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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Staub gesunken. Heute zählten Tschaika, GAZ und ZIL zu den Relikten eines durch die Reformen weggefegten Staatsapparats. Heute zählten Mercedes, BMW und Porsche; Statussymbole, die sich nur die wenigen leisten konnten, die mit Devisen blitzschnell reich geworden waren. Unerschwinglich für den Normalbürger, der nicht immer wußte, wie er sein tägliches Brot und die wöchentliche Rationsflasche Wodka bezahlen sollte. Die freie Marktwirtschaft brachte erst einmal erhöhte Preise; die Lohn- und Gehaltsanpassung verlief da eher in italienischem Behördentempo, nämlich so gut wie gar nicht. Wen wunderte es da noch, daß die immer unzufriedenere Bevölkerung immer lauter auf die Regierung schimpfte - jetzt, da sie endlich schimpfen durfte?
    »Der kluge Mann baut vor«, hatte Saranow grinsend verkündet und den Schrank geöffnet. Darin standen drei Flaschen Wodka. »Wo haben Sie die denn her?« entfuhr es Fedor Dembowsky. »Gestern waren sie noch nicht da, und das Zeug ist doch leider streng rationiert…«
    »Vitamin B«, grinste Saranow. »In mancher Hinsicht ist es ganz gut, daß man mit den passenden Verbindungen auch solche Vorschriften weiträumig umgehen kann. Greift zu Freunde, es reicht für jeden.« Er füllte vier Gläser und prostete den anderen zu.
    Nicole und Zamorra erwiderten den Toast, beschlossen aber für sich, möglichst wenig zu trinken. Aber dann brauchte nicht nur Zamorra eine doppelte Füllung, als der Nicoles Bericht von Lucifuge Rofocales unheimlichem Besuch vernahm. Natürlich hatte niemand mehr ihn das Hotel verlassen gesehen, und der Mann an der Rezeption hat sich nicht einmal mehr an sein Auftauchen erinnern können.
    »Schatten des Silbermondes? Eine andere Welt?« überlegte Zamorra. »Was soll das bedeuten? Der alte Vogel weiß doch mehr, als er erzählen will!«
    »Was wollen Sie jetzt tun, Professor?« fragte Dembowsky. »Diesen Merlin warnen? Ich habe ihn eigentlich immer für eine Sagengestalt gehalten. Es gibt da eine alte russische Erzählung von Zar Artus und seinen zwölf Kosaken…«
    Saranow sah ihn verblüfft an. »Davon habe ich ja noch nie gehört!« stieß er hervor. »Das ist doch germanisches Volksgut…«
    Dembowksy grinste. »Wetten, daß, wenn ich Ihnen nicht zuvorgekommen wäre, Sie die Artus-Sage als russische Erfindung bezeichnet hätten?«
    »Barbar, elender«, brummte Saranow.
    »Sicher werden wir versuchen, die Warnung weiterzugeben«, sagte Zamorra. »Aber erst, wenn wir mit den Metro-Phantomen fertig sind.«
    »Es klang äußerst dringend, was dieser Oberteufel sagte«, wandte Dembowsky ein. »Ich weiß nicht, ob ich an Ihrer Stelle nicht doch zuerst diese Warnung in Angriff nehmen würde…«
    »Der muß Sie ja schön beeindruckt haben, Genosse Fedor Martinowitsch«, brummte Saranow. Dembowsky zuckte zusammen. »Hören Sie bitte endlich auf, mich Genosse zu nennen…«
    »Ich versuch’s ja ständig, Genosse.«
    »Soviel zu den alten Denkstrukturen«, spottete Zamorra. »Sicher, wenn ein Dämon wie Lucifuge Rofocale sich ausgerechnet an uns wendet, weil er keine andere Möglichkeit mehr sieht, dann ist da ganz gewaltig was dran. Aber er glaubt, daß die Gefahr so groß ist. Ich sehe aber hier ganz konkret Menschenleben gefährdet, und das ist etwas, wogegen unverzüglich etwas unternommen werden muß. Deshalb sehe ich die Prioritäten etwas anders geordnet als gospodin tschort«
    Er sah Nicole an. »Der alte Knabe besaß tatsächlich eines der Amulette?«
    »Das fünfte, wie er behauptete«, bekräftigte Nicole. »Ich habe es selbst gesehen, und er wies eindringlich darauf hin, daß es in jenem Fall nutzlos sei.«
    »Das bedeutet an sich nicht, daß unser Amulett deshalb auch nutzlos ist«, überlegte Zamorra. »Das fünfte also besitzt dieser Gauner… und daß er dieses Geheimnis so einfach preisgegeben hat, macht mich mißtrauisch. Einer von seiner Art tut nichts ohne Grund.«
    »Er sagte, die Wahrung dieses Geheimnisses liege jetzt in unserer Hand.«
    »Geschwätz«, sagte Zamorra. »Er hat sich vermutlich eher deshalb offenbart, weil er annimmt, dieses Geheimnis werde ihm künftig nicht mehr nützen.«
    »Das würde bedeuten, daß er an Macht verliert. Vielleicht die gesamte Hölle, wenn ich seine Panik zu deuten versuche.«
    Zamorra kippte noch einen Wodka. Dann stellte er das leere Glas mit der Öffnung nach unten auf den Tisch. »Ab jetzt nur noch Wasser.«
    »Aber Wodka ist Wasser - Lebenswasser«, behauptete Saranow. »Willst du deinen Gastgeber

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