0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen
verletzen?«
Ich brauchte eine ganze Zeit lang, um eine Antwort darauf zu finden. »Well, man müßte einen G-man für die Öffentlichkeit in Urlaub schicken, der sich um den Unschuldigen kümmert, und die übrige Mannschaft ermittelt dann weiter so, als gäbe es den Auftrag des ›in Urlaub geschickten‹ G-man überhaupt nicht. Dann tun…«
Ich brach mit einem Male ab, sprang von meinem Stuhl auf und schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. Was hatte ich doch lange auf der Leitung gestanden!
»Natürlich! Hätte schon viel eher darauf kommen müssen! Ihre Hinweise waren eigentlich genug.«
Mr. High lächelte und nickte. »Kapiert, Phil?«
»Ja, natürlich«, erwiderte ich. »Sie haben Jerry für die Öffentlichkeit in Urlaub geschickt. Er kümmert sich um den Verdächtigen!«
»Genau! Dann wissen Sie jetzt ja auch, was mit dem Beatle los ist?«
Ich grinste. »Mal wieder eine von Jerrys Maschen, mit den Gangstern in Kontakt zu kommen.«
»Richtig. Nur — wir müssen natürlich gegen den Beatle weiter ermitteln!«
»Warum?« fragte ich erstaunt. »Jetzt, wo ich doch weiß, daß der Beatle niemand anderes als Jerry ist…«
»Genau das darf uns nicht passieren«, ordnete der Chef an. »Wir müssen gegen den Beatle ermitteln. Die Unterwelt muß das Gefühl haben, daß Jerry von uns gejagt wird. Nur dann können wir es ihm ermöglichen, in die Gang der Entführer zu kommen. Soviel ich weiß, sind seine Erfolge schon ganz beachtlich…«
»Okay«, brummte ich nicht sonderlich begeistert. »Aber wie soll ich das machen?«
»Phil«, sagte Mr. High eindringlich. »Ich habe Ihnen nur die Identität des Beatles verraten, weil ich Sie nicht an der Nase herumführen wollte. Eigentlich wäre es viel besser gewesen, wenn Sie bis zur Klärung des Falles ahnungslos gewesen wären. Da es nun aber so ist, verlange ich von Ihnen, daß Sie unser Gespräch sofort vergessen. Der Beatle ist für Sie irgendein Verbrecher, gegen den Sie ermitteln können. Da er mit der Bande der Entführer in Verbindung steht, dienen Ihre diesbezüglichen Ermittlungen der Aufklärung des ganzen Falles!«
Ich überlegte einen Augenblick. War ein verdammt harter Brocken, den ich da schlucken mußte. Aber schließlich sah ich ein, daß es anders gar nicht ging.
»Okay«, brummte ich schließlich. »Ich jage den Beatle. Ich kenne ihn nur als Verbrecher.«
Als Mr. High wieder gegangen war, konzentrierte ich mich sofort wieder auf den Fall. Ich zwang mich, in dem Beatle nur noch einen gesuchten Verbrecher zu sehen. Es fiel mir schwer, aber dann ging es schließlich doch!
Ich begann, mir Notizen zu machen. Sie enthielten alle Tatbestands- und Personenmerkmale, die mir bis jetzt bekannt waren.
Bis jetzt war der Fall noch im dunkeln. Aber ich mußte alle Anhaltspunkte über ihn sammeln.
Ein Fall, der mir unter den Nägeln brannte. Und ich mußte diesen Beatle finden. Immerhin war er — theoretisch gesehen — an mindestens zwei Kidnappingfällen und an einem Polizistenmord beteiligt.
Nein, an mindestens drei Kidnappingfällen sogar.
Rechtsanwalt Malcolm, David Bruce und der kleine Francis Intosh waren entführt worden.
Diese drei standen einwandfrei fest.
Ein Rätsel war mir nur noch der vierte Fall — jenes Mädchen aus dem Wilden Westen, das mir nach dem Polizistenmord auf der Straße begegnet war.
Ich schrieb, dachte nach, schrieb wieder, strich aus, änderte und ergänzte. Das Blatt mit meinen Notizen wurde immer bunter. Ich arbeitete wie in einem hektischen Fieber.
Plötzlich wurde mir klar, daß die Glocke meines Telefons schon vier- oder fünfmal angeschlagen haben mußte. Ich hatte es glatt überhört.
Jetzt aber riß mich das Schrillen hoch.
»Secaucus Police Station, Sergeant Beryll spricht«, klang es mir entgegen. »Sir, ich habe eine wichtige Nachricht für Sie. Vor -etwa einer Stunde wurden wir anonym angerufen. Eine Frauenstimme. Sie teilte uns mit, daß neben einer Holzhütte am Nordrand des Shelter Island County Club, dicht neben der County Avenue, ein kleiner Junge sitze. Wir haben sofort einen Wagen dorthingeschickt. Den Jungen haben wir gefunden. Zuerst dachten unsere Leute, er wäre tot. Unser Doc hat jedoch festgestellt, daß der Junge nur betäubt ist. Wahrscheinlich Schlafmittel. Wir haben ihn inzwischen ins Hospital bringen lassen. Aber vorher haben wir ihn uns genau angesehen. Nach der Beschreibung von gestern vormittag handelt es sich einwandfrei um den kleinen Francis Intosh, den Sohn des
Weitere Kostenlose Bücher