0474 - Metro-Phantome
erheblichen handicaps ausgestattet: Erstens war die Verbindung ausschließlich zwischen Nicole und dem Amulett möglich, und zweitens ließ sie sich nicht bewußt steuern. Es hat schon oft Situationen gegeben, in denen Zamorra und Nicole sich das FLAMMENSCHWERT dringend »herbei«-gewünscht hatten, aber es entstand einfach nicht. In anderen Momenten bildete es sich plötzlich.
Es ließ sich einfach nicht kommandieren.
Und da war noch etwas. Wenn das FLAMMENSCHWERT wieder erlosch und sich in seine beiden Hälften Nicole und Amulett teilte, konnte sich Nicole hinterher an nichts erinnern, das geschehen war. An absolut nichts. Es war, als sei ihr eigenes Bewußtsein dann überhaupt nicht existent gewesen.
So auch jetzt.
Sie mußte Zamorra fragen, was geschehen war.
Er erklärte es ihr, während ein paar Neugierige um sie herumstanden und gern mitbekommen hätten, was hier geschehen war; die gern eine Erklärung für die unglaublichen Phänomene erhalten hätten. Aber Zamorra und Nicole unterhielt sich in einem Dialekt, den die Russen unmöglich verstehen konnten.
Nur der Frau mit dem Kind hatten sie eine Erklärung zu liefern, die halbwegs einleuchtend, aber auch beschwichtigend war.
Wer nicht erschien, waren Angehörige der Polizei. Zamorra war auch gar nicht böse darüber. So etwas wie eine an den Stationen präsente Bahnpolizei, wie es sie in Westeuropa gab, schien hier nicht zu existieren, und daran, per Telefon-Notruf die »reguläre« Polizei herbei zu rufen, hat wohl niemand gedacht. Immerhin hatte es hier keine Toten gegeben, und mit der grellen Lichterscheinung konnte man auch niemanden mehr ködern.
Nachdem der Rummel nachließ und die Untergrundstation sich leerte, unternahm Zamorra einen Versuch mit dem Amulett, den Skeletten auf die Spur zu kommen und herauszufinden, von woher sie eigentlich kamen. Aber das Amulett konnte ihn in diesem Augenblick nicht führen. Es zeigte ihm zwar die Stelle, an welcher die Metro-Phantome aus dem Nichts erschienen waren - aber genau an dieser Schwelle zum Nichts endete alles. Es war nicht einmal ein Weltentor im bekannten Sinne. Denn auf dessen Ausstrahlung hätte das Amulett reagiert.
Es war etwas völlig anderes, Unbegreifliches.
Ein Nichts…
Zamorra legte den Arm um Nicoles Schultern. »Gehen wir«, sagte er. »Ich denke, für heute haben wir genug getan, und ich denke auch, daß diese Unheimlichen heute keinen zweiten Angriff mehr durchführen würden. Diejenigen, die hier waren, hat das FLAMMENSCHWERT vernichtet, und die anderen werden, so es sie gibt, vermutlich erst einmal auf die Rückkehr ihrer vermißten Artgenossen warten…«
»Immerhin sind die Frau und das Kind heil davongekommen«, sagte Nicole leise. »Das ist etwas, das mich einfach freut. Es macht mich glücklich. Es wäre schlimm gewesen, wenn es ausgerechnet ein unschuldiges Kind erwischt hätte, das sein ganzes Leben noch vor sich hat.«
Sie löste sich aus Zamorras Umarmung und sah ihn fragend an. »Wieso ist das FLAMMENSCHWERT eigentlich ausgerechnet jetzt mal wieder entstanden, nachdem es so lange kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat?«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich habe es einfach nur gehofft«, sagte er. »Ich habe das Amulett dir zugeworfen und gehofft, daß das FLAMMENSCHWERT entstehen würde. Und wie ich sehe, hat sich meine Hoffnung erfüllt.«
So schnell werde ich dir diesen Gefallen allerdings nicht wieder tun können - weißt du Narr überhaupt, welche Kraft das erfordert? meldete sich das Amulett bei ihnen beiden auf seine lautlose Art.
Es war eine Frage, die nicht beantwortet werden mußte.
»Was tun wir jetzt, Chef?« fragte Nicole.
»Nachdenken«, sagte Zamorra. »Und unsere hungrigen Bäuche mit einem möglichst reichhaltigen Mittagessen füllen.«
»Das«, stimmte Nicole zu, »ist eine hervorragende Idee - sie könnte glatt von mir sein.« Der Einsatz des FLAMMENSCHWERTES hatte an ihren Kräften gezehrt. Auch wenn sie sich nicht an die Einzelheiten des Geschehens erinnern konnte, hat es sie Kraft gekostet. Die mußte erst einmal wieder erneuert werden.
»Aber wie gehen wir danach vor?«
Darauf wußte auch Zamorra - noch - keine Antwort.
***
Derweil arbeitete Raffael Bois im Château Montagne an der Computerauswertung. Für den alten Diener war das eigentlich eine ungewohnte Aufgabe, und deshalb hat er sich auch dazu überwunden, Hilfe aus dem Dorf anzufordern. Pascal Lafitte, frisch von der Arbeit heimgekommen, ließ sich überreden, zum
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