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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatten in dieser fremdartigen Vision gelebt, sie hatten sie ebenso real empfunden wie Zamorra gestern, wenn nicht sogar noch wirklicher. Sonst hätte Saranow Zamorra kaum einen kräftigen Stoß versetzt, um ihn vor dem Strahlschuß zu retten!
    Im nächsten Moment korrigierte Zamorra sich selbst. Er war doch nicht ganz so unbeteiligt gewesen. Denn er hatte beobachtet, wie zwei Menschen brannten und schmolzen. Das wäre unmöglich gewesen, wenn er völlig »draußen« gewesen wäre. Dann hätte er allenfalls sehen dürfen, daß sie zusammenbrachen oder versuchte, das an ihnen zehrende unheimliche Feuer zu löschen… aber gerade dieses Feuer hatte Zamorra mit eigenen Augen gesehen!
    Was waren das für teuflische Halluzinationen…?
    »Diese Wesen gibt es nicht mehr«, sagte er. »Sie haben einmal existiert, vor langer Zeit. Sie stammten nicht von der Erde. Aber sie existieren nicht mehr, so wie es die Dinosaurier und die Sowjetunion nicht mehr gibt. Vielleicht war es eine Spiegelung aus ferner Vergangenheit.«
    »Aber wie ist das möglich, gospodin!« fragte der »Geschmolzene«.
    Saranow berührte ihn an der Schulter. »Genosse, würdest du mich auslachen, wenn ich behaupte, daß es sich um Magie handelte, um Zauberei?«
    Niemand lachte ihn aus.
    Niemand wurde durch amtliche Ignoranz zum Glauben gezwungen. Und sie alle fanden doch keine andere Erklärung für das Phänomen!
    Der nächste Zug rollte ein.
    Die auf ihn gewartet hatten, beeilten sich, einzusteigen und den Ort des unheimlichen Geschehens so schnell wie möglich zu verlassen. Die Aussteigenden hatten es natürlich weniger eilig, denn sie waren ahnungslos. Trotzdem wurde Zamorra gerade in dieser Phase besonders wachsam; immerhin mußte er mit einem Überfall der Metro-Phantome rechnen.
    Aber der fand nicht statt.
    Schließlich war er mit Saranow wieder allein.
    »Du weißt doch mehr, als du zugeben willst«, forschte der Russe. »Du wolltest die Leute eben nur nicht verunsichern, stimmt’s? Deshalb hast du ihre Neugierde nur mit Halbheiten gestillt… aber ich will jetzt wissen, was das wirklich war! Bogossuzedat, das war so unglaublich echt…«
    »Ich kann dir nicht sagen, was es war, Boris«, erwiderte Zamorra. »Und das alles zu erklären, ist eine verdammt lange, teilweise traurige und tragische Geschichte. Etwas stimmt nicht. Mir kommt’s vor, als würden Schatten der Vergangenheit nach uns greifen. Aber dazu müßte das RaumZeitgefüge gehörig durcheinander gebracht worden sein, wie es eigentlich nur bei einem Zeitparadoxon geschieht. Selbst in der hochentropischen Echsenwelt gibt’s so was nicht…«
    »Wovon redest du?« brummte Saranow.
    Zamorra winkte ab. »Das ist eine noch längere Geschichte, towarischtsch.«
    »Längere Geschichten sind eine russische Erfindung«, behauptete Saranow. »Ich bin gespannt, sie zu hören. Vielleicht bei einem Gläschen Wodka?«
    »Da brauchst du mehrere Gläschen«, sagte Zamorra. Er überlegte. Zeitparadoxon… es hatte in den letzten Jahren einige davon gegeben, und kaum jemand wußte besser als Zamorra, wie instabil der Kosmos dadurch geworden war. Ein weiteres Paradoxon konnte möglicherweise zu einer alles vernichtenden Katastrophe führen. Das Raum-Zeit-Gefüge mußte sich erst wieder beruhigen, und das konnte noch viele Jahre dauern…
    Zamorra konnte sich andererseits aber auch nicht vorstellen, daß es -außer ihm und seiner Crew - jemanden gab, der in der Lage war, ein solches Paradoxon zu schaffen. Und Gryf und Teri oder Tendyke oder wer auch immer würden sich hüten, so etwas zu riskieren. Der Preis war mittlerweile längst viel zu hoch…
    »Glaubst du, daß diese Sache etwas mit den Metro-Phantomen zu tun hat?« fragte Saranow.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Zumindest, was dies angeht, kann ich dich beruhigen. Es ist etwas anderes.«
    »Also, beruhigen kann’s mich nicht gerade, Brüderchen. Ich wüßte lieber, woran wir wirklich sind.«
    »Ja, mein Bester, da arbeiten wir ja gerade daran«, sagte Zamorra.
    »Und wie stellst du dir dieses Arbeiten effektiv vor? Uns von solchen Spukerscheinungen überraschen und irritieren lassen? Oder hast du einen Plan?«
    Zamorra nickte.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Visionen zunächst zu ignorieren. Er konnte, durfte und wollte sich nicht einfach so verzetteln. Er hatte das Gefühl, daß auch die Beschäftigung mit diesen mutmaßlichen Halluzinationen wichtig war, sehr wichtig sogar - aber noch wichtiger war es im Augenblick, das einmal

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