Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ihre Hütte. Hier lebte ihr Geist fortan, an die tote Materie gefesselt. Nichts von wegen Geisterreich… sie war durchaus hier in unserer Welt, nur in unsichtbarer und für Normalsterbliche ungreifbarer Form. Ich brauchte mit dem weißmagischen Feuer nur das Haus zu verbrennen, und das ist nun für die Hexe Cila auch das endgültige Ende.«
    »Dann… dann ist der Fluch jetzt endlich vorbei?« fragte Naomi hoffnungsvoll.
    »Natürlich«, erwiderte Zamorra. »Er konnte nur so lange wirken, wie es den Geist der Hexe noch gab. Den gibt’s jetzt nicht mehr, also hat auch der Fluch sein Ende gefunden. Sie können von jetzt an wieder ein ganz normales Leben führen, Naomi.«
    Die Unheilsbotin atmete tief durch. »Ich kann es nicht glauben«, flüsterte sie. »Es hat zu lange gedauert…«
    Zamorra konnte immer noch nichts sehen. Aber das würde schon wieder werden; vermutlich verschätzte er sich nur in der Zeit. Er richtete sich vorsichtig wieder auf.
    Das Feuer ist erloschen, teilte Fenrir ihm mit, der merkte, daß mit dem Dämonenkiller etwas nicht stimmte. Ein Teil des Hauses steht sogar noch. Könnte mit wenig Aufwand restauriert werden. Das fände ich gut, weil es mir hier gefällt.
    Aber wenn Merlins Stern eine so klare Aussage traf, dann war dies meine unumstößliche Tatsache. Die Hexe Cila war endgültig unschädlich gemacht. Naomi konnte aufatmen.
    Nur Zamorra konnte immer noch nicht wieder sehen…
    ***
    Nach Zamorras Schätzung war eine halbe Stunde vergangen, und er war immer noch blind. Er verstand das nicht. Sollte die unheimliche, gleißende Helligkeit ihn dauerhaft geblendet haben? Das hat ihm gerade noch gefehlt…! Immerhin hatte er einen langen Weg vor sich. Aber er hoffe, daß Fenrir ihm den Gefallen tat, als »Blindenhund« zu dienen.
    Die Hütte bauen wir wieder auf, hatte Fenrir wie selbstverständlich beschlossen. Und Naomi Varese, die plötzlich erleichtert und beschwingt wirkte, als wäre eine Last von zwanzig Jahren von ihren Schultern genommen, stimmte sofort zu. »Ich werde ohnehin eine Weile brauchen, mich wieder an ein normales Leben zu gewöhnen«, sagte sie. »Das wird hier kein Quartier für ewig, aber immerhin, für eine Weile mag es gehen, bis ich es innerlich verarbeitet habe, daß der Fluch gebrochen ist.«
    »Dennoch ist diese Hütte ziemlich weit weg von jeder Zivilisation«, sagte Zamorra. »Und es scheint ja auch nicht so ganz legal zu sein, nicht?«
    »Ich werde es legalisieren«, sagte Naomi. »Ich werde diese Hütte ganz offiziell zu meinem Wohnsitz machen. Enrique sagte mir damals, es gäbe sonst niemanden, der Anspruch hierauf erhöbe…«
    Naomi nickte. »Ich habe damit gerechnet. Es kann mich nicht mehr erschüttern. Er war der letzte in der Reihe. Ich wußte es, seit ich von seinen Problemen erfuhr, und ich wußte auch, daß ihm niemand mehr helfen konnte. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Das klingt in Ihren Ohren vielleicht ziemlich kaltschnäuzig, Zamorra…«
    Er schüttelte den Kopf. »Niemand konnte es verhindern«, sagte er. »Haben Sie ihn sehr geliebt?«
    »Ich mochte ihn«, erwiderte Naomi scheu und kraulte Fenrirs Wolfsnacken. »Sehr«, fügte sie dann leise hinzu. »Ich hoffe, er hat es schnell hinter sich gehabt.«
    Zamorra nickte nur. Er wollte Naomi nicht mit einer detaillierten Schilderung zusätzlich belasten.
    »Fenrir wird bei mir bleiben«, sagte sie. »Er gefällt mir. Er ist lustig und verspielt obgleich er immer wieder behauptet, sehr alt zu sein.«
    »Ist er auch.« Zamorra konnte diese Ankündigung kaum noch überraschen; er hatte fast schon damit gerechnet.
    »Zuerst war ich mächtig erschrocken«, erzählte Naomi, »als vor ein paar Tagen plötzlich dieser riesige Wolf vor mir stand. Denn hier gibt es doch eigentlich gar keine Wölfe mehr. Aber dann dachte ich: Wenn er mich anfällt und mich tötet, ist es endlich vorbei; lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und dann vernahm ich plötzlich diese lautlose Stimme in meinem Kopf. Erst dachte ich, ich hätte nun wirklich den Verstand verloren, daher allein die Möglichkeit, daß ich mir diese Frage stellen konnte, bewies mir, daß dem nicht so sein konnte. Fenrir teilte mir dann mit, daß er meine Gedanken lesen könne… und so haben wir zusammengefunden.«
    Zamorra lächelte. So also hatten die Frau und der Wolf zueinander gefun- den. Er mußte zugeben, neugierig auf die Geschichte gewesen zu sein, aber er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, danach zu fragen, und nun

Weitere Kostenlose Bücher