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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Strafe verbot, Kleidung zu tragen und profanen Arbeiten nachzugehen, statt für die Frauen verfügbar zu sein. Andererseits hätte sie Nick nicht mit allen Frauen teilen wollen - diese Fremde, die Nick »Atla« genannt hatte, war eine Ausnahme, weil sie auch auf Naomi anziehend wirkte.
    Nick streckte abwehrend eine Hand aus. »Cila«, sagte er leise. »Cila - es ist alles anders, als du denkst…«
    Aber Cila dachte offenbar nicht wie er. Ihr Gesicht verdüsterte sich.
    Naomi richtete sich auf. »Wer sind Sie?« fragte sie und bemühte sich, ihre Stimme so selbstsicher und scharfdrohend klingen zu lassen wie eben möglich; aber sie merkte rasch, daß das nicht so funktionierte, wie sie es wünschte. Die Fremde verunsicherte sie, und Naomis Körpersprache wurde für die Fremde zur Verräterin. Naomi war versunsichert, und die Fremde merkte das sofort.
    Nick war aufgestanden und ging langsam auf die Fremde zu. Es war das letzte Mal, daß Naomi ihn in seiner nackten Schönheit sah. Er wollte anscheinend noch etwas sagen, aber er starb, ehe er einen Laut hervorbringen konnte. Er sank vor Cilas Füßen zusammen, wurde zu einem unscheinbaren grauen Klumpen unbestimmbarer Substanz.
    Es dauerte eine Weile, bis Naomi Varese begriff, daß die unheimliche Fremde daran schuld war.
    »Mörderin!« schrie sie. »Du verfluchte Mörderin, warum hast du ihn umgebracht?«
    Cila hob die Brauen.
    »Du hast ihn ermordet, du Bestie!« schrie Naomi. Ihre Unsicherheit schwand; sie fühlte sich jetzt stärker. Sie war aufgesprungen und stand jetzt vor der Fremden, versuchte sie zu berühren, und brachte es nicht fertig. Ihre Hände gingen durch Cila hindurch!
    Wie durch ein Gespenst! Durch eine fata morgana, durch eine Spiegelung, eine Illusion…
    Und diese scheinbare Illusion lachte!
    »Ich habe nicht gemordet«, sagte sie lachend. »Ich habe nur ein Spielzeug zerstört, das mir nicht mehr gehörte, weil du es mir genommen hast!«
    »Ein Spielzeug?« echote Naomi verwirrt, die nackt vor der Unheimlichen stand und nicht einmal daran dachte, keinen Faden am Leib zu tragen. »Ein Spielzeug?«
    »Der sich dir als Nick vorstellte, war mir versprochen, nur werde ich niemals einen Mann lieben, der mit seinen Gedanken bei anderen Frauen ist… deshalb habe ich ihn zerstört. Er nützte mir nicht mehr… und er soll dir auch nicht nützen, Verführerin, die du ihn mir abspenstig machtest! Deshalb gibt es ihn jetzt nicht mehr, denn sicher möchtest du nicht einen stinkenden Schleimklumpen lieben…«
    Naomi zwang sich dazu, diesen Klumpen nicht anzusehen. Sie wollte Nick so in ihrer Erinnerung behalten, wie er gewesen war. Sie hatte ihn doch geliebt, und sie wollte ihn als einen wunderbaren, schönen, zärtlichen Mann sehen, dessen glühende Küsse sie in Flammen ausbrechen ließen. Vielleicht war es diese Verweigerung, die ihr ihre Liebesfähigkeit bewahrte…
    »Was bist du für ein Monstrum?« stieß sie leise hervor.
    Die Fremde machte eine Fingerbewegung. Es traf Naomi wie die Berührung einer Starkstromleitung, und sie schrie auf und krümmte sich unter den schmerzhaften Impulsen, bis es wieder vorbei war.
    Gnadenlos flammten Cilas Augen und starrten ihr Opfer mitleidlos drohend an.
    Da wußte Naomi, daß sie es mit einer Hexe zu tun hatte; vielleicht sogar mit einer Dämonin.
    »Du bist eine Hexe!« hörte sie im gleichen Moment Cila sagen.
    Naomi zuckte zusammen. Was hat die Fremde da gerade gesagt?
    Naomi Varese eine Hexe?
    Das war doch lächerlich, das war unmöglich!
    »Dieser Mann war mir versprochen«, fuhr Cila fort. »Mir gehörte er, mir sollte er seine Liebe schenken. Einmal schon gehörten wir zusammen, mußten uns aber trennen, und das hast du Hexe genutzt… du hast ihn mir genommen, hast ihn unter deinen Zauber gezwungen und mir abspenstig gemacht… ein Spielzeug in deiner Hand…«
    Naomi schluckte.
    »Spielzeuge, die man mir nimmt, zerstöre ich«, fuhr Cila fort.
    Eiskalt rann es über Naomis nackten Rücken. Nick ein Spielzeug? Er war doch ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen, und was für ein Mensch! Einer, für den sie alles getan hätte!
    »Einer, für den du alles getan hättest«, kicherte Cila und bewies damit, Naomis Gedanken gelesen zu haben. Nicht Naomi war die Hexe, wie Cila es in ihren Anschuldigungen behauptete, sondern Cila war dieses zauberische Ungeheuer selbst!
    Und Cila hatte wie ein störrisches Kind das »Spielzeug« zerstört, das ihr genommen worden war, weil sie glaubte, mit eben diesem

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