor neben dem Riß zu öffnen. Wenn er die genaue Position fand, konnte Zamorra es vielleicht schaffen. Immerhin besaß er einen Dhyarra-Kristall 3. Ordnung, mit dem man auch schon einiges in Bewegung setzten konnte, und dazu kam das Para-Potential der Druidin.
»Vielleicht können dir unsere Gespenster helfen«, bot der Earl of Pembroke an. »Ich könnte sie bitten, dir einen Teil ihrer Para-Kraft zur Verfügung zu stellen. Sie dürften genug Energie zustandebringen.«
Zamorras Augen wurden schmal. »Woher willst du wissen, wieviel Energie ich brauchen werde?«
Der Earl schmunzelte. »Sir Anthony hat entsprechende Andeutungen gemacht. - Sir Anthony entstammt einem alten westenglischen Adel und wurde vor etwa vierhundert Jahren erfolgreich der Hexerei beschuldigt und aufgehängt. Dabei hatte nicht einmal er sich als Hexer betätigt, sondern sein Zwillingsbruder. Deshalb finden beide Geister keine Ruhe und sind zum Spuken verurteilt. Der hexerische Bruder ist noch vor Ort aktiv; Sir Anthony fand nach einem Exorzismus, bei welchem ihm recht übel mitgespielt wurde, hier ein neues Domizil. Immerhin hat der Zwillingsbruder ihm zu Lebzeiten so einiges beigebracht…«
»Na schön«, grinste Zamorra. »Die Geister sind also willig… hoffentlich ist das Fleisch nicht zu schwach.«
Der Earl hob die Brauen. »Ich verstehe nicht«, sagte er.
»Ein altes russisches Sprichwort. Hat Boris Saranow mir beigebracht«, murmelte Zamorra wenig überzeugt. Der Earl zuckte etwas hilflos mit den Schultern; ihm war weder das angebliche Sprichwort noch jener Saranow bekannt.
»Wann kann ich die Hilfe deiner Geister bekommen?« fragte Zamorra. »Gegen Mitternacht?«
Der Earl nickte. »Natürlich. Du solltest wissen, daß die Macht der Geister in der Stunde zwischen den Tagen am stärksten ist. Oder bist du etwa kein Dämonenjäger mehr?«
»Auch Fakten sind wandelbar«, sagte Zamorra. »Seit es Tageslicht-Vampire gibt, denen die Sonne nicht mehr schadet, halte ich alles für möglich. Auch, daß Gespenster bei Tage aktiv werden können.«
»Die, welche hier Zuflucht fanden, pflegen die alten Traditionen«, versicherte der Earl hoheitsvoll. »Laß dir darüber keine grauen Haare wachsen.«
Zamorra betrachtete das mit den Jahren fast schneeweiß gewordene Haar seines Freundes. Er dachte an seine eigene dunkelblonde Haarpracht, an der sich nichts geändert hatte.
»Sicher nicht«, sagte er. Er warf einen Blick auf die Uhr. »Wie wär's, wenn
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