0476 - Kalis tödlicher Spiegel
draußen, starrte in den Nebel und schüttelte den Kopf. »Hoffentlich können wir starten, Mandra!«
»Das geht schon klar«, beruhigte er mich. »Ich habe am Flughafen angerufen. Dort hat man mit Hilfe der Technik und durch Warmluft den Nebel so weit vertreiben können, daß die Starts und Landungen durchgeführt werden.«
»Und du bist ein guter Pilot?«
Mit seiner Antwort bewies Mandra, daß er auch Humor besaß. »Runter bin ich bisher immer gekommen.«
»Ja, fragt sich nur, wie.«
Der Wagen kam. Es war der gleiche, mit dem man mich hergebracht hatte. Auch jetzt kletterte ich wieder auf die Ladefläche. Mandra tat es mir nach.
»Das ist wirklich wie im Kino, wenn ich einen Film über ein Geheimkommando sehe.«
»Der Vergleich stimmt.«
»Aber weshalb diese Geheimnistuerei?« Ich hielt mich fest, weil der Wagen plötzlich anruckte.
»Weil ich die Menschen nicht in der Angst leben lassen möchte. Kali ist grausam. Sie soll erst keine Chance bekommen, zuzuschlagen. Außerdem sind deine Freunde und du praktisch gemeinsam aus dem Verkehr gezogen worden. Das sollte möglichst niemand wissen.«
»Dann verstehe ich es.«
Die Fahrt über hingen wir unseren Gedanken nach. Ich fragte einmal: »Es wird Schwierigkeiten geben, nicht wahr?«
»Damit mußt du rechnen. Du kennst Kalis Macht.«
»Haben wir es auf der Insel nur mit dem Spiegel zu tun, oder wimmelt es dort nur so von Kalis Helfern?«
»Ich habe dem Eiland noch keinen Besuch abgestattet, John, aber stelle es dir nicht zu leicht vor.«
»Das glaube ich mittlerweile auch.«
Bis zum Airport hatten wir eine gewaltige Strecke zu fahren. Der Mann am Lenkrad mußte nördliche Umgehungsstraßen nehmen, auch sie waren vom Nebel nicht verschont geblieben.
Es dauerte mehr als eine Stunde, bis wir das Ziel endlich erreicht hatten.
Die Uhr wanderte auf die Mittagsstunde zu. Mandra lächelte beim Aussteigen schmal. »Auf dem Atlantik ist weniger Nebel, habe ich mir sagen lassen«
»Und was berichten die Meteorologen über das Wetter?«
»Regnerisch mit Aufklarungen, gemischt. Aber Temperaturen über dem Gefrierpunkt.«
»Wenigstens etwas.« Auch ich sprang von der Ladefläche. Uns umgab eine unheimliche Nebellandschaft. Die weißgrauen, breiten Bahnen trieben über die Landeflächen, allerdings waren sie nicht so dicht wie in der Stadt selbst. Ich konnte die Landebeleuchtung erkennen und auch den gewaltigen Tower, wo ebenfalls Lichter blinkten.
Vor einem großen Tor trafen wir Suko und Bill. Der Reporter meinte: »Dann wollen wir uns mal wieder gemeinsam durchschlagen.«
Aus dem Hintergrund näherte sich ein zweiter Inder. Ein Mann namens Singal.
Er begrüßte mich, und ich stellte auch keine weiteren Fragen. Wir mußten uns ausweisen, als wir das Gelände betraten. Die Maschine, die Mandra gechartert hatte, stand noch im Hangar. Sie war mit zwei Motoren ausgerüstet. Der Inder führte den Check durch, während wir nahe dem Rollfeld standen und uns unterhielten.
Bill und Suko besaßen den gleichen Informationsstand wie wir. Singal, der möglicherweise mehr wußte, wollte oder konnte nichts sagen. Er hielt sich zurück.
Zehn Minuten später konnten wir das Flugzeug besteigen. Es besaß Platz für zehn Passagiere, also genug. Für eine Ausrüstung hatte Mandra ebenfalls gesorgt. Er hatte Lebensmittel und auch Trinkwasser an Bord schaffen lassen. Keinem von uns war bekannt, welche Verhältnisse wir auf der Insel vorfinden würden.
Wir schnallten uns an. Mandra, auf dem Sitz des Piloten, unterhielt sich noch mit dem Tower. Wenig später bekam er die Starterlaubnis. Wir rasten in den Nebel. Ich bekam doch leichtes Magendrücken, aber der Start verlief glatt.
Es dauerte nicht einmal lange, bis wir die tiefliegenden Wolken durchbrochen hatten und das strahlende Blau eines unendlich erscheinenden Himmels sahen, auf dem wie gemalt der feurige Sonnenball stand.
Wäre es in den Urlaub gegangen, hätte ich mich gefreut. So aber plagten mich düstere Vorahnungen…
***
Sonne!
Strahlend, herrlich, blendend, aber auch wärmend. Sie begleitete uns den Flug über, und es tat gut, sie zu sehen, nach all der verdammten Kälte, den eisigen Tagen, wo wir fast am Boden festgefroren waren. Kein Nebel mehr, kein Glatteis, die Wolkendecke lag unter uns. Sie sah aus wie ein graues dickes Meer, das bewußt hier oben lag, um das Elend der Städte und der Welt zu verdecken.
Unsere Route war klar. Wir wollten immer über dem Wasser, aber gleichzeitig in Küstennähe bleiben.
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