Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0472 - Monsterrache

0472 - Monsterrache

Titel: 0472 - Monsterrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Kapitän lag.
    Als er mich anschaute, verzog er die Lippen. Dann hob er einen Arm, als wollte er mir zuwinken.
    »Ich weiß, daß es für dich ein schwerer Schritt war, ein Schiff zu kaufen. Aber wenn jemand Kapitän ist, will er auch ein Schiff haben - oder?«
    »Das ist wahr.«
    Im Liegen nickte der Alte. »So habe ich auch früher gedacht, und ich möchte dir sagen, daß du eine gute Wahl getroffen hast. Eine sehr gute sogar. Die Coast Star ist ein Schiff, das sich sehen lassen kann. Du wirst es nicht bereuen, sie gekauft zu haben.«
    »Noch habe ich sie nicht.«
    »Ja, das stimmt, und ich möchte dir auch noch etwas dazu sagen.« Der alte Kapitän drehte sich in der Hängematte mühsam zur Seite. Er verzog dabei seinen Mund in die Breite und sah aus, als wollte er jeden Augenblick anfangen zu lachen.
    Ich wartete ab. Etwas unheimlich war mir schon zumute. Dieser Kapitän wirkte auf mich wie jemand, der viel weiß, aber nur einen Bruchteil davon preisgibt.
    »Aber da ist noch etwas«, sagte der Mann. »Das solltest du unbedingt wissen, mein Sohn.«
    »Ich höre.«
    Der Kapitän drehte sich auf den Rücken und schaute gegen die Decke, wo die flackernden Schattenlichter aus dem Kamin bizarre Tänze aufführten. Er schaute ihnen zu, überlegte seine Worte und fragte dann mit leiser Stimme: »Glaubst du an Geister?«
    »Nein.«
    »An Kobolde, an den Klabautermann, an einen Zauberer oder Schamanen, wie der von den nicht zivilisierten Völkern verehrt wird? Glaubst du daran, mein Söhnchen?«
    »Nein!«
    Der Kapitän drehte sich herum. »Oh, das solltest du aber, mein Kleiner. Ja, du solltest daran glauben. Es ist wichtig, wenn du mein Schiff kaufen willst.«
    »Was hat so etwas denn damit zu tun?«
    »Warte ab. Jedes Schiff hat sein Geheimnis, seinen Geist, auch bei dem Schiff, das ich dir verkaufen will, ist das der Fall. Es ist nicht leer, verstehst du?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Jemand befindet sich immer an Bord. Und dieser Jemand gehört auf das Schiff, so wie ein Ruder auf ein Schiff gehört.«
    »Ein Mensch?« fragte ich.
    »Aber nein, Cole, kein Mensch. Etwas Besonderes. Menschen sind nichts Besonderes. Ich möchte, daß du es behältst, wenn du das Schiff gekauft hast. Ist das versprochen?«
    »Ich weiß nicht, was…«
    »Ob es versprochen ist?«
    Der Kapitän hatte so scharf gesprochen, daß ich einen heißen Schreck bekam. Ich bejahte schnell.
    Der alte Mac lachte. »Das ist gut, mein Söhnchen, sogar sehr gut. Jetzt mußt du ihn auch nehmen, aber er wird dir Glück bringen, das kann ich dir versprechen.«
    »Wer oder was ist es denn?«
    »Ach Söhnchen, sei nicht so neugierig, du wirst es gleich sehen, und du mußt es auf dem Schiff lassen, wenn du es einmal auf Deck gebracht hast. Das ist versprochen.«
    Der Kapitän redete noch weiter. Ich verstand ihn zwar, begriff ihn aber nicht. Er wälzte sich aus der Hängematte, blieb davor stehen und reckte seine müden Glieder. Sein breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Gleich ist es soweit.«
    Ich stand da und hob die Schultern. Der Kapitän war kleiner als ich. Er ging gebeugt, als hätte er Gicht. Seine Augen mußten früher einmal einen harten Glanz verströmt haben. Jetzt blickten sie müde und waren zu Boden gerichtet.
    »Du kannst mir ruhig folgen«, flüsterte er und winkte mit seinem dicken Zeigefinger. »Es passiert dir nichts.«
    Ich hob die Schultern und schritt hinter ihm her. Er führte mich dorthin, wo der Schein des Feuers nicht hinreichte und der Raum noch im tiefen Schatten lag. Er gebot mir, stehenzubleiben und ging selbst in die Hocke. Ich sah, wie er sich bewegte und dabei die Arme ausstreckte, als wollte er in der Dunkelheit irgend etwas suchen oder ertasten.
    »Ja, hier ist es«, flüsterte er. Noch im gleichen Augenblick hörte ich das Schaben, als er über die rauhen Holzbohlen etwas zu sich heranzog, das ich nur undeutlich erkennen konnte, mir aber aussah, als würde es sich um eine Kiste handeln.
    Es war keine Kiste. Wenig später wußte ich, was dort vor mir stand.
    Ein schlichter Holzsarg!
    ***
    Ich mußte mich erst fassen und hatte Mühe, einen Laut der Überraschung zu unterdrücken. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mein komisches Gefühl bestätigte sich. Über meinen Rücken floß ein Schauer. Ich wischte fahrig an meiner Wange entlang, während meine Lippen zuckten.
    »Nun?« fragte der Kapitän. Er hockte neben dem Sarg und hatte seine Handflächen auf den Deckel gelegt. Hier erreichte ihn der Widerschein des

Weitere Kostenlose Bücher