0474 - Metro-Phantome
Kräften kommen, sonst kann ich diese Energien doch nicht richtig steuern! Und der Zeitpunkt steht kurz bevor!«
»Du willst immer noch nicht verraten, was du planst, Merlin?« fragte Sara Moon. »Und du willst immer noch nicht Vernunft annehmen?«
»Nein«, sagte Merlin. »Es wird für euch alle eine Überraschung. Später, wenn es gelungen ist, werde ich euch verraten, worum es mir dabei ging. Und Vernunft? Was ist Vernunft? Kalte Rechenaufgaben? Oder ein praktisches Denken, das sich dem nüchternen Zahlenspiel entzieht…?«
»Das werde ich dir erst beantworten können, wenn ich weiß, was du tust, Merlin«, erwiderte Sara Moon bedrückt. »Aber ich habe das Gefühl, daß du einen Fehler begehst, der nicht wiedergutzumachen ist. Ich warne dich vor deinem Tun.«
Fast rechnete sie damit, daß er ihr mit dem alten Spruch käme, das Küken wolle immer schlauer sein als die Henne, aber darauf verzichtete er. Er wandte sich nur ab und kehrte in seine Gemächer zurück, um die Tür hinter sich fest zu verschließen.
Sara Moon schüttelte den Kopf.
Der Zeitpunkt steht kurz bevor, hatte er gesagt. Das heißt, daß es wohl keine Möglichkeit mehr gab, ihn zu stoppen, außer mit Gewalt. Aber wer wollte schon gewaltsam gegen Merlin vorgehen?
Sara Moon befürchtete, daß eine Katastrophe unabwendbar geworden war. Und sie war mit dieser Befürchtung durchaus nicht allein…
***
Plötzlich war da, wo sich eben noch Nicole Duval befunden hatte, eine Feuerkugel. So ließ sich die Erscheinung noch am besten beschreiben. Ein funkensprühendes, gleißendhelles Etwas, das wie die künstliche Miniatur-Ausgabe einer Sonne strahlte und die wenigen zuschauenden Menschen zwang, ihre Augen zu schließen und sich abzuwenden, um nicht von der unerträglichen Helligkeit geblendet zu werden.
Ein verzehrendes Feuer war diese Helligkeit…
Die Metro-Phantome, die eben noch Nicole vor den einfahrenden Zug werfen wollten, mußten das, was sie trugen, so lassen, weil es blitzschnell seine Struktur geändert hat, und das grelle Leuchten an der Stelle, wo sich eben noch Nicole befunden hatte, fraß jene auf, die sowohl gegen das Amulett als auch gegen den Dhyarra-Kristall immun waren. Sie zerfielen zu Asche. Aber die grelle Feuerkugel, die eben noch Nicole Duval gewesen war, flog deshalb doch nicht, vom Schwung getragen, vor den ausrollenden Zug, sondern schwebte mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit zurück, um das Skelett zu berühren, das es auf die Frau und das Kind abgesehen hatte. Auch diese Skelett-Kreatur verbrannte innerhalb von Sekundenbruchteilen in einem einzigen grellen Aufblitzen zu Asche, die langsam zu Boden rieselte.
Der U-Bahn-Zug stoppte; seine elektrischen Türen öffneten sich. Fahrgäste stiegen aus, die von dem gleißenden Lichtfleck, der sich unwahrscheinlich schnell bewegen konnten, nichts mehr sahen, weil es ihn nicht mehr gab.
Es gab da nur noch Nicole Duval, die Merlins Stern in der Hand hielt.
Das, was sie gerade eben beide gewesen waren, war erloschen, weil es jetzt nicht mehr gebraucht wurde -das FLAMMENSCHWERT.
***
»Was ist passiert?« fragte Nicole und schmiegte sich in Zamorras Arme. »Eben warfen mich diese Skelette noch vor den Zug, und jetzt bin ich hier… war es das FLAMMENSCHWERT?«
Zamorra nickte.
»Ich hoffte, daß es funktionieren würde«, sagte er. »Ich warf dir das Amulett zu, und es hat tatsächlich die einzige Chance ergriffen, die sich bot. Und es hat funktioniert.«
Er küßte Nicoles Wange. »Wie es auch gegen die Meeghs funktionierte«, setzte er hinzu. »Im Gegensatz zu allen anderen Möglichkeiten.«
Nicole nickte und schloß die Augen. Das FLAMMENSCHWERT also. Es war eine irreführende Bezeichnung. Was da entstand, war alles andere als ein Schwert. Aber seine Wirkung war mindestens mit der jenes Flammenschwertes zu vergleichen, das der Erzengel führte, welcher Adam und Eva die Rückkehr in den Garten Eden verwehrte.
Das FLAMMENSCHWERT war eine magische Superwaffe, die alles andere übertraf. Es entstand aus einer Verschmelzung von Nicole Duvals Geist und Zamorras Amulett. Beide verloren dabei ihre körperliche Gestalt - sofern man bei dem Amulett davon reden konnte - und an ihrer beider Stelle entstand dabei dieses feurige Fanal, das schwarzmagische Kreaturen jedweder Art einfach auslöschte.
Das FLAMMENSCHWERT war die stärkste und unheimlichste weißmagische Waffe, die Zamorra jemals erlebt hatte. Vielleicht, oder sogar wahrscheinlich, war sie deshalb mit zwei
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