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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir den Spiegel auch dort fanden, um ihn zerstören zu können.
    Je südlicher wir flogen, um so freundlicher wurde das Wetter. Die Temperaturen stiegen. Wir bekamen den Eindruck eines ersten Frühlingshauchs. Meine Laune stieg schlagartig. Ich begab mich wieder zu Mandra und ließ mich auf den leeren Sitz fallen.
    »Schau nach Osten«, sagte der Inder, »dann siehst du die Küste.«
    Tatsächlich. Aus der Höhe betrachtet, zeichnete sich die Linie nicht klar und deutlich ab, sie »schwamm« im Dunst.
    »Zwei Schiffe gerieten ebenfalls in mein Blickfeld. Sie sahen nur fingergroß aus. Wie lange, schätzt du, werden wir noch in der Luft sein?« fragte ich den Inder.
    Mandra hob die Schultern. »Vielleicht zwei Stunden.«
    »Zeit für ein Schläfchen.«
    »Wenn du willst.«
    »Ich versuche es. Bis später.« Ich stand auf und ging zum Heck. Bill und Suko lästerten, weil ich die Augen schließen wollte. »Immer die müden Beamten«, hörte ich den Reporter sagen. »Weißt du eigentlich, weshalb Beamte nicht tanzen?«
    »Nein.«
    Bill grinste mich von unten her an. »Weil es keine Kapellen gibt, die so langsam spielen.«
    Ich mußte lachen. Auch der Reporter lachte herzhaft mit, Suko ebenfalls. Dem guten Bill fiel immer wieder etwas Neues ein. Er gehörte zu den Menschen, die Witze auch behielten.
    »Gut, nicht.«
    Ich schlug ihm auf die Schulter.
    »Klar, nur schade, daß ich mich nicht angesprochen fühle. Du hättest mich mal tanzen sehen sollen, als ich befördert wurde.«
    »Muß aber schon lange her sein.«
    »Leider.«
    Ich verzog mich in den letzten Sitz und streckte die Beine aus. Es war nicht sehr laut in der Maschine. Das Material dämpfte die Geräusche der Motoren und der Propeller. Das satte Brummen machte mich schläfrig.
    Sehr bald schon fielen mir die Augen zu. Ich träumte von ungemein großen Spiegeln, zwischen denen ich mich befand. Sie alle gaben mein Bild unterschiedlich verzerrt wieder. Ich war mal groß, mal klein, mal breit, dann wieder so verzerrt, daß ich überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen besaß.
    Plötzlich schrak ich zusammen und fuhr in die Höhe, weil mich jemand an der Schulter berührt hatte.
    »He, aufstehen!«
    Suko stand neben mir und faßte noch einmal nach, damit ich auch richtig wach wurde.
    Ich rieb mir die Augen. »Ist es schon soweit?«
    »Fast. Mach dich fertig, Alter. Los, hoch mit dir! Keine Müdigkeit vortäuschen, bitte sehr.«
    »Ja, okay.« Ich quälte mich hoch. Noch fühlte ich mich matt, regelrecht kaputt, aber das legte sich in den folgenden Sekunden, als ich mich reckte und streckte.
    »Hallo, Schläfer«, sagte Bill.
    »Ich bin wenigstens fit.«
    Er lachte. »Dazu brauche ich nicht zu schlafen. Unsereins ist eben immer auf Draht.«
    Ich ging zu Mandra. Er nickte mir zu. »Wir werden bald zur Landung ansetzen.«
    Mein Blick streifte die Instrumente. Wir hatten tatsächlich schon an Höhe verloren. Die Wasserfläche war bereits als solche zu erkennen. Ich sah den Schlag der Wellen, sie rollten allesamt, wie von großen Händen geschaufelt, in Richtung Strand. Aber ich entdeckte auch einen breiten Fleck inmitten der Wasserfläche.
    Der Inder hatte mich beobachtet. »Das ist die Insel.«
    »Willst du sofort landen?«
    »Nein, wir werden sie zunächst überfliegen, um uns einen Eindruck zu verschaffen.«
    »Das ist gut.«
    »Außerdem möchte ich die Landebahn sehen. Sie wird im Laufe der Zeit gelitten haben.«
    »Hoffentlich gibt es keine Bruchlandung.«
    »Deshalb würde ich vorschlagen, daß du dich hinsetzt und anschnallst, John.«
    »Jawohl, Sir!«
    Ich nahm meinen Platz ein und schnallte mich an. Mir gegenüber, auf der anderen Seite, saß Singal.
    Er beobachtete mich mit düster wirkenden Blicken.
    »Ist was?« fragte ich.
    Er hob die Schultern. »Wir sollten die Macht der Totengöttin nicht unterschätzen!« flüsterte er.
    »Sie besitzt Kräfte, die wir nicht ergründen können.«
    »Mal sehen.« Ich hatte jetzt keine Lust, mich in düsteren Prognosen zu ergehen, die würden noch früh genug eintreffen, deshalb schaute ich aus dem Fenster. Die Insel lag als kleiner Fleck im Meer vor uns.
    Die Sonne war weitergewandert. Ihre Strahlen fielen schräg auf das Meer. Der Himmel zeigte auch nicht mehr die intensive Bläue. Erste Wolken trieben heran, aber die konnten mich nicht stören. Für mich war es wichtig, daß ich nicht in einen Eiskeller geriet.
    Mandra ging tiefer. Der große Wasserteppich geriet in eine größere Unruhe. Die Wellen

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