0474 - Nummer 1 wird abserviert
gedulden.«
»Ich warte. Ihr Chef heißt also Cashett?«
»Dave Cashett. Falls Sie Fahrunterricht nehmen wollen, so kann ich Ihnen unsere Bedingungen und die Kosten nennen«, sagte sie eifrig. »Wir erteilen theoretischen Unterricht zu einem Pauschalpreis von einhundertundzwanzig Dollar. Für jede Fahrstunde verlangen wir zwischen acht und zwölf Dollar, je nach dem Wagen, den Sie bevorzugen.« Sie brachte die Brille wieder zum Vorschein, bewaffnete sich damit und suchte aus einem Regal mehrere Prospekte heraus. »Die Zahl der Fahrstunden richtet sich natürlich nach Ihrer Begabung. Glauben Sie, daß Sie geeignet sind, ein Auto zu lenken?«
»Ich habe es immerhin schon einmal probiert.«
Sie rückte die Brille zurecht. »Sie sollten nicht versuchen einen Wagen zu steuern, ohne eine gründliche Schulung durchgemacht zu haben. Bedenken Sie, daß es in einigen Bundesstaaten und in fast allen Ländern Europas überhaupt verboten ist, einen Wagen zu steuern, bevor man die notwendige Sicherheit erworben hat.«
Ich nahm ihr die Prospekte aus der Hand und benutzte die Gelegenheit, nahe an sie heranzugehen. Sie ließ ihre Brille verschwinden. Ich interessierte mich für die Wandtafel.
In einer Spalte standen die Namen von fünf Automodellen: Chevrolet, Ford, Mercury, Cadillac und Thunderbird. Die auswechselbaren Schilder unter den Wagen nannten Uhrzeiten und die Namen der Fahrschüler. Mr. Cashett fuhr demnach zur Zeit mit einer Miß Redford durch die Gegend.
»Wie lange besteht die Schule?«
»Zwei Jahre, wenn ich richtig informiert bin.«
»Sie sind also noch nicht solange hier?«
»Oh, nein. Mr. Cashett engagierte mich erst vor einem halben Jahr als Sekretärin und Mädchen für alles. Vorher versuchte er, die Schule allein zu regeln. Er gestand mir, daß ihm ständig Fehler bei der Einteilung der Schüler unterliefen und daß die Schüler nie den Wagen und den Fahrlehrer bekamen, den sie sich ausgesucht hatten.«
»Wieviel Fahrlehrer haben Sie?«
»Vier. Mit Mr. Cashett zusammen also fünf.«
»Wollen Sie mir bitte Ihren Namen nennen?«
Ihr Lächeln wurde spöttisch. »Gern. Ich heiße Lydia Sleyght. Bevor Sie weitersprechen, muß ich Ihnen sagen, daß es keinen Zweck hat, mich zu irgend etwas einzuladen, auch wenn Sie mich dabei mit meinem Namen anreden.«
Ich grinste. »Vermutlich scheint es Ihnen unwahrscheinlich, aber ich hatte nicht die Absicht, Sie einzuladen. Selbstverständlich kennen Sie Miß Harrow.«
»Sie ist seit sechs Wochen unsere Schülerin. Sie besuchte allerdings nur zwei- oder dreimal den theoretischen Unterricht, nahm aber regelmäßig den Fahrunterricht. In dieser Woche hat sie drei bereits gebuchte und bezahlte Stunden verfallen lassen. Ich habe vergeblich versucht, sie telefonisch…« Plötzlich stoppte sie den Fluß ihrer Auskünfte. Sie zog die Brauen zusammen und musterte mich mißtrauisch. Ich sah, daß sie mechanisch die Brille aus der Tasche nahm. Sie war nahe daran, sie aufzusetzen, um mich schärfer und genauer betrachten zu können. Sie unterließ es im letzten Augenblick. »Sind Sie Polizist?«
»Kann man mir das ansehen?«
Jetzt setzte sie wirklich die Brille auf. »Nein«, entschied sie. »Sie sehen ganz nett aus, aber Sie fragen soviel. Also doch Polizist?«
»Nahm Miß Harrow den Fahrunterricht immer bei demselben Fahrer?«
»Immer bei Henry Glyde. Sie hatte sich den Cadillac ausgesucht.«
»Und wie war das Verhältnis zwischen Miß Harrow und Henry Glyde?« Lydia Sleyght rümpfte die Nase. Ihre Brille machte dabei eine komische Auf-und-ab-Bewegung. »Vermutlich war sie in ihn verknallt. Die meisten Fahrschülerinnen über Vierzig verknallen sich in Henry.«
»Kann ich ihn sprechen?«
Sie warf einen Blick auf die Tafel. »Er kommt um sechzehn Uhr fünfzehn zurück.«
»Danke für die Auskünfte. Ich werde zunächst auf Mr. Cashett warten.«
Während ich mich auf einen Stuhl setzte, zog sie sich hinter ihre Schreibmaschine zurück. Sie klapperte heftig, warf aber von Zeit zu Zeit einen Blick aus dem Fenster. Zwei Minuten nach vier Uhr sagte sie: »Gerade ist Mr. Cashett zurückgekommen.«
Wenig später betrat der Besitzer der Fahrschule das Büro.
Dave Cashett besaß die Figur eines Schwergewichtlers. Er mochte rund vierzig Jahre alt sein, aber er bewegte sich locker und gesch meidig.
Er trug ein weit geschnittenes graues Jackett, das sicherlich eine Menge Dollars gekostet hatte. Das Hemd war blütenweiß, und die Krawatte dezent. Sein Gesicht war breit mit
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