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0472 - Der Tiefsee-Teufel

0472 - Der Tiefsee-Teufel

Titel: 0472 - Der Tiefsee-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Position gebracht! Aber…«
    Er verstummte.
    Wie lange war Doland jetzt schon unter Wasser und stieß dabei immer weiter in die Tiefe vor?
    Sie kannten sich doch alle. Sie wußten doch, wie lange etwa jeder von ihnen die Luft anhalten konnte. Verflixt, John hätte bereits unter krampfhaften Erstickungsanfällen leiden und wieder auftauchen müssen! Aber er tat es nicht, und als Randall klar wurde, daß er sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machte, weil er hier oben stand und einfach nur zusah, begriff er ebenfalls, daß John Doland seine Hilfe nicht brauchte!
    Er brauchte auch keine Atemluft…
    Das klare Wasser zeigte ihn immer noch als Schatten, aber dieser Schatten trieb nicht tot im Wasser, um zunächst in die Tiefe zu sinken und viel später als Wasserleiche wieder nach oben zu kommen. Dieser Schatten bewegte sich kraftvoll und gezielt! Doland lebte und tauchte, obgleich er längst ertrunken sein mußte!
    Aber war er nicht vorhin auch ohne Atemluft in der Aqualunge im Wasser gewesen und hatte das überlebt?
    Oder hatte er gar nicht überlebt, sondern war so tot, wie Randall ihn in seiner Kajüte gesehen hatte? Geschah hier vielmehr etwas Unheimliches, Unbegreifliches, für das es kein Beispiel gab?
    Ich verliere noch den Verstand , dachte Randall. Entweder ist John tot und kann sich damit auch nicht mehr bewegen und weder schwimmen noch tauchen noch gehen oder sprechen - oder er lebt, und dann ist das, was wir hier sehen, einfach unmöglich!
    Aber es konnte nicht unmöglich sein.
    Es fand ja vor ihren Augen statt!
    Plötzlich sprang die Angst um Deanna den Schatzjäger an wie ein wildes Tier und wollte ihn nicht mehr aus ihren Klauen lassen. Angst, daß auch der Negerin in der Tiefe etwas geschehen könnte! Dasselbe, was auch John Doland zugestoßen sein mußte und das ihn zu einem Wesen gemacht hatte, das nicht mehr menschlich war.
    »Deanna!« stieß er hervor. »Ich muß sie zurückholen!«
    »Du glaubst - John will sie mit der Harpune umbringen?« kleidete Laury ihre Gedanken in Worte, die in etwas anderen Bahnen verliefen als die von Boyd Randall.
    Daran, daß Doland jemanden aus ihrer kleinen Crew ermorden wollte, hatte Randall noch gar nicht gedacht, aber er wollte es auch nicht einfach so glauben. Weshalb Doland die Harpune mitgenommen hatte, blieb unklar, aber sicher nicht, um Deanna zu töten. Seine Gefährtin umzubringen, konnte er einfacher haben als bei einem Tauchgang, für den es noch dazu Zeugen gab. Randalls Sorge um Deanna hatte andere, schlimmere Gründe.
    »Ich muß verhindern, daß sie dieses Schiff erreicht… Laury, es hat John verändert, und es wird auch Deanna verändern, wenn wir sie nicht stoppen! Dieses Schiff ist eine Gefahr für uns, wie sie größer nicht mehr sein kann!«
    Er stürmte zum Depot.
    Laury, die eigentlich im Steuerstand Brückenwache hatte, eilte ihm nach. »Boyd, du holst sie doch nicht mehr ein… sie ist doch schon zu lange unten! Willst du einen Lungenriß riskieren oder Kompressionsschäden?«
    »Ich muß es wenigstens versuchen!« stieß er hervor und dachte daran, daß er vorhin untätig zugesehen hatte, wie Doland in der Tiefe verschwand, statt ihm sofort nachzuspringen und ihn zu zwingen, wieder an Bord zu gehen. Ein zweites Mal wollte er sich diesen Selbstvorwurf nicht machen müssen. Selbst, wenn er zu spät kam, wollte er sicher sein, daß er wenigstens etwas zu tun versucht hatte, nachdem er die Gefahr erkannte.
    Diese verfluchte Caravelle brachte ihnen nur Unglück.
    Schon von dem Moment an, als Beaucasser mit seinem Schiff und seiner vielköpfigen Tauchercrew erschienen war, hätte Randall wissen müssen, daß die Schatzjagd für ihn verloren war. Da hätte er noch mit einem mehr als schmerzhaften Geldverlust davonkommen können. Sicher hätte es dafür irgendeine Lösung gegeben. Es gab für alles eine Lösung; man mußte sie nur suchen und dann auch finden. Aber jetzt ging es nicht mehr nur um Geld.
    Randall hatte seine Entscheidung getroffen.
    Er wollte das Schiff und den Schatz nicht mehr.
    Er wollte nur seine Leute vor dem Unheimlichen retten, das dort unten in der Tiefe lauerte, und mit einem blauen Auge davonkommen.
    Er streifte seine Kleidung ab und begann in seinen Taucheranzug zu steigen.
    Laury nagte an ihrer Unterlippe. »Und wenn dir auch etwas zustößt?« fragte sie fast hilflos.
    »Dann bringst du das Schiff von hier weg. Und vor allem funkst du Beaucasser an.«
    »Beaucasser?«
    »Ja. Erzähle ihm, was vorgefallen ist.

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