0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
wieder auf die Beine und raste um das Haus herum.
Neville hatte das Fenster des Polizeiwagens heruntergekurbelt. Aus dem Lauf seiner Dienstwaffe stieg noch eine kleine Rauchwolke empor. Die Tür des Streifenwagens glich einem Sieb. Hier war die Garbe der Maschinenpistole eingeschlagen.
Dann sah Phil den Mann auf dem Erdboden. Die Waffe war ihm aus der Hand gefallen. Er preßte seine Hände auf den Leib. Der Mann lebte noch, aber es konnte nur noch Minuten dauern, bis es mit ihm zu Ende war.
Phil beugte sich zu ihm herunter. Der Verwundete stöhnte:
»Habt verdammt viel Glück gehabt, G-men. Aber das nützt euch gar nichts. Ihr steht auf der Abschußliste und müßt sterben.«
»Wer hat dich geschickt?« fragte Phil schnell. Der Killer antwortete: »Der Boß natürlich, wer denn sonst. Er erwischt jeden. Auch dich!«
»Wer ist der Boß?«-Der Gangster schüttelte den Kopf. »Das weiß ich doch nicht. Es würde dir auch nichts nützen, wenn du es in Erfahrung bringen würdest. Der Boß ist doch stärker als du!«
Seine Gesichtszüge versteiften sich plötzlich. Seine Augen brachen, und sein Kopf fiel zur Seite. Er war tot.
Langsam richtete sich Phil auf. Lieutenant Mansfield war aus dem Haus gekommen, und auch Neville humpelte heran. Er zuckte müde die Schultern. »Ich konnte ihn nicht anders erwischen. Er schoß auf den Wagen. War sein Pech, daß die Kugeln zu tief saßen und von der. Innenpolsterung aufgefangen wurden. Sonst wäre ich dran gewesen.« '
»Ich weiß«, sagte Phil. »Schade, daß er uns keinen richtigen Hinweis mehr geben kann. Vielleicht hätte uns das vveitergebolfen.«
»Da steht Ihr Hinweis«, sagte Mansfield und deutete auf einen Buick Le Sabre mit einem Zulassungskennzeichen aus Utah. »Jetzt wissen wir wenigstens, von wo dieser Killer importiert worden ist.«
Phil nickte und ging auf den Wagen zu. Er fand keine Papiere, dafür aber etliche Magazine, die zur Maschinenpistole des Toten paßten.
Mansfield hatte schon die zuständige Mordkommission alarmiert. Phil verabredete mit den Kollegen das Notwendigste. Sie versprachen, ihre Ermittlungsergebnisse sofort zum FBI nach New York zu schicken. Dann fuhr Mansfield Neville und Phil zum Flugplatz.
»Auf alle Fälle hat sich dein Verdacht bestätigt«, knurrte Neville. »Auf dem Meeresboden ist einfach nichts zu finden.«
***
Ich hatte nicht die Kraft, einen Fluchtversuch zu starten. Wahrscheinlich hätte mir das Girl auch nicht die geringste Chance dazu gegeben.
»Okay«, seufzte ich. »Sie hätten mich also wieder. Und was kommt jetzt? Wollen Sie nun mit mir eine Bootspartie machen? Ich meine, daß die Haie für heute satt sein dürften.«
Lee lächelte immer noch.
»Mr. Cotton, Sie unterschätzen bei weitem die Gefräßigkeit dieser Tiere. Aber darauf kommt es gar nicht an. Der Professor hat zu entscheiden, was mit Ihnen geschieht.«
»Sie führen wohl nur Handlangerdienste aus?« fragte ich ironisch. Eigentlich paßte es so gar nicht zu Lee Razwill, daß sie blindlings irgendwelchen Befehlen gehorchte.
»Natürlich«, sagte sie ruhig. »Ich diene dem Professor sehr gern.«
Einen Augenblick schwieg ich verdutzt. Lee Razwill hatte tatsächlich in einem freien Land das Wort »dienen« in den Mund genommen.
»Wollen wir hier noch lange stehenbleiben?« erkundigte ich mich höflich. Im Grunde genommen hatte ich gar nichts dagegen, denn ich hoffte, daß vielleicht doch noch jemand vorbeikommen und die Szene sehen würde.
Sie nickte. »Ja, wir warten hier auf den Professor, weil unser Labor verlegt wird.«
»Gefällt es Ihnen nicht mehr auf der Insel?«
»Doch«, lächelte Lee. »Aber vielleicht gefällt es dem FBI nicht, daß wir dort sind. Er könnte auf die Idee kommen, uns einen Besuch abzustatten. Es ist zwar alles für einen festlichen Empfang gerichtet, aber der Professor und ich bestehen doch auf unserer Abwesenheit.«
»Wie zurückhaltend von Ihnen«, knurrte ich. Im gleichen Augenblick erfüllte lautes Motorengeräusch die Luft. Dann wasserte auch schon eine zweimotorige Maschine direkt vor der Küste.
»Dort im Flugzeug ist der Professor. Da Sie so liebenswürdig gewesen sind und das Boot zurückgebracht haben, ist es jetzt für uns leicht, zur Maschine zu kommen. Bitte, gehen Sie voran.«
Ich zuckte die Schultern und stapfte los. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Die Bodenluke des Flugzeugs öffnete sich, und ich sah den Gorilla Ben, mit dem ich schon wiederholt zu tun gehabt hatte.
Auch er hielt
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