0474 - Metro-Phantome
überhöhen? Das klingt - eher wie ein Schlagwort aus einem Science-fiction-Film.«
Zamorra deutete mit dem Zeigefinger auf Nicole. »Du und ich«, sagte er gedehnt, »und niemand sonst hat die Möglichkeit dazu. Erinnerst du dich an den Grund?«
Sie stutzte, sah ihn fragend an. Plötzlich kam ihr die Erinnerung. »Die…«
»Genau«, sagte er, und Nicole verstummte wieder. Sie begriff, daß er nicht offen darüber reden wollte. Sie beide alterten bis auf weiteres nicht mehr. Seit damals, als Lord Saris sie zur Quelle des Lebens geführt hatte. Aber Zamorra hatte einen hohen Preis dafür zahlen müssen, länger leben dürfen als jeder andere Mensch… und er selbst erinnerte sich gar nicht gern daran… [1]
»Gut, versuche es«, sagte sie. »Und was dann? Wie willst du dich schützen?«
»Das Amulett wird mich schützen«, sagte er.
»Das ist Blödsinn, Chef«, widersprach Nicole. »Sie werden es spüren und dir ausweichen. Selbst wenn sie in deine Nähe gelockt werden - so, wie sie deine manipulierte Aura wahrnehmen, werden sie auch das Amulett wahrnehmen und wieder verschwinden, ehe du sie dir schnappen kannst. Da brauchst du diese Falle erst gar nicht zu stellen.«
Zamorra schmunzelte. »Ich werde es natürlich nicht bei mir tragen.«
»Wie soll es dich dann schützen?« polterte Saranow. »Sie sind zu schnell für dich, du Narr! So fix kannst du gar nicht laufen…«
»Ich laufe nicht. Ich kann das Amulett rufen. Es reicht ein Gedankenbefehl, und es ist bei mir. Einer von euch wird in der Nähe dieser U-Bahn-Station sein und das Amulett bei sich tragen, obgleich das nicht einmal erforderlich ist; Entfernungen spielen für den Ruf keine Rolle. In dem Moment, wo ich das Amulett rufe , erscheint es in meiner Hand und kann zuschlagen. Außerdem wird Nicole mit dem Dhyarra-Kristall in meiner Nähe sein - für den Fall der Fälle.«
»Meinst du nicht, daß der Kristall ebenfalls angemessen werden kann?«
Zamorra nickte. »Das kann der Fall sein. Aber nur, wenn er aktiviert und unmittelbar einsatzbereit ist. Deshalb solltest du damit so lange warten, bis du siehst, daß es nicht anders geht.«
»Aber dann kann es zu spät sein«, warnte Nicole.
»Du brauchst dich innerlich nicht auf tausend verschiedene Situationen vorzubereiten. Konzentriere dich einfach darauf, den einlaufenden Zug um jeden Preis zu stoppen - auch wenn es die Fahrgäste übel durcheinanderschüttelt. Aber in dem Falle sind mir ein paar blaue Flecken anderer Leute lieber als mein Tod. Wenn du darauf vorbereitet bist, wirst du den Kristall aktivieren und ihm sofort den entsprechenden Befehl geben können. Das dürfte also das geringste der Probleme sein.«
»Es gibt andere Probleme«, sagte Nicole. »Zum Beispiel; es könnte ja sein, daß sie dich auf andere Weise umbringen wollen, als dich vor den Zug zu werfen. Dann werde ich wertvolle Sekunden brauchen, mich umzustellen.«
»Das Amulett wird mich schützen«, sagte Zamorra. »Glaub’s mir. Ich bin nicht lebensmüde. Ich werde kein unnötiges Risiko eingehen.«
Nicole hob die Brauen. Sie dachten an die letzten Tage im Château Montagne. Sie hatten sich mit einer Leidenschaft geliebt wie selten zuvor -Zamorra hat jede Gelegenheit genutzt, und er war fast unersättlich gewesen; zumindest kam es ihr in der Erinnerung so vor. Nicht, daß es ihr keinen Spaß gemacht hätte - sie konnte ja selbst nicht genug von seinen Zärtlichkeiten bekommen. Aber plötzlich hatte sie das Gefühl, als habe er noch so viel wie möglich geben und nehmen wollen, ehe es zu spät war…
Eine Todesahnung, die er vielleicht nicht einmal bewußt erkannte?
Sie fühlte sich unwohl. Zuviel war in den letzten Stunden auf sie eingestürzt, und sie hatte Lucifuge Rofocales Besuch noch immer nicht völlig verkraftet.
»Wann geht’s los?« fragte Saranow.
»Die Skelette werden nur am Tag aktiv, nicht wahr?« resümmierte der Dämonenjäger.
Saranow nickte.
»Dann werden wir loslegen, sobald wir aufgewacht sind. Ich denke, daß wir uns vorher gründlich ausschlafen werden.«
Zamorra erhob sich und nickte Nicole zu. »Wir fahren heim.«
»He, und was ist mit unserem Wodka, den ich unter größten Schwierigkeiten beschafft habe?« protestierte Saranow.
Zamorra schmunzelte.
»Besorg noch eine weitere Flasche, und wir sorgen nach Ende unserer Mission dafür, daß ganz Moskau vor unseren unanständigen Saufliedern erzittert«, versprach er. »Aber morgen möchte ich einigermaßen nüchtern sein.«
Nicole, die nur
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