0476 - Kalis tödlicher Spiegel
Mentalität, den anderen Kräften zu gehorchen und sich nicht gegen sie zu stellen.
Es waren nur mehr ein paar Meter, dann hatten die Männer die Fläche erreicht. Suko hatte während des Flugs ein wenig aufgeholt. Er befand sich mit Bill ungefähr auf einer Höhe. Sie flogen auch nicht weit voneinander getrennt. Dabei unterhielten sie sich mit lautstarker Stimme. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen. Wahrscheinlich suchte jeder von ihnen nach einer Möglichkeit, diesem Bann zu entkommen.
Es klappte nicht.
Ich mußte ebenso zuschauen wie der über mir treibende Mandra Korab. Der Vorgang lief mit einer unheimlich wirkenden Lautlosigkeit ab. Es war genau zu erkennen, daß Suko, Bill und Singal die Spiegelfläche fast gleichzeitig berührten.
Jetzt hätten sie sich eigentlich abrollen müssen, um wieder auf die Beine zu kommen.
Das geschah nicht.
Sie sanken ein.
Sehr langsam, aber schneller als bei einem Sumpf. Als wären sie in weichen Pudding gefallen, so griff die Spiegelfläche nach ihnen und zog sie vor unseren entsetzten Augen in eine wahrscheinlich andere Welt oder fremde Dimension.
Als letzter verschwand Bill. Er drehte sogar noch den Kopf. Ich glaubte sogar, den Schrecken auf seinen Zügen zu sehen, dann war auch er verschwunden.
Suko, Bill und Singal - es gab sie einfach nicht mehr.
Und wir? Ich schaute Mandra an.
»Keine Chance, John!« hörte ich ihn rufen. »Ich weiß nicht, wie ich dagegen ankämpfen soll. Du vielleicht?«
»Nein!«
»Dann werden wir den dreien folgen.«
Er hatte recht. Ich blickte abermals in die Tiefe. Der Wind hatte mir das Wasser in die Augen getrieben, sie tränten und produzierten dabei auch einen Schleier, der meine Sicht trübte.
Aber was ich dort unten wahrnahm, war keine Täuschung. Die Spiegelfläche war zwar noch vorhanden, doch sie schrumpfte allmählich zusammen, so daß dort, wo sie sich noch vor Sekunden ausgebreitet hatte, der nackte, felsige Boden zum Vorschein kam.
Wieso geschah dies? Wollte uns der Spiegel nicht?
Er schrumpfte weiter. Je näher wir ihm kamen, um so mehr verkleinerte er sich. Ich kannte seine ursprüngliche Größe nicht, glaubte jedoch, daß er darauf zurückschrumpfen würde.
Bald sahen wir ihn nicht mehr. Vorsprünge verdeckten ihn. Mir kam es vor, als wäre er in einem Krater verschwunden, um nicht mehr zu erscheinen.
Selbstverständlich bereitete mir das Verschwinden meiner Freunde große Sorge, aber darauf konnte ich mich nicht konzentrieren, jetzt war die sichere Landung wichtiger.
Wo würden wir aufkommen? Hoffentlich an einer ebenen Stelle. Der Proviantsack überholte mich.
Schon wenig später landete er auf einem schräg abfallenden Hang, überrollte sich dort und blieb nur liegen, weil sich die Leinen des Fallschirms an großen Steinbrocken »festklammerten«.
Auch ich trieb auf den Hang zu. Verdammt schnell, viel zu schnell, und ich bekam allmählich Herzrasen. Die Oberfläche war nicht glatt. Steine und Büsche klammerten sich an ihr fest. Ich lenkte gegen, wollte weiter nach rechts kommen, wo der Hang ein Ende fand, doch der Wind spielte mir einen Streich, weil er aus dieser Richtung wehte und mich nach links trieb.
Die Steine wuchsen. Ihre unebenen Muster schienen zu Gesichtern zu werden, die mich zur Begrüßung höhnisch angrinsten. Es war nicht mehr zu schaffen. Jetzt blieb mir nur die Hoffnung, daß ich ohne Verletzung runterkam.
Die letzten Meter…
Dann der Kontakt. Trotz der Schräge versuchte ich es wie die Fallschirmspringer zu machen und aus der Landung in eine Laufbewegung zu gelangen.
Das klappte nicht. Es lagen einfach zu viele Hindernisse im Weg. Ein Windstoß packte noch einmal den Schirm, riß ihn zur Seite und mich von den Beinen.
Ich fiel auf die rechte Seite, rollte mich noch über die Schulter ab und geriet auf der schrägen Fläche ins Rutschen, wobei ich Steine und anderes Kleingeröll mitzog.
Glücklicherweise trug ich dicke Kleidung, die sehr widerstandsfähig war. Ich blieb unverletzt, konnte die Arme ausstrecken und mich schließlich an einem schräg wachsenden Busch festhalten, der sich zwar bog, aber nicht knickte.
Geschafft!
Langsam zog ich mich höher an den Busch heran, setzte mich hin und löste den Schirm. Ein Windstoß nahm mir die Arbeit ab, indem er ihn weiterschob.
Tief atmete ich durch. Herz- und Pulsschlag hatten sich in den letzten Minuten beschleunigt. Nur allmählich kam ich wieder zur Ruhe und schaute mich auch nach Mandra Korab um.
Ihm war es gelungen, weiter
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