0474 - Nummer 1 wird abserviert
hatten, wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt.
Am Morgen des zehnten Tages rief die Zentrale der Küstenschutzpolizei an. »In der Ryckers-Island-Schleuse wurde der Körper eines Mannes angetrieben. Die Haarfarbe und Teile der Kleidung lassen darauf schließen, daß es sich um den Mann handeln könnte, den das FBI unter Fahndungsnummer 266 sucht.«
266 war die Kennummer für Glyde. Phil und ich fuhren nach Ryckers Island hinaus. Die Küsten-Cops hatten den Körper geborgen und auf eine Bahre gelegt.
Phil und ich blickten lange auf das, was einmal ein Mensch gewesen war. »Könnte stimmen«, brummte Phil. - »Die Ärzte müssen versuchen, die Todesursache festzustellen.« Ich telefonierte mit dem Unfallrettungsdienst. Sie schickten einen Wagen, der den Körper in das Leichenschauhaus brachte. Danach rief ich die Manhattan Driving School an. Ich ließ mich mit Dave Cashett verbinden.
»Ich möchte Sie bitten, einen Toten zu identifizieren.« Ich nannte ihm die Adresse des Leichenschauhauses. Wir trafen uns vor dem nüchternen Gebäude. Wortlos fuhren der Fahrschulbesitzer, Phil und ich in die Kellerräume hinunter. Kaltes Neonlicht spiegelte sich in den weißen Fliesen. Der scharfe Geruch der Desinfektionsmittel machte das Atmen schwer.
Ein Wärter öffnete die schwere, gegen Wärme isolierte Tür. »Der Anblick ist schlecht zu ertragen«, warnte ich Cashett. Er schob das Kinn vor. »Ich schaffe es schon«, knurrte er.
Als die Decke von der Bahre entfernt wurde, zeigte er keine Bewegung. Nach einer langen Pause sagte er: »Ich glaube, daß es Henry Glyde ist. Die Haarfarbe stimmt. Die Kleiderreste haben das Muster, das ich von einem Anzug Henrys kenne.«
»Danke, Mr. Cashett.«
»Kann ich gehen?« fragte er.
»Fahren Sie mit meinem Kollegen Decker zum FBI-Hauptquartier. Er wird Ihre Aussage protokollieren.«
Der Arzt kam und verschwand im Obduktionsraum. Wenig später fuhren zwei Wärter die Bahre durch die Tür.
Ich wartete in der Vorhalle. Der Arzt erschien nach einer knappen halben Stunde. »Ich schicke Ihnen den Bericht morgen, Cotton«, sagte er. »Auf jeden Fall war er tot, bevor er in den River fiel. Kein Wasser in den Lungen.«
»Also Mord.«
»Mord«, bestätigte der Arzt.
Ich fuhr ins Hauptquartier. Phil saß hinter dem Schreibtisch. »Glyde wurde ermordet«, sagte ich und setzte mich auf die Schreibtischkante. »Wäre er wirklich Mitglied einer Rauschgiftgang gewesen, so gäbe es keine Zweifel über das Motiv seiner Ermordung. Er fiel auf. Seine Hintermänner versiegelten seine Zunge, im Gifthandel ein übliches Verfahren.«
Ich angelte mir eine Zigarette aus Phils Päckchen, das auf dem Schreibtisch lag. »Aber Glyde war kein organisierter Heroinverkäufer, sondern ein Zufallshändler. Er konnte niemanden verraten. Der Mann, der ihm das Heroin lieferte, beging vor Monaten Selbstmord. Warum wurde Henry Glyde also ermordet?«
Phil korrigierte: »Genauer gesagt: Es gab nichts über einen Rauschgiftring zu verpfeifen, aber vielleicht wußte Henry Glyde von anderen Verbrechen.«
»Glyde ist ein unbeschriebenes Blatt. Er gehörte nie einer Gang an. An welchen Verbrechen soll er beteiligt gewesen sein?«
Phil zuckte die Achseln. »Wir werden uns anstrengen müssen, um es herauszufinden.«
»Als ich Glyde verhörte, war Dave Cashett anwesend«, überlegte ich laut. »Nach dem Verhör bat mich Glyde, ihn mit in die Stadt zu nehmen. Wollte er seinem Chef ausweichen? Fürchtete er Cashett?«
»Wir sollten uns die Fahrschule und ihren Chef näher ansehen.«
***
Ich saß am Steuer des Jaguar. Es war wenige Minuten vor fünf Uhr nachmittags. Um fünf Uhr schloß die Manhattan Driving School ihr Büro. Mein Wagen stand der Einfahrt zum Innenhof des Blocks 425 gegenüber.
Fünf Minuten nach fünf Uhr verließ der Ford der Fahrschule die Einfahrt und ordnete sich in den Verkehr ein. Ich startete und hängte mich hinter den Schlitten, denn ich hatte am Steuer Lydia Sleyghts dunkles Haar erkannt. Auf dem Beifahrersitz saß ein Mann mit auffallend bleichem Gesicht.
Obwohl Lydia Sleyght Angestellte einer Driving School war, fuhr sie miserabel. Bei jedem Anfahren vor einer Ampel bockte der Ford. Zwei- oder dreimal geriet sie in Gefahr, ein anderes Auto zu streifen. Sie fuhren über die Queensboro Bridge nach Queens hinein.
Schließlich stoppte sie vor einem Haus der Steinway Street. Ich fuhr an dem Ford vorbei und sah, daß der Mann auf das Girl einredete. Ich umrundete den Häuserblock, und als ich
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