0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen
Engländer zuckte gleichmütig mit den Schultern.
»Was heißt gesehen? Da war so ein komischer Kerl in einem grünen Overall. Wahrscheinlich ein Hausmeister. Aber deswegen bin ich auch über die Feuerleiter geklettert. Wahrscheinlich hat er mich aber doch gesehen…«
»Wir fahren zu uns. Hier sind wir nicht länger sicher«, sagte Docky entschlossen, »Dort kannst du dich umziehen. Charly wird dich auch neu frisieren. Er war früher einmal Friseur.«
»Zu uns?« wunderte sich Fisher. »Was heißt das, zu uns?«
»Ist doch klar, Mann, in unserem Lande hat jeder bessere Verein ein Hauptquartier«, klärte Docky den Engländer auf.
Der war natürlich wieder brutal.
»Ach so, ein Gangsterhome«, sagte er kühl. »Ich habe aber sehr wenig Interesse, mich in einen solchen Laden hineinzubegeben. Das ist mir zu heiß. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß euer Home der Polizei nicht ganz unbekannt ist. Die freie Wildbahn ist mir lieber!«
Docky hatte in den letzten Stunden mit diesem merkwürdigen Engländer schon genügend Ärger und Schwierigkeiten gehabt. Er sah jetzt nicht nur die Disziplin in seiner Gang in Gefahr, sondern auch die ganze Arbeit der letzten Wochen. Er konnte es jetzt nicht mehr dulden, daß Fisher weitere Schwierigkeiten machte. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten für ihn.
Er wählte eine davon.
Plötzlich hatte er wieder eine Pistole in der Hand. Er richtete sie auf den Engländer und sagte ganz ruhig: »Hoffentlich begreifst du jetzt, daß ich keine Lust mehr habe, mit dir länger hier herumzualbern. Wenn ich sage, daß du mitzukommen hast, dann gilt das. Andernfalls können wir uns jetzt darüber auseinandersetzen, wer von uns beiden etwas zu sagen hat.«
Der Engländer schaute interessiert auf die großkalibrige Pistole.
»All right«, sagte er dann. »Ich bin Engländer, und somit bin ich Sportsmann. Jetzt sehe ich keine Möglichkeit mehr, wie ich dich auf faire Art überlisten könnte. Du hast also gewonnen. Ich komme mit!«
***
Als ich ins Distriktgebäude zurückkam, bestand Mr. High seltsamerweise darauf, den Rechtsanwalt selbst zu vernehmen.
Was blieb mir anderes übrig, ich fuhr mit dem Chef zum Wohnblock Malcolms zurück. Hier erwartete uns eine böse Überraschung. Aufgelöst kam uns der Parkwächter entgegen, mit dem ich schon vor wenigen Stunden gesprochen hatte.
Das Ergebnis einer ganzen Reihe von gestammelten Worten hieß schlicht und einfach: Der Rechtsanwalt war entführt worden. Dringend dieser Tat verdächtigt schien ein geckenhafter Beatle zu sein, den uns der Parkwächter anschaulich beschrieb. Dieser Beatle hatte sich zur Tatzeit in der Nähe des Hauses herumgetrieben. Der Wagen des Rechtsanwalts war ebenfalls verschwunden.
Mr. High und ich untersuchten die Wohnung gründlich, aber wir fanden keinerlei Hinweise.
»Passen Sie auf, Phil, daß Sie nicht auf eine völlig falsche Fährte geraten!«
sagte mir Mr. High eindringlich, bevor er ging.
Dieser Hinweis machte mich stutzig.
»Wie meinen Sie das, Mr. High?«
Er lächelte flüchtig.
»Dieser Beatle scheint Sie sehr zu interessieren. Wir müssen uns aber in erster Linie um die Aufklärung des Kidnappingfalles Francis Intosh und alles, was damit unmittelbar zusammenhängt, kümmern.«
Er sagte das besonders eindringlich, dann ging er.
Und ich stand da, in der Wohnung dieses inzwischen entführten Rechtsanwaltes. Es ging auf Mitternacht zu. Sechs Stunden waren unwiederbringlich verloren. Irgend etwas mußte geschehen.
Aber wo sollte ich anfangen? Alles war wie in dichten Nebel gehüllt, und ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ereignissen war überhaupt nicht zu erkennen. Ganz zu schweigen davon, daß ich nicht eine einzige Spur hatte.
Doch! Eine!
Aber das war gerade die, die Mr. High eben als »falsche Fährte« bezeichnet hatte.
Trotzdem blieb mir keine andere Wahl.
Ich mußte mich um den Mann kümmern, der wie ein Beatle aussah. Er war der einzige Anhaltspunkt, den ich zu dieser Zeit überhaupt hatte.
Ich ging zum Telefon im Arbeitszimmer des entführten Rechtsanwaltes. Dort wählte ich unsere Nummer.
Myrna hatte immer noch Dienst.
»Lange nicht gesehen, Phil, wo stecken Sie denn?« klang mir ihre dunkle Stimme entgegen.
»Bis zum Hals in Schwierigkeiten!« gab ich ihr zur Antwort.
Sie lachte gurrend.
»Kleinigkeiten für einen Mann wie Sie! Kann ich Ihnen dabei helfen?«
Ja, sie konnte. Ich verlangte unseren Spurensicherungsexperten.
Die Abteilung meldete sich, und Keeler war am
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