0474 - Metro-Phantome
werden. Er ist ein blinder Narr geworden, er weiß nicht mehr, was -er tut. Vielleicht ist er zu alt, vielleicht hat der lange Schlaf im Eiskokon ihm geschadet. Warnt ihn. Haltet ihn ab von seinem Tun, oder die Welt, die ihr kennt, wird in dieser Form nicht mehr bestehen.«
Er sah Dembowsky an. »Du, Genosse Fedor Martinowitsch Dembowsky, solltest als Russe sehr genau wissen, wie schlimm allein schon die politischen Veränderungen der letzten beiden Jahre sich auf euer Volk auswirken. Das ist nichts gegen die Veränderungen, für die Merlin mit seinem wahnswitzigen Plan sorgt. Ihr werdet diesen schlechten Zeiten nachweinen, weil es die besten waren, die ihr jemals erleben konntet. Hunger und Armut werden für euch ein Paradies sein…«
»Der Teufel als Philanthrop?« spottete Dembowsky trotz seines steigenden Unbehagens.
»Der Teufel auch und vor allem als Egoist«, versetzte Lucifuge Rofocale ebenso spöttisch. »Wie sollen wir euch Sterbliche quälen, wenn unsere Folter für euch eine Erlösung wäre? - Ich muß jetzt gehen; meine Zeit ist nicht unbegrenzt.«
»Warte, gospodin tschort «, sagte Dembowsky.
Überrascht sah der Erzdämon ihn an. »Was willst du?« Vielleicht war er verblüfft, daß jemand trotz der Verabschiedung es noch wagte, ihn anzusprechen, vielleicht war er auch bloß noch nie als »Herr Teufel« angesprochen worden.
»Zamorra und seine Gefährtin werden deine Warnung an Merlin weitergeben, wenn du die Metro-Phantome zurückrufst. Diese Skelette, die zuschlagen und morden und unsere Untergrundbahn unsicher machen.«
Lucifuge Rofocale hob die Brauen, dann begann er zu lachen. Sein dunkles, böses Lachen füllte mit den Schallschwingungen das gesamte Hotelzimmer aus. Ebenso rasch beruhigte der Dämon sich auch wieder. Er schüttelte den Kopf.
»Du bist nicht in der Position, über Zamoras Tun und Lassen zu bestimmen«, sagte er. »Aber ich besonders deine Dreistigkeit, dem Teufel trotzen zu wollen. Dennoch ist es unmöglich. Jene, welche ihr Metro-Phantome nennt, unterliegen nicht meiner Kontrolle.«
»Was soll das heißen?« entfuhr es Nicole.
»Sie sind keine Geschöpfe der Holle - dieser Hölle«, fügte er hinzu. »Deshalb könnte ich sie selbst dann nicht zurückrufen, wenn ich es wollte.«
»Was sind sie dam?«
»Schatten einer anderen Welt«, sagte der Dämon. »Vorboten kommenden Unheils. Sie sind die Schatten des Silbermondes…«
Ohne ein weiteres Wort schritt er zur Tür und glitt hindurch.
»Warte!« schrie Nicole. Sie flog aus dem Sessel hoch, war mit ein paar schnellen Sprüngen an der Tür und riß sie auf. Aber auf dem Korridor war niemand mehr zu sehen. Nicole eilte zum Zimmertelefon und rief die Rezeption an. Sie beschrieb Lucifuge Rofocale. »Wenn er kommt, versuchen Sie ihn aufzuhalten, bis ich da bin«, verlangte sie.
Große Hoffnungen hegte sie allerdings nicht. Satans Ministerpräsident standen andere Wege zur Verfügung…
***
»Eine Falle stellen«, echote Boris Saranow. »Natürlich, ganz einfach. Der Herr Professor kommt, stellt eine Falle, läßt sie zuschnappen und verkauft das Fell auf dem Markt. Hast du überhaupt eine Ahnung, womit wir es bei den Phantomen zu tun haben? Wie willst du dann eine Falle stellen?«
»Ich denke da an einen Köder«, sagte Zamorra. »Wenn du weißt, daß ein Raubtier die Gegend unsicher macht, brauchst du nicht mal zu wissen, ob es ein Löwe, ein Tiger, ein Panther oder ein Krokodil ist. Du bindest einfach eine Ziege über der Fallgrube an; jedes der Biester wird zuschnappen und dabei in die Grube stürzen. Wenn du es dann erst einmal gefangen hast, kannst du immer noch nachschauen, welche Farbe sein Fell hat.«
»Ach, ja? Und wen hast du als Zeuge ausgesucht? Ich meckere zwar, habe aber nicht das geringste Interesse daran, von diesen Skeletten ermordet zu werden!«
»Trotzdem seid dein Assistent und du ein nicht unerhebliches Risiko eingegangen«, wandte Zamorra ein, »als ihr euch als Metro-Fahrgäste versuchtet und hofftet, vor Ort zu sein, wenn gerade mal wieder etwas passierte -was Fedor ja um ein Haar gelungen wäre. Aber kannst du dir vorstellen, dabei selbst Opfer zu werden? Das wäre ebenso möglich gewesen…«
»Es ging nicht anders; ich sah keine andere Möglichkeit, da man uns ja den Einsatz von Technik durch Sparvorschriften unmöglich macht. Es ist mir zwar klar, daß kein Geld in den öffentlichen Kassen ist und überall eingespart werden muß, aber für Menschenleben und deren Sicherheit sollte kein
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