0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
die Seuchen nur verbreitet werden, um die Getreidepreise in schwindelnde Höhen zu treiben.«
»Richtig«, sagte Phil. »Wir brauchen jetzt nur noch das Vorratslager zu finden. Erst will ich aber die Insel des guten Professors einmal genauer unter die Lupe nehmen. Kpnnen Sie uns wegen der gegebenen Verdachtsmomente einen Hausdurchsuchungsbefehl verschaffen?«
Mr. High nickte. »Natürlich, und nicht nur den. Wir werden in einem Großeinsatz die Insel nehmen. In diesem Fall müssen wir mit allem rechnen.« Mr. High erteilte die notwendigen Befehle und besorgte auch umgehend einen Hausdurchsuchungsbefehl vom Gericht. Dann holte er beim Verteidigungsminister zusätzliche Informationen über Professor Simpson ein. Als er die genaue Antwort erhielt, wurde er noch ernster.
»Von seiten des Ministeriums hat man jeden Skandal vermeiden wollen. Simpson, der eigentlich ein sehr fähiger Wissenschaftler ist, wurde vor mehr als einem halben Jahr wegen Gefährdung der allgemeinen Sicherheit in die geschlossene Abteilung einer Irrenanstalt gebracht. Seit drei Monaten sucht man ihn. Irgendwie ist es ihm gelungen, aus der Anstalt zu entfliehen. Ich vermute schon fast, daß es mit fremder Hilfe geschah.«
»Dann besteht ja auch die Möglichkeit, daß Jerry sich in den Händen des Wahnsinnigen befindet«, kombinierte Neville.
»Ja«, sagte Mr. High leise. »Wir müssen mit allem rechnen. Die Einsatzwagen warten schon. Wir fahren mit Rotlicht. Die City-Police ist unterrichtet, und von der Küstenwache erhalten wir ebenfalls Unterstützung.«
Wenige Minuten später rollte einer der größten FBI-Einsätze an, die man je in New York gesehen hatte. Der Verkehr auf den Straßen kam durch die Fahrzeugkolonne zeitweilig zum Erliegen.
Die Einsatzwagen fuhren bis zur 32. Straße. Dort warteten bereits die Motorboote der Küstenwache auf sie. Insgesamt waren zweiunddreißig G-men bei dieser Aktion im Einsatz.
Phil Decker, Steve Dillaggio und Neville erwischten ein schnelles Taifunboot. Sie brausten los und gewannen rasch die Spitze des ganzen Konvois.
Ihr Kommen blieb nicht unbemerkt. Kaum hatten sie die Hälfte des Weges zurückgelegt, da schossen kleine Wasserfontänen am Bug ihres Bootes auf.
»Hinlegen«, schrie Phil und warf sich hinter dem Cockpit in Deckung. Neville und Steve Dillaggio hatten sich bereits verschanzt. Schußbereit hielten sie ihre Pistolen in den Händen, aber es hatte noch keinen Zweck; das Feuer der Gangster zu erwidern. Eine Maschinenpistole, wie die Gangster sie benutzten, trägt entschieden weiter als die Waffe eines G-man.
Mein Freund Phil stellte mit den Füßen das Steuerruder des Bootes nach. Sie jagten jetzt genau auf den Sandstrand der kleinen Insel zu. Die Gangster überschütteten das schmale Boot mit einem Hagel von Geschossen.
»Entweder haben wir es bald geschafft, oder'die knallen uns noch so viele Löcher in den Bootsrumpf, daß wir jämmerlich baden gehen.« Neville hatte das gesagt. Er verspürte nicht die geringste Lust, schon wieder im Meer zu schwimmen.
Das Boot verringerte von Sekunde zu Sekunde den Abstand zur Insel. Man konnte bereits die heiseren Schreie der Gangster hören. Dann erfüllte mit einem Male ein ohrenbetäubender Lärm die Luft. Das Boot war mit voller Fahrt auf den Sandstrand der Insel gerast. Es schob sich noch einige Meter über den Erdboden hinweg, dann fiel es zur Seite und lag still.
Für einen winzigen Augenblick waren meine Kollegen von dem Aufschlag des Bootes halb betäubt. Dann rappelten sie sich mühsam auf die Beine. Phil schob sich mit einem knurrenden Laut aus dem Cockpit und wollte die Deckung verlassen.
Im gleichen Moment schlug eine Maschinenpistolengarbe am Bootsrand ein. Zwischen den zahlreichen Felsen am Ufer sah Phil die schemenhaften Umrisse eines Mannes.
Phils Smith and Wesson ruckte in der Hand, und eine Kugel verließ den Lauf.
Er hörte den heiseren Aufschrei des Mannes. Phil richtete sich auf und wollte erneut das Boot verlassen. Doch der Gangster kam wieder hinter seiner Deckung hervor. Man sah, daß er angeschossen war. Aber selbst auf die Entfernung hin war zu erkennen, mit welchem Fanatismus er kämpfte.
Die Waffe in seiner Hand schwenkte herum und bellte auf. Phil schoß gleichzeitig. Er sah, wie der Verbrecher unter seiner Kugel zusammenbrach. Er bemerkte aber auch die Mündungsflamme aus der Waffe seines Gegners. Phil spürte plötzlich einen dumpfen Schlag gegen die Schläfe. Es war, als würde ihm der Boden unter den Füßen
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