Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0474 - Nummer 1 wird abserviert

0474 - Nummer 1 wird abserviert

Titel: 0474 - Nummer 1 wird abserviert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Chef. Handelt sich um eine wichtige Verabredung.«
    Zusammen gingen wir durch das Vorzimmer. Lydia Sleyght rief Glyde an. »Sie müssen Mrs. Armstrong zu Hause abholen, Henry. Sie kann nicht kommen.«
    »Serrer übernimmt die Stunde«, antwortete Glyde hastig.
    Während wir über den Hof gingen, schwieg er hartnäckig. Ich hatte den Jaguar auf einem Platz vor dem Block geparkt. Er stieg ein, ohne ein Wort über meinen Schlitten zu verlieren. Ein Jaguar ist in den Staaten immerhin ein selten vorkommender Wagen, und die meisten Leute, die zum erstenmal mitfahren, interessieren sich dafür und fragen nach dem Namen und Herkunft.
    »Wo wollen Sie hin?« fragte ich.
    Er fuhr aus tiefen Gedanken auf. »Setzen Sie mich irgendwo in der Nähe der 28. Straße ab.«
    Er bemühte sich, ein Gespräch in Gang zu bringen. Er redete irgendwelches belangloses Zeug. Ich sah, daß er sich wieder und wieder umblickte.
    Eine rote Ampel stoppte mich. Henry Glyde nutzte die Gelegenheit. »Das ist weit genug, G-man. Vielen Dank.« Er öffnete den Schlag, stieg aus und verschwand im Strom der Passanten.
    Ich sah ihm nach, bis ungeduldiges Hupen mich zum Weiterfahren ermahnte. Die Ampel war längst auf Grün umgesprungen. Es war klar, daß ich mir Henry Glyde noch einmal kaufen mußte.
    ***
    Glyde wußte, daß er sich in Lebensgefahr befand. Sechs Tage lang hatte er sich in der Hoffnung gewiegt, die Polizei würde die Verbindung zwischen ihm und Jeanette Harrow nicht entdecken. Das Auftauchen des G-man hatte seine Illusionen zerstört.
    Glyde drückte sich in die nächste Imbißstube. Er bestellte Kaffee. Während er ihn trank, erging er sich in stummen Flüchen gegen die tote Jeanette Harrow.
    Er zwang sich zur Geduld. Nahezu drei Stunden blieb er in dem Drugstore. Als er den Laden verließ, flackerten über New Yorks Straßen bereits die Lichtreklamen auf. Er pfiff sich ein Taxi herbei und nannte eine Adresse in der Nähe des 44. Piers. Er hoffte dort einen Mann zu finden, der illegale Passagen in den Süden vermittelte. Er suchte ihn in mehreren Hafenkaschemmen. Erst gegen Mitternacht fand er den Mann, der sich offiziell mit der Belieferung von Schiffskuttern befaßte. Allgemein wurde er wegen seines Körperumfanges Fat genannt.
    Glyde stellte sich neben ihn an die Theke. »Ich brauche einen Platz auf einem Kahn«, flüsterte er. »Je früher das Schiff New York verläßt, desto besser für mich.«
    Fat blickte geradeaus gegen die Flaschenregale. »Keine Passage frei«, sagte er finster mit seinem fetten und heiseren Baß.
    Glyde faßte erregt seinen Arm. »Ich kann den Preis zahlen, Fat.«
    »Keine Passage«, wiederholte der Schiffsausrüster und setzte hinzu: »für dich!«
    »Warum nicht? Ich habe Geld, meine Papiere sind in Ordnung. Ich werde nicht einmal von der Polizei gesucht. Du riskierst nichts.«
    Fat befreite seinen Arm mit einem Ruck. »Mag sein, daß die Cops dich nicht suchen, aber ein anderer sucht dich.« Er zeigte Glyde seine umfangreiche Kehrseite und segelte davon.
    Der angebliche Fahrlehrer biß sich auf die Lippen. Er warf einen Dollar auf den Tisch und verließ hastig die Kneipe. Er schlug den Weg zu den Piers im Norden ein, an denen die südamerikanischen Fruchtdampfer anlegten. Wenn Fat ihm keinen Platz auf einem Schiff beschaffen wollte, mußte er selbst versuchen, einen der Kapitäne zu bestechen. Es gab immer einige, die sich mit Dollarscheinen die Augen verpflastern ließen.
    Er geriet in das Straßengewirr der Westside. Er wußte, daß eine Menge Augen ihm aus Hausfluren und Toreinfahrten nachstarrten, aber er fürchtete die schäbigen Straßenganoven nicht.
    In der Höhe des 51. Piers holte ihn ein Wagen ein. Glyde begann zu rennen, aber der Wagen blieb mit ihm auf gleicher Höhe. Der Mann erspähte rechts eine Toreinfahrt und stürzte sich in die rettende Dunkelheit. Er prallte am Ende aus vollem Lauf gegen ein schweres Eisentor, das die Einfahrt abschloß. Der Anprall war so wuchtig, daß Glyde schrie und in die Knie brach. Er raffte sich sofort wieder auf, reckte sich, sprang hoch, um den oberen Rand des Tores zu erreichen und es zu überklettern. Er sprang vergeblich. Das Tör reichte bis an die Decke.
    Glydes Atem flog. Er hörte das Schlagen von Autotüren und erkannte, daß ihm der Rückweg abgeschnitten war. Er drückte sich wie ein gehetztes Tier in die Ecke zwischen Wand und Tor. Gegen das Licht einer Straßenlaterne zeichneten sich die Umrisse von Männergestalten ab. »Mal sehen, wo er steckt«,

Weitere Kostenlose Bücher