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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein?
    Zamorra schob ein paar Männer zurück, legte sich den Förster zurecht, und jetzt fiel ihm zum ersten Mal der bandagierte rechte Fuß auf, den er vorhin nicht gesehen hatte, weil er unter dem Tisch verborgen war. Zamorra hockte sich über Landemon und begann mit Wiederlebungssversuchen.
    Mostache, der den Rettungswagen schon wieder stornieren wollte, fühlte plötzlich Nicoles Hand auf der seinen und hatte den Telefonhörer wieder einzuhängen. »Warte ab, Mostache«, bat Nicole. »Vielleicht schafft Zamorra es…«
    Der kämpfte um ein fast verloschenes Leben!
    Selbst Pascal Lafitte hatte resigniert und angenommen, daß sich Landemon mit dem letzten Schluck Schnaps per Alkoholvergiftung selbst den Garaus gemacht hatte. Aber Zamorra interessierte sich dafür nicht. Er sah nur jemanden, den er nicht tot sehen wollte, und er versuchte, ihn ins Leben zurückzuholen, einen winzigen Funken in ihm wieder neu anzublasen.
    Der Schweiß lief ihm über das Gesicht und über den ganzen Körper, während er versuchte, Enrique Landemon wieder ins Leben zurückzuholen, mit künstlicher Beatmung, mit Armbewegungen, die die Zwerchfellmuskeln in ihrer Pump-Arbeit unterstützen sollten, und immer wieder fühlte er nach Landemons Puls.
    »Vergiß es«, glaubten ein paar Männer ihm sagen zu müssen. »Er ist doch längst tot, und Tote erweckst auch du nicht wieder zum Leben, Zamorra!«
    Auf Magie, die er vielleicht hätte verwenden können, spielten sie mit ihren Bemerkungen nicht an.
    Aber sie wußten ja auch, daß er kein Schwarzmagier war, und nur Schwarze Magie konnte auf Kosten anderer Tote wieder zu einem nur scheinbaren Leben erwecken. Aber das war nicht Zamorras Magie. Heilzauber, den er anwenden konnte, fand an der Klinge des Sensenmannes seine Grenzen.
    Aber der schien Landemons Lebensfaden knapp verfehlt zu haben, denn plötzlich glaubte Zamorra wieder Puls zu spüren.
    »Einen Spiegel… ein Glas…«
    Man brachte ihm einen Taschenspiegel, während er in seinen Bemühungen weitermachte, um das zu stabilisieren, was er zurückgewonnen zu haben glaubte. Dann hielt er die blanke, spiegelnde Fläche vor Landemons Nasenlöcher.
    Tote atmen nicht.
    Aber Landemons Atem beschlug die glänzende Fläche!
    »Wann kommt der Rettungswagen? Muß der nicht schon längst hier sein?« stieß Zamorra hervor und erhob sich endlich, weil Enrique Landemon seine Hilfe jetzt nicht mehr brauchte. Jetzt waren die Mediziner dran, um Landemons Körper zu entgiften und ihm die Chance zu geben, weiterleben zu können. Aber wenn er weiterleben sollte, brauchte er darüber hinaus auch noch seelische Hilfe.
    Wenig später tauchte der Wagen auf, und Landemon wurde, dem Tode näher als dem Leben, nach Roanne gebracht, weil es nur dort und nicht in Feurs die medizinische Ausrüstung gab, seinen Zustand zu stabilisieren und sein Leben zu retten.
    Zamorra nahm die fast leere Schnapsflasche in die Hand und trat ins Freie. Es regnete nicht mehr, aber der Wind pfiff nach wie vor kühl. Daß es Mai war, der sogenannte Wonnemonat, konnte man sich bei diesem Wetter nicht vorstellen. Zamorra hielt die Flasche in der Hand und fragte sich, ob er Landemons Kollaps hätte verhindern können, wenn er nach dessen Fausthieb selbst zugelangt und den Förster ins Reich der Träume geschickt hätte. Aber wahrscheinlich hätte das den beinahe tödlich verlaufenden Kollaps nur verhindert, und er hätte zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort stattgefunden, wo niemand helfen konnte. Zudem hatte Zamorra einen unumstößlichen Grundsatz: er schlug keine Betrunkenen, Schwächeren und Frauen. Und anders als durch Gewalt hätte er den Förster nicht vor der Flasche retten können.
    Er nahm sie und schleuderte sie gegen die Wand. Die Scherben flogen. Das berührte ihn wenig. Scherben ließen sich beseitigen; körperliche und geistige Schäden, die der Alkohol hervorrief, nicht. Zamorra fragte sich, wie Landemon so klar hat sprechen können, wenn er doch diese Alkoholmengen nicht gewohnt war und schon ganz erheblich getankt hatte.
    Da stimmt etwas nicht.
    Und die rothaarige Frau, deren Name nicht aufgetaucht war…
    Sie steckte hinter Landemons Verhalten, aber wo sollte Zamorra sie finden?
    Auf die Idee, sich aus der Angelegenheit einfach herauszuhalten, kam er nicht einmal. Dafür gehörte er zu stark zu dieser kleinen Gemeinschaft des Dorfes, in der jeder für den anderen einstand.
    Der Gedanke an jene Rothaarige ließ ihn nicht mehr los.
    Nur Fenrir fragte er

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