0474 - Nummer 1 wird abserviert
wieder die Steinway Street passierte, war der Ford verschwunden und Lydia Sleyght im Begriff, die Haustür aufzuschließen. Ich tippte zweimal auf die Hupe. Sie blickte sich um, musterte den Jaguar mit hochgezogenen Brauen und zeigte mir dann im wahrsten Sinne des Wortes die kalte Schulter.
Ich sprang aus dem Wagen und erwischte sie gerade noch, bevor sie mir die Tür vor der Nase zuwerfen konnte. Jetzt, auf einen Schritt Abstand, erkannte sie mich.
»Oh, Mr. G-man. Ich habe Sie nicht erkannt.« Ith verschluckte die Bemerkung, daß sie ohne ihre Brille vermutlich auch den Präsidenten der USA nicht erkannt hätte. »Nehmen Sie Fahrunterricht?« erkundigte ich mich.
»Woher wissen Sie es?«
»Ich fuhr Ihnen nach. Dabei fiel mir auf, daß der Ford, den Sie steuerten, sich verdammt merkwürdig benahm.« Ihre blauen Augen blitzten mich wütend an. »Meine Eltern besaßen nie genug Geld, um sich ein Auto zu leisten. Also hatte ich auch nie Gelegenheit, damit umgehen zu lernen.«
Ich blieb freundlich. »Lernen Sie es jetzt, Miß Sleyght?« .
»Das ist einer der Gründe, warum ich den Job in der Driving School annahm. Mr. Cashett versprach mir, daß ich kostenlos Fahrunterricht nehmen könnte. Wann immer es paßt, darf ich unter Aufsicht eines Fahrlehrers nach Hause fahren.«
»Ich mache Ihnen einen ähnlichen Vorschlag. Zwar kann ich Ihnen nicht das Steuer meines Wagens übergeben, aber ich fahre Sie zu einem Kaffee, einem Eiscreme-Soda oder einem Drink in irgendeinen Drugstore.«
Sie lächelte. Die Grübchen erschienen in ihren Wangen. »Von zehn Fahrschülern machen mir neun ähnliche Vorschläge, Mr. G-man, spätestens in dem Augenblick, in dem sie zum letzten Mal kommen, um mir stolz den Führerschein zu zeigen. Die Fahrlehrer probieren es auch ständig, zuletzt noch vor fünf Minuten Jack Serrer. Lassen Sie sich eine bessere Idee einfallen. Ich bin gegen Annäherungsversuche immun.«
»Ich kann Ihnen auch eine Vorladung für das FBI-Hauptquartier schicken«, sagte ich- achselzuckend. Verwirrt blickte sie mich an. »Wollen Sie mich verhören?«
»Ich möchte Sie um einige Auskünfte bitten. Ich dachte, es wäre Ihnen lieber, Sie bekämen die Fragen über zwei Drinks hinweg gestellt, als daß Sie in einer echten Vernehmung antworten müssen. Das war der Grund für meine Einladung.«
Sie musterte mich streng. Ich glaube, sie war nahe daran, sich ihrer Brille zu bedienen, um herauszufinden, ob ich im Ernst sprach. »Wenn das nur ein schmutziger Trick ist, um mich in einen gemeinsamen Abend zu locken, werden Sie eine saftige Enttäuschung erleben.«
Id) lachte. »Ich werde mich hüten, Miß Sleyght. Sie wären fähig, mich wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt zu verklagen. Wohin sollen wir fahren?«
»Wir können zu Fuß gehen. Zwei Blöcke straßenaufwärts befindet sich eine italienische Espresso-Bar.« Sie gönnte dem Jaguar keinen Blick. Vielleicht sah sie ohne Brille seine Umrisse zu undeutlich, um zu erkennen, was für ein toller Schlitten es war.
In der kleinen Espresso-Bar bestellte sie Kaffee, und ich hatte den Eindruck, daß sie entschlossen war, das Getränk selbst zu bezahlen. Ich bot ihr eine Zigarette an. Sie lehnte ab. »Fangen Sie an, Mr. G-man«, sagte sie. »Ich möchte nicht zuviel Zeit versäumen. Gewöhnlich benutze ich den Abend, um Französisch von Schallplatten zu lernen.«
»Sie wissen, daß Henry Glyde tot ist?«
»Mr. Cashett sagte es mir.«
»Sagte er Ihnen auch, daß Glyde ermordet wurde?«
»Ungefähr, wenn auch nicht direkt. Ich begann zu weinen, als Mr. Cashett von der Identifizierung zurückkam. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und sagte, Henry wäre es nicht wert gewesen, daß man um ihn trauere. Wer sich von einem Rauschgiftring mißbrauchen ließe, müsse damit rechnen, daß er ein schlechtes und schnelles Ende fände.«
»Ihr Chef irrte sich, Miß Sleyght, Glyde verkaufte zwar Heroin an die arme Miß Harrow, aber er war nie Mitglied einer Rauschgiftbande.«
Sie zog ungläubig die Augenbrauen hoch. »Woher bekam er dann das Gift, das er an Miß Harrow verkaufte?«
»Es stammte aus einem Diebstahl. Der Mann, der es stahl, beging kurz nach dem Diebstahl Selbstmord. Er konnte nur eine kleine Menge verkaufen. Offenbar war Glyde einer der Käufer. Er verwahrte das Zeug, bis er ein Opfer fand.«
Sie war ein kluges Mädchen. Ihre nächste Frage traf schon den Kern des Problems. »Warum wurde er dann umgebracht?«
»Genau diese Frage versuchen wir zu lösen. Sein
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