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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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besser als die beiden vorigen. Aber vorsichtshalber fragte er Saranow nicht um welche es sich handelte; er wollte sich nicht wieder von zungenbrecherischen Buchstabensammlungen erschlagen lassen.
    »Hier wurde jemand von den sich schließenden Türen erdrückt«, sagte Saranow mit etwas belegter Stimme; es fiel ihm sichtlich schwer, möglichst unbeteiligt über menschliches Sterben zu berichten. »An sich ein Unding; eine Sicherheitsschaltung hätte das Schließen der Tür verhindern müssen. Aber man hat eines der Metro-Phantome gesehen, das sich im Zug an den Sicherheitsrelais zu schaffen gemacht haben soll. Offenbar wurde die Sperre vorübergehend blockiert. Ein anderes Metro-Phantom soll das Opfer förmlich zwischen die sich schließenden Türen gepreßt und festgehalten haben. Dann verschwand das Skelett draußen ebenso wie das drinnen ganz einfach wieder im Nichts. Natürlich hat keiner der Polizisten den Aussagen geglaubt.«
    »Natürlich.« Zamorra fragte sich nach dem Sinn dieser Morde. »Gibt es eigentlich eine Verbindung zwischen den Opfern? Kennen sie sich? Gehören sie vielleicht einer bestimmten Gruppe an? Verein, politische Partei, Kolchose oder was weiß ich noch? Vielleicht die Mafia?«
    »Laut polizeilichen Erkenntnissen gibt es nicht die geringsten Gemeinsamkeiten. Sie benutzten nicht einmal Taschentücher mit den gleichen Stickereien, und vermutlich putzen sie sogar ihre Schuhe nach unterschiedlichen Methoden.«
    »Na gut«, murmelte Zamorra. »Das heißt: nicht gut. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn irgendwo Genossin Hoffnung mit dem Zaunpfahl winken würde…«
    Im gleichen Moment geschah etwas Unbegreifliches.
    ***
    Ein hagerer, kahlköpfiger Mann mit scharf vorspringender Adlernase und dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen betrat das Hotel »Metropol«. Auffällig waren die kleinen, beulenähnlichen Erhebungen über seinen Schläfen, und die buschigen, durchgezogenen Augenbrauen. Er trug einen schwarzen Westenanzug und eine leuchtend rote Fliege. Kurz blieb er in der Nähe der Rezeption stehen, schien sich orientieren zu müssen und setzte sich dann wieder in Bewegung; Richtung Treppe.
    Der Mann hinter der Rezeption wunderte sich, warum der Portier den Fremden überhaupt eingelassen hatte, der garantiert nicht zu den Hotelgästen gehörte. Nicht-Gäste aber wurden normalerweise bereits an der Tür abgewimmelt. Gängige Praxis im »Metropol« und in den meisten anderen Hotels in Moskau war es, die Pässe der Gäste einzubehalten und ihnen statt dessen eine Art Hotelausweis auszustellen - besonders für ausländische Touristen hilfreich, weil auf diesen Karten die Hoteladresse stand und man sie, wenn man sich verirrt hatte, bloß irgendeinem Taxifahrer zu zeigen brauchte, der den Touristen dann, lieber für Dollars als für Rubel, ohne weitere Rückfragen und Verständigungsschwierigkeiten heimbringen konnte. Wer aber nicht über eine solche Karte verfügte und auch keine Buchung eines Reisebüros vorweisen konnte, wurde normalerweise schon im Eingangsbereich abgefertigt.
    Mit diesem Fremden war das aber offenbar nicht geschehen, von dem eine seltsam unheimliche, bedrohliche Aura ausging.
    Der Mann an der Rezeption wollte etwas sagen, den Fremden ansprechen, aber ihm saß ein Kloß im Hals, und er brachte es einfach nicht fertig, den Fremden mit einem kurzen, höflichbestimmten Zuruf zu stoppen. Da stieg der Fremde bereits die Treppe hinauf.
    Wohin wollte er? Er hat sich ja nicht einmal nach einem der Gäste erkundigt!
    Aber auch jetzt brachte der Russe es nicht fertig, etwas zu sagen oder zu tun. Er war wie gelähmt, und er ahnte nicht, daß der leichte Druck hinter seiner Stirn, dieser schwache, ungewohnte Kopfschmerz, die Befragung durch den Fremden gewesen war…
    Und dann hatte der Schwarzgekleidete den ersten Treppenabsatz genommen und war von der Rezeption aus nicht mehr zu sehen; im gleichen Augenblick aber hatte ihn der Concierge bereits völlig vergessen…
    Da war doch nichts gewesen…
    Nur den leichten Kopfschmerz konnte er sich einfach nicht erklären.
    ***
    Boris Saranow erstarrte. Seine Augen wurden groß. Er sah an Zamorra vorbei, der sich ahnungsvoll umwandte - nur konnte der Parapsychologe nichts entdecken, was Saranow so sehr in staunenden Schrecken versetzen konnte.
    »Nein - was… nicht! Was soll das?« stieß der Russe hervor. Plötzlich machte er einen Sprung nach vorn und stieß Zamorra einfach zur Seite. Der Franzose strauchelte und konnte gerade noch mit

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