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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bitten - und bekam sie nicht einmal immer gewährt. Dafür hatte er andererseits die Gewißheit, daß er weitgehend schalten und walten konnte, wie er wollte…
    Und trotzdem fragte er sich, weshalb er Merlin warnen wollte.
    Zur Not würde die Hölle auch mit dieser Katastrophe fertig werden, wie mit anderen zuvor. Aber Merlin selbst… würde er der Verdammnis anheimfallen? Das wäre der Hölle größter Triumph, aber mit diesem Gedanken konnte Luzifuge Rofocale sich einfach nicht anfreunden.
    Damals, als er das Amulett an sich nahm, war Merlin ihm erschienen und hatte ihn gewarnt, es zu benutzen.
    Warum?
    Nicht gerade häufig, aber hin und wieder hatte Lucifuge Rofocale es bisher benutzt, diese Geheimwaffe, von der in den Schwefelklüften niemand etwas ahnte. Und es hatte ihm nicht geschadet. Nichts war geschehen außer dem, was Lucifuge Rofocale bewirken wollte. Weshalb also diese Warnung? Um ihn einzuschüchtern? Um ihn davon abzubringen, das Amulett einzusetzen? Um ihn psychisch dieser Waffe zu berauben. Dabei war sie viel schwächer als jenes Amulett, das Professor Zamorra benutzte.
    Aber irgendwie hatte der Erzdämon das Gefühl, sich für diese Warnung revanchieren zu müssen. Warum?
    Wandele ich auf Asmodis’ Spuren? fragte er sich.
    Werde ich wie er?
    Wer konnte es ihm sagen?
    Auf jeden Fall fühlte er sich jetzt, nachdem er die Warnung weitergegeben hatte, sehr erleichtert. Wenn auch nicht völlig…
    Das Gefühl einer unheimlichen, vernichtenden Bedrohung war immens noch vorhanden.
    »Merlin, tue es nicht!« Und Lucifuge Rofocale begriff nicht einmal, daß er es so laut geschrien hatte, daß es durch die ganze Hölle hallte…
    ***
    »Dein Plan ist einfach verrückt«, behauptete Boris Saranow, jetzt wieder nüchtern. »Wenn er nicht funktioniert und du umgebracht wirst, werde ich dich nie wieder zu einem Wodka einladen!«
    Zamorra grinste. »Das ist doch alles halb so wild«, behauptete er. »Warum zerbrecht ihr euch eigentlich immer alle meinen Kopf?«
    »Mein lieber Freund«, sagte Saranow weitausholend. »Ich habe dich hergebeten. Also trage ich auch die Verantwortung für dich. Da wird es mir ja wohl erlaubt sein, mir Sorgen zu machen.«
    »Überflüssige Sorgen, soweit es deine Sicherheit angeht«, wehrte Zamorra ab. »Ich weiß mich zu schützen. Ich habe ein paar hundert schlimmer war Abenteuer überlebt. Ich habe euch meinen Plan erklärt. Er funktioniert. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Also, das würde ich nur tun, wenn’s eine Prothese wäre«, brummte Saranow.
    »Du solltest den Beruf wechseln«, schlug Zamorra vor. »Als üble Unke wärst du perfekt!«
    »Auf Kassandra hat auch niemand gehört«, sagte Saranow. »Anschließend zertrümmerte dieser üble Schelm Odysseus diverse trojanische Kriegerschädel und stibitzte das königliche Tafelsilber.«
    »Und das alles wegen einer ehebrecherischen Frau, die in den zehn Kriegsjahren auch noch so alt und runzlig geworden war, daß ihr Gatte später keine rechte Freude mehr an ihr haben wollte«, ergänzte Nicole spöttisch. »Kommen wir zum Kern der Sache. Welche Station nehmen wir? Eine, die bis jetzt noch nicht an der Reihe war?«
    »Natürlich. Möglichst auch einem, an der nicht besonders viel Betrieb ist - ich will weder unschuldige Opfer am Rande, noch will ich zu viele neugierige Zeugen, die hinterher nur eine unnütze Legende um mich ranken.«
    Er stieß Saranow an. »Was schlägst du also vor?«
    Der russische Parapsychologe nannten einen jener annähernd unaussprechlichen Namen. Zamorra nickte. »Einverstanden, solange ich das nicht später in einem Bericht schreiben muß«, sagte er. »Bringst du uns hin?«
    »Hast du etwas anderers erwartet?« knurrte Saranow. »Auf geht’s…«
    ***
    Es war eine der weniger schön ausgestalteten Metro-Stationen, gut zwanzig Meter tief unter Moskaus Straßen. Auch diesmal fanden sich hier unten nur wenige Fahrgäste ein. Das beruhigte Zamorra. Je weniger Menschen sich hier unten aufhielten, um so weniger konnten auch in das Geschehen einbezogen werden. Oben dagegen standen sie vor zumeist leeren Geschäften in der Schlange, um für horrende Rubel-Summen wenig erstehen zu dürfen. Wer über Devisen verfügte, war besser dran; der Dollar wurde mehr und mehr zum Zaubermittel. Es kam Zamorra vor, als wäre das Rad der Zeit um fast fünfzig Jahre zurückgedreht worden. Niedrigste Einkommen kollidierten mit höchsten Preisen. Drüben in Deutschland streiken sie für rund dreißig Mark mehr Lohn

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