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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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muß. Danach rufe ich Saranow und Dembowsky an, und wir vereinbaren einen Ort, an dem wir zuschlagen.«
    »Du willst nicht auf die Computeranalyse warten?«
    Zamorra lachte leise.
    »Das war gestern so eine Idee. Aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran, daß sie uns wirklich etwas bringt. Nein, ich will nicht darauf warten. Es wäre ein unnötiger Zeitverlust. Jeden Moment können die Phantome wieder zuschlagen - wenn sie es nicht schon getan haben. Und jedesmal kostete es Menschenleben.«
    Nicole nickte. Sie wußte, daß es ihn schmerzte, obgleich er so relativ locker darüber redete. Er hat vielleicht eine Möglichkeit, diese Morde zu stoppen, und je länger er zögerte, desto mehr Fälle schrieb er sich von jenem Augenblick an auf sein Gewissen.
    Fälle, die er - vielleicht! - hätte verhindern können…
    Er erhob sich.
    »Fangen wir an…«
    ***
    Lucifuge Rofocale war in die Schwefelklüfte zurückgekehrt. Er hatte seine menschliche Gestalt abgelegt und seine dämonische wieder angenommen. Mit raumgreifenden Schritten durchquerte er Höllentiefen, scheuchte mit Blicken und höchstens Handbewegungen andere dunkle Geister beiseite. Vor jenem Bereich, in welchem die Seelen der Verlorenen im Ewigen Feuer glühten, blieb er stehen. Er sog neue Kraft aus dem Anblick und aus den lautlosen Schreien der Verzweifelten. Dennoch vermochte ihn dieses Panorama diesmal nicht zu ergötzen.
    Immer wieder mußte er an Merlin denken.
    Merlin und sein wahnsinniger Plan. Der Diener der Schicksalwaage mußte den Verstand verloren haben. Es konnte nicht gut gehen. Es mußte zu einer Katastrophe führen, und es würde eine Katastrophe sein, die auch die sieben Kreise der Hölle betraf und sie zutiefst erschüttern würde.
    Zamorra mußte Merlin stoppen. Er war der einzige, der es noch konnte. Lucifuge Rofocale war nicht ohne Furcht - trotz seiner Machtfülle - zu den Feinden gegangen. Aber er hat sie richtig eingeschätzt; Nicole Duval war wie Zamorra Jäger, nicht Killer. Aber würden sie wirklich zu Merlin vorstoßen können?
    Lucifuge Rofocale hoffte es.
    LUZIFER hat gewarnt.
    LUZIFER, der in die Zukunft geschaut hatte, hatte eine Katastrophe gesehen, die durch Merlins Schuld entstand, und welche die Hölle zwang, völlig anders zu paktieren und zu taktieren als üblich. Vielleicht ließ es sich noch ändern, noch verhindern. Jedes Zukunftsbild war wandelbar und in sich instabil. Es war eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Dennoch - die Gefahr war unendlich groß…
    Wenn es Zamorra nicht gelang, Merlin zu stoppen, mußte er, Lucifuge Rofocale, andere Maßnahmen einleiten, Er mußte die Höllensphäre vor dem Furchtbaren schützen. Er durfte keine Zeit mehr verlieren.
    Dennoch zögerte er.
    Warum hatte er selbst versucht, Merlin zu erreichen? Warum hat er Zamorra und seine Gefährtin beauftragt? Woher kam diese seltsame Loyalität gegenüber einem erklärten Feind? Merlin war der Bruder des Asmodis. Vor unendlich langer Zeit hatte Merlin sich von der dunklen Seite der Macht gelöst und war den hellen Pfad gegangen, auf dem er jetzt noch wandelte. Asmodis, der sich jetzt Sid Amos nannte, war ihm erst in jüngerer Zeit gefolgt. Asmodis hat sein Erbe nie verleugnen können, obgleich er damals Fürst der Finsternis war und als derjenige in die Geschichte eingegangen war, der diesen Thron am längsten von allen Herrschern innehatte. Asmodis war immer etwas anders gewesen. Fair nannten es die Sterblichen. Gerecht. Asmodis hat niemals zur Lüge Zuflucht genommen. Er hatte nie jemanden getäuscht. Er hatte Zamorra mit all seinen Mitteln bekämpft - und sich spöttisch ins Fäustchen gelacht, wenn seine untergebenen Dämonen sich zu dämlich anstellten und ausgeschaltet wurden. Asmodis hat es als eine Art Auslese betrachtet. »Schwund«, pflegte er zu sagen, wenn es wieder einen erwischt hatte. »Mit Schwund muß man rechnen…«
    Die Zeit eines ironischen, überlegenen Asmodis war längst vorbei. Emporkömmlinge setzten sich auf den Thron, die nur machtgierig waren. Die nicht an das Große dachten.
    Das alles gefiel Lucifuge Rofocale nicht. Er wünschte sich Asmodis zurück, so unberechenbar dieser auch gewesen war. Doch es sah nicht so aus, als ob Asmodis zurückkehrte. Damals war er jenseits der Flammenwand gewesen. Damals hatte er mit LUZIFER persönlich gesprochen. Etwas, das kaum einmal einem Dämon gewährt wurde. Selbst Lucifuge Rofocale hat nicht unbeschränkten Zutritt zu LUZIFERs Heimstatt. Selbst er mußte um eine Audienz

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