0472 - Monsterrache
irgendwo versteckt hielt. Da der Taucher daran jedoch nicht glaubte, rechnete er eher damit, daß eine andere Gruppe ihre Hände mit im Spiel gehabt haben konnte.
Vielleicht die Konkurrenz, die ebenfalls etwas von der Ladung erfahren hatte.
Er jedenfalls war gewarnt worden.
Seine Hand löste sich von der Leiche, die augenblicklich von der leichten Strömung gepackt und zur Seite getrieben wurde.
Bealer schwamm weiter.
Er bewegte dabei nur seine Beine, glitt in Kopfhöhe über dem Boden hinweg und hatte seine Blicke überall. Noch einmal wollte er eine so große Überraschung nicht erleben.
Drei Laderäume durchsuchte er. Er fand weder die heiße Ware noch einen zweiten Toten.
Bealer blieb allein…
Allmählich machte ihm auch die Kälte zu schaffen. Der Schutz innerhalb des Anzugs war einfach nicht so gut, als daß er alles abgehalten hätte.
Im Lampenstrahl entdeckte er eine Leiter an der Wand. Die eisernen Sprossen führten hoch und endeten dicht vor der breiten Ladeluke, die geöffnet war.
Bealer stieß mit ausgestreckten Armen hoch. Kurz vor Erreichen des Ziels bewegte er seine Hände fächerartig, verließ die unteren Bereiche des Wracks und hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Er wußte nicht, was da lauerte, aber irgend etwas hielt sich verborgen.
Er drehte sich.
Den Schatten sah er, als es bereits zu spät war. Er kam von der Seite, war im Dunkel des Wassers geboren, schlug und schnappte gleichzeitig zu. Bealer spürte den fast wahnsinnigen Schmerz im rechten Handgelenk, drückte sich zur Seite und blickte der Stablampe nach, die man ihm aus der Hand geschlagen hatte.
Wer war es gewesen?
Die Lampe trudelte in den Laderaum. Sie verbreitete noch einen hellen, teppichartigen Fleck, der immer mehr verschwamm und noch vor dem Erreichen des Grundes von der Finsternis aufgesaugt wurde.
Eine Lampe war wichtig, aber nicht lebenswichtig. Deshalb tauchte James ihr auch nicht nach. Die noch unbekannte Gefahr wollte er nicht gerade im Stauraum auf sich ziehen.
Wo steckte sie?
Er schaute nach vorn und sah etwas, das nicht in diese Umgebung hineinpaßte. Einen zitternden länglichen Gegenstand, sehr groß, weitaus stärker als ein Mensch und hier unter Wasser zu Hause.
Leider in der diffusen Dunkelheit nicht zu erkennen, aber größer und drohender werdend, als es auf ihn ankam. Als würde ihm ein heller Berg entgegenkippen, so wirkte dieses Gebilde, das sich auch strecken konnte, denn Bealer sah lange, klauenartige Gegenstände, die wie Greifzangen eines Scherentieres wirkten.
Bealer kam trotzdem weg. Das verdankte er seinen ausgezeichneten Reflexen. Er tauchte unter, zwei kräftige Bewegungen der Beine brachten eine gute Distanz zwischen ihn und den Angreifer, so daß er für die nächsten Sekunden Ruhe hatte.
Aber was folgte dann?
Bealer ging davon aus, daß ihm dieses Wesen unter Wasser haushoch überlegen war. An der Oberfläche sah dies anders aus, deshalb mußte er unbedingt hoch und an Bord klettern. Sein Boot schwamm gut verankert auf dem Wasser.
Es war gefährlich, so hastig aufzutauchen, doch ihm blieb keine andere Wahl. Bealer vertraute dabei auf seine Konstitution und auch Kondition. Von beidem besaß er genug.
Er schaute nicht mehr zurück, nur noch oben und bemerkte nicht, wie der Schatten von der rechten Seite kam. Erst als es zu spät war, sah er ihn. Dabei hatte er jedoch den Eindruck, daß der Schatten die Seiten sogar gewechselt hatte, er befand sich plötzlich überall.
Von einer Sekunde auf die andere hatte sich seine Umgebung verändert. Der Tod besaß Arme, und Bealer glaubte, zwischen den Backen eines Schraubstocks geraten zu sein, so grausam und brutal wurde er umklammert. Er fühlte den harten Druck an der Hüfte, den Schultern, auch am Hals, und er dachte daran, daß ihm wohl das Schlimmste passieren würde. Jeder Taucher hatte Angst vor dem radikalen Luftraub unter Wasser. Wenn ihm das Mundstück entrissen wurde und Wasser in seinen Mund drang.
Er bewegte seine Beine, begann zu trampeln, suchte nach Widerstand, fand keinen, denn das Wesen, das sich hinter ihm aufhielt und ihn umklammerte, schwang jedesmal herum.
Der Griff an seinem Nacken verstärkte sich. Er drückte den Kopf des Mannes nach vorn, als sollte dieser sich vor seinem Gegner verbeugen. Noch bekam er Luft, das aber änderte sich wenig später, denn eine zweite Hand war plötzlich da und fuhr von oben her über sein Gesicht. Da glitten fingerartige Gegenstände über seine Stirn, um sich
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