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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verlangen.« Er wandte sich zähneknirschend ab. Himmel, was sollte er tun? Die Sitten bei Hofe waren auch nicht gerade streng, aber keine Dame wagte es dort, so unbefangen und unbekleidet herumzulaufen. Ganz im Gegenteil; Erotik fand eher verbal statt.
    »Bitte, bekleidet Euch«, murmelte Don Cristofero, zum ersten Mal in seinem Leben um Worte ringend.
    Die Blonde wandte sich ab und ging in Richtung Bad, wo es auch große Spiegel gab, und gönnte ihm hingebungsvoll hüftwiegend den Anblick ihres appetitlichen Hinterteils. Don Cristofero seufzte und fühlte sich fast wie Sankt Antonius von Padua bei seinen Versuchungen durch den Teufel daselbst. Als er endlich beschloß, nicht so heilig zu sein wie Sankt Antonius, hatte Susy van Loowensteen die Tür bereits hinter sich geschlossen.
    »Aber noch sind Spanien und Frankreich nicht verloren«, brummte der Grande und wandte sich den anderen Dingen zu, welche der familiaris herangekarrt hatte, ehe der Gnom ihn mit einem Tritt unter die Schwanzwurzel hinaus auf den Korridor katapultiert hatte. Don Cristofero hob die Kupferdeckel von den Bratenplatten, schnupperte an den Köstlichkeiten ebenso wie am Wein in der großen Karaffe und runzelte dann die Stirn.
    »Verblüffend, nicht?« fragte er den Gnom.
    »Was, Herr, ist Eurer Rede Sinn?«
    »Daß es so rasch vonstatten ging. Selbst die Küchen der Zukunft benötigen eine gewisse Zeitspanne, solch erlesene Speisen zu bereiten. Da stimmt etwas nicht.«
    Der schwarze Gnom wechselte die Hautfarbe zu vornehmem Grau. »Ihr vermutet Gift, erhabener Herr? Soll ich vorkosten?«
    »Mitnichten, närrischer Tölpel!« knurrte der Grande. »Ich will Ihn doch nicht durch den Gifttod verlieren! Eile Er, dies scheußbare Geviech einzufangen! Es soll vorkosten! Mich dünkt, Er hat es zu voreilig hinausgeworfen.«
    »Ich eile, Herr«, schrie der Gnom und raste zur Tür.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Bad wieder. Susy van Loowensteen kam ins Zimmer. Sie trug das rote und blaue Kleid, und sie sah darin geradezu traumhaft aus.
    Don Cristofero schluckte. Das Kleid betonte die Figur des Mädchens auf eine außerordentlich reizvolle Weise. Das blonde Haar bot einen prachtvollen Kontrast zu Farben und Schnitt.
    »Gefalle ich Ihnen, Mann aus dem 17. Jahrhundert?« fragte sie herausfordernd, nahm die Weinkaraffe und füllte zwei Gläser. Eines davon drückte sie dem Grande in die Hand.
    »Auf Ihr Wohl, Don Cristofero, und darauf, daß Sie Ihre Heimat bald wohlbehalten wiedersehen!«
    Don Cristofero preßte die Lippen zusammen.
    Er konnte ihr den Toast doch nicht verweigern! Sie trank ihm zu, und er konnte nicht anders, als ebenfalls zu trinken, wollte er sie nicht vor den Kopf stoßen!
    Wie sollte er sie darauf hinweisen, daß er Speise und Trank - noch - nicht traute?
    Sie hatte ja schon einen ziemlich großen Schluck genommen, und sie strahlte ihn so wundervoll aus ihren großen Augen an. Er konnte nicht anders.
    Er trank von dem Wein.
    Er würde schon nicht vergiftet sein, hoffte er. Die Herrin der Dunkelheit hatte gesagt, sie seien Gäste, und Gäste brachte man nicht so einfach um. Also…
    Im gleichen Moment stürmte der Wolpertinger herein. Der schwarze Gnom befand sich ein paar Meter hinter ihm, hatte ihn noch nicht ganz erreicht. Der familiaris brach in höhnisch meckerndes Gelächter aus, als er sah, daß sowohl der Don als auch das Mädchen getrunken hatten.
    Er kicherte schrill.
    »Wünsche fröhliches Sterben«, kreischte der Höllische. »Hoffentlich hat euch das Gift wohl gemundet!«
    Susys Glas zerklirrte auf dem Teppich. Don Cristoferos Glas zersplitterte in seiner sich ballenden Faust.
    Ihm wurde schwindlig.
    Doch vergiftet! durchzuckte es ihn.
    Die Welt um ihn herum verschwand in einem rasenden Wirbel, der ihm die Besinnung nahm.
    ***
    Der familiaris hatte in nächster Entfernung abgewartet und beobachtet. Alles lief zu seiner Zufriedenheit. Die fremden Besucher, diese ungebetenen Gäste, die niemand hier haben wollte und die garantiert nur Schwierigkeiten bereiten würden, waren auf seinen Plan wohl hereingefallen. Daran änderte nichts, daß dieser zauberkundige Schwarze den familiaris aufgespürt und vor sich her getrieben hatte.
    Das Mädchen und der Fettwanst waren dem Tod geweiht. Schon der erste Schluck des vergifteten Weines hatte völlig ausgereicht. So bedurfte es des Kontaktgiftes nicht einmal mehr, das der familiaris in das Kleid eingearbeitet hatte.
    Er bedauerte, daß der Gnom ihn so schnell überrascht

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