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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Decke und den Fußboden, und überall, wo sie einschlugen, sprühten grelle Funkenkaskaden auf. Innerhalb weniger Sekundenbruchteile war das Zimmer zu einer gleißenden, grellen Lichthölle geworden, die Zamorra zwang, die Augen zu schließen; aber durch die geschlossenen Lider hindurch wurde er noch geblendet.
    Und er hörte Cila kreischen!
    Er war fast blind geworden. Seine Augen schmerzten, und zugleich spürte er die unheimliche Hitze, die sich in dem relativ kleinen Zimmer jetzt ausbreitete. Wie die anderen, mußte jetzt auch er hinaus, weil er nicht unverwundbar war. Das magische Feuer, das er entfesselt hatte, konnte auch ihn vernichten.
    Er sah nichts mehr. Aber er wußte, in welcher Richtung er die Tür zu suchen hatte. Aus dem Stand schnellte er sich vorwärts, wollte zur Tür hinausjagen - und prallte gegen eine massive Wand! Und in seinen Ohren gellte der anhaltende Schrei der Hexe im Feuer…
    Der Aufprall warf ihn zurück. Er spürte die Flammen, die über das Holz tobten und es verzehren wollten, und diese Flammen hatten jetzt auch ihn gepackt wie Haftfeuer.
    Er schrie auch!
    Gegen dieses Feuer konnte auch Merlins Stern ihn nicht schützen, weil es ja erst durch das Amulett selbst entfesselt worden war!
    Wo war der Ausgang?
    Immer schriller kreischte die Hexe, die im silbernen Haftfeuer brannte! Und mit ihrem Kreischen nahm sie Zamorra die Orientierung! Ob sie es beabsichtigte oder nicht, war egal - er hatte keine Kontrolle mehr über sein Gleichgewicht, und er fand die Richtung nicht mehr!
    Er konnte sich nur vorwärts tasten!
    Zamorra!
    Das war Fenrirs Gedankenstimme.
    Zamorra, hierher! Diese Richtung!
    Vierteldrehung nach rechts… und jetzt lauf…
    Er drehte sich. Er lief. Er stolperte über die brennende Türschwelle. Er kam zu Fall, überschlug sich und schnellte sich wieder empor. Sehen konnte er immer noch nichts. Das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Er war draußen! Nach der Gluthitze des Haftfeuers in der Holzhütte war die Normaltemperatur draußen wie ein Schlag mit dem Hammer, ein Kälteschock.
    Er stöhnte auf.
    Er hörte die Hexe immer noch kreischen, und er war immer noch geblendet. Ihm schoß das Wasser in die Augen, die er nur ganz vorsichtig rieb, weil die Tränen ihn störten, aber er wußte, daß er am geschwundenen Sehvermögen damit nichts ändern konnte. Das würde von selbst wiederkommen.
    Leiser wurde das Kreischen, aber dafür rauschten und prasselten die Flammen um so lauter, die die Holzhütte niederbrannten!
    »Fenrir, die Bäume… der Wald und das Gras und Unterholz…«, stieß Zamorra hervor.
    Schön, daß du daran auch mal denkst, spottete der Wolf. Aber es sieht so aus, als würde das Haftfeuer nur das Haus zerstören und alles andere in Ruhe lassen…
    »Dann stimmte mein Verdacht also tatsächlich«, murmelte Zamorra erleichtert.
    »Was haben Sie getan?« stieß Naomi hervor.
    Zamorra lächelte. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus welcher er Naomis Stimme gehört hatte. »Ich habe die Hexe beziehungsweise ihren Geist unschädlich gemacht«, sagte er. »Brenn, Hexe, brenn… Feuer vernichtet sie. Das scheint der vergessen zu haben, der sie damals unschädlich machen wollte, worauf Sie an Cilas Grab stehen konnte, Naomi…«
    »Der wälische Druide…?«
    Das hat Zamorra aus Fenrirs Gedankenbildern nicht erfahren. »Ein wälischer Druide? Gryf?«
    »So hieß er wohl…«, murmelte Naomi Varese.
    »Wie klein doch die Welt ist«, brummte der Parapsychologe. »Aber dann muß Gryf gerade mal seinen schlechten Tag gehabt haben. Ich kenne ihn gut, wir sind Freunde. Normalerweise ist er umsichtiger.«
    Sein Jagdbares Wild sind Vampire, weniger Hexen, erinnerte Fenrir.
    Naomi saugte an ihrer Unterlippe. »Sie haben mein Häuschen zerstört«, flüsterte sie nach einer Weile. »Warum? Warum mußte das sein?«
    »Cilas Geist lebte darin«, sagte Zamorra und wunderte sich, warum sein Sehvermögen noch nicht wieder zurückkehrte. Wenigstens Schatten hätte er mittlerweile wieder sehen müssen! Aber da war immer noch nur tiefstes Schwarz! Nicht mal die typischen kleinen Fünkchen und Farbmuster, die man sieht, wenn man die Augenlider fest schließt, konnte er wahrnehmen! Da war einfach - nichts!
    »Als ihr Körper starb, muß ihr Geist einen festen Punkt gesucht haben«, versuchte Zamorra eine Erklärung. »Sie behauptete ja vorhin, daß dies ihr Haus gewesen sei. Als Gryf sie erschlug, wollte sie vermutlich so weit wie möglich von ihm fort - und als Fixpunkt nahm sie

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