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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Preis zu hoch sein. Aber da steckt immer noch das alte Macht und Kostendenken drin; Menschen sind nur Zahlen auf einem Sück Papier. Wenn Jelzin die Schwarzmeer-Kriegsflotte komplett der Ukraine überlassen würde, entfielen die Unterhaltskosten für Schiffe und Mannschaften, und damit ließe sich schon eine ganze Menge im Sozialwesen tun. Abgesehen davon, daß die Ukraine die gesamte Flotte auch nicht finanzieren könnte und gezwungen wäre, mindestens die Hälfte der Schiffe stillzulegen - auch ’ne Art, Abrüstung voranzutreiben… Aber ein Verzicht auf die Flotte wäre ja ein Verzicht auf militärische Macht. Und wo kämen wir da hin?«
    »Das ist aber doch nicht Jelzins Problem«, sagte Zamorra. »Das sind seine Generäle und Admiräle.«
    »Dann soll er sie, bitte schön, entlassen und durch Leute ersetzen, die etwas moderner, weniger machthungrig und praktischer denken.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wenn du mir sagen kannst, wo er die hernehmen soll, bin ich bereit diese Diskussion mit dir weiterzuführen. Aber der Ersatz ist doch im gleichen alten Denken erzogen worden. 75 Jahre kommunistischer Macht- und Eroberungspolitik kannst du nicht in ein paar Wochen ausmerzen. Die Soldaten, die in der Lage sind, in anderen Bahnen zu denken, sind vielleicht gerade mal kleine Leutnants. Bis sie in entsprechende Führungspositionen hineinwachsen, vergehen noch Jahrzehnte. Abgesehen davon, haben wir es mit den Metro-Phantomen zu tun und nicht mit der finanziellen und politischen Rettung der GUS.«
    Saranow schaltete sofort einen Gang zurück. »Choroschow, Zamorra. Erzählst du mir dann, wie du dir die Falle vorstellst und wie der Köder aussehen soll?«
    »Ich versuch’s mal. Wenn ich weiß, worauf diese Unheimlichen besonders ansprechen, kann ich sie anlocken. Wie mit einem Magneten. Was wissen wir über die Überfälle noch, außer, daß ihre Reihenfolge bisher nicht logisch erfaßbar ist? Wie viele Menschen befanden sich jeweils in der Nähe, zu welchen Uhrzeiten geschahen die Angriffe, waren die Opfer vorwiegend Männer oder Frauen, welches Alter hatten sie… und so weiter. Das ist mehr, als uns der Stadtplan verraten kann, und es kann ebenfalls wichtig sein. Also rück mit deinen Geheiminformationen raus…«
    »Du hast mir noch nicht gesagt, wen du als Köder einsetzen willst«, drängte Saranow.
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Natürlich entweder ich selbst oder Nicole, je nach Lage der Dinge.«
    »Ich wollte schon immer mal mit einem echten Selbstmörder einen Wodka trinken«, sagte Saranow. »Komm, Brüderchen. Verlassen wir diese ungastliche Stätte, trinken wir ein Wässerchen und fahren in mein Quartier. Da habe ich die Kopien der Protokolle.«
    »Wenn dein Professorengehalt diese Einladung verträgt, habe ich nichts dagegen«, sagte Zamorra. »Poidjon - gehen wir.«
    ***
    Boris Saranow bewohnte in Moskau ebenfalls nur ein Hotelzimmer, aber in einer wesentlich billigeren Kategorie -billig in jeder Hinsicht. Das Zimmer war klein, ungemütlich, etwas stickig, so daß das Fenster weitaus öfter als normal zum lüften aufgerissen werden mußte, es gab kein Telefon, es gab im ganzen Hotel nicht einmal eine Bar, so daß man sich mit Getränken vorsichtshalber außerhalb eindecken mußte -dabei durfte man sich nur nicht erwischen lassen. Eine Toilette befand sich für jeweils zwei Etagen auf dem Treppenabsatz; an Bade- oder Duschmöglichkeiten war überhaupt nicht zu denken. Zamorra schüttelte den Kopf. Dagegen war das Zimmer im »Metropol« oberste Luxusklasse. Aber Zamorra war eben Gast, Saranow war Mitarbeiter des staatlichen Wissenschaftsapparates. Immerhin führte Saranow einen tragbaren Kleincomputer bei sich, in den er die Augenzeugenprotokolle aufgenommen hatte und jetzt über den LCD-Schirm laufen ließ. Der Laptop-Computer war natürlich, wie sollte es anders sein, made in Japan.
    Von der Rezeption aus, einzige Möglichkeit, Telefongespräche zu führen, hatte Zamorra im »Metropol« angerufen und Nicole und Dembowsky gebeten, ebenfalls herzukommen. Nicole sollte auch von Anfnag an wissen, worum es ging.
    »Ich komme, aber bereite dich auf eine Überraschung vor, Chef«, hatte Nicole am Telefon gesagt.
    Jetzt stand der gemietete Tschaika draußen vor dem Hotel auf der Straße, zum Verdruß des Nachtportiers, der lieber freies Sichtfeld zur anderen Straßenseite gehabt hätte. Noch vor ein paar Jahren wäre er vor jemandem, der mit einem solchen Straßenkreuzer vorfuhr, demütig in den

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