Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven

0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven

Titel: 0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
konnte.
    Der Mann war bis auf zwei Yard herangekommen. Ich hätte jetzt meine Hände ausstrecken und ihn berühren können. Nur der rechte Winkel des Ganges hielt ihn noch außer Sichtweite. Ich sah schon den Lauf der Maschinenpistole um die Ecke ragen, als plötzlich eine Serie von Schüssen die Stille zerriß. Gleichzeitig stockte der Gangster: »Verdammt!« fluchte er. Und dann machte er auf der Stelle kehrt und rannte zurück.
    Irgendwo mußte es zu einem Kampf gekommen sein. Irgendwo wurde er benötigt. Das hatte uns wahrscheinlich das Leben gerettet. Die Schritte des Gangsters verklangen allmählich im Gang. Ei- war fort, und mit ihm war auch für diesen Augenblick die Gefahr gewichen.
    Aufatmend lehnte ich mich an die Wand. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und blickte zu Lee Razwill. Leichenblaß und mit geschlossenen Augen stand sie neben mir.
    »Kommen Sie«, sagte ich leise und ergriff ihren Arm. Apathisch ließ sie sich führen. Wir gingen jetzt in eine andere Richtung. Ich wußte nicht, wohin wir kamen, ich mußte nur einen Ausgang aus dem Gebäude finden, in dem wir uns befanden. Einen Ausgang und einen Weg zur Flucht.
    Aus der Ferne hörte ich noch immer das Bellen von Schüssen. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß irgend jemand vom FBI hier sein konnte. Schließlich wußte ja niemand, wo ich war. Ich selbst nicht einmal.
    Der Gang endete plötzlich in einer Garage. Zwei Wagen standen hier. Ein Pontiac und ein Buick. Am liebsten hätte ich vor Freude laut gejubelt, als ich sie sah. Aber ich beherrschte mich und lief zur Garagentür.
    Der Schußwechsel wurde immer heftiger. Es setzte ein regelrechtes Trommelfeuer ein.
    Die Garagentür war unverschlossen, und ich riß sie auf. Niemand war zu sehen. Ich erblickte nur eine lange Kette von Lagerhallen und die Weite einer Salzwüste.
    Entweder befanden wir uns in Nevada oder Utah. Genau wußte ich es nicht.
    Mit einem Satz war ich wieder beim Buick. Die schwere Limousine ist auf langen Strecken weit schneller als der etwas spritzigere Pontiac. Wenn ich an die Größe der Wüste dachte, blieb mir keine andere Wahl, als den Buick zu nehmen.
    Ich riß den Wagenschlag auf, ließ Lee Razwill sich auf die weichen Polster setzen und klemmte mich hinter das Steuer. Der Zündschlüssel fehlte, und deswegen schaltete ich den Wagen kurz.
    Mit einem satten Brummen sprang der Motor an. Ich legte den Gang ein und raste mit quietschenden Reifen aus der Garage heraus. Ich kannte jetzt nur ein Ziel: die Wüste.
    In diesem Augenblick hatte man unsere Flucht entdeckt. Die ersten Pistolenkugeln schlugen gegen das Heckfenster des Buick. Gleich darauf mußte ich grinsen. Die Gangster waren über ihre eigene Vorsichtsmaßnahme gestolpert. Der Buick besaß schußsichere Reifen und eine schußsichere Verglasung. Selbst die Seitenwände waren dementsprechend gepanzert.
    Vielleicht hätte ich noch länger gelacht und mich darüber gefreut, daß wir den Gangstern mit knapper Not entwischt waren, wenn nicht Lee Razwill in diesem Augenblick ihren Finger auf die Benzinuhr gelegt hätte.
    »Zehn Liter sind noch im Tank«, sagte sie leise. Es waren Worte, die mich sonst nicht schockiert hätten, hier jedoch konnten sie den sicheren Tod bedeuten.
    Ein Buick kommt mit zehn Litern Sprit gerade vierzig Meilen weit. Mehr auf keinen Fall. Selbstverständlich hatten die Gangster in den Lagerhallen noch bedeutend mehr Benzin. Sie brauchten sich nicht sonderlich zu beeilen. In aller Ruhe konnten sie ihren Pontiac volltanken und uns nachfahren.
    Sie würden uns erwischen. Alles, was ich durch meine Aktionen erreicht hatte, ließ sich auf einen ganz kurzen Nenner bringen: Der Ort, wo ich sterben sollte, war um vierzig Meilen verlegt worden.
    ***
    Phil spurtete, als wollte er einen neuen Rekord über hundert Yard aufstellen. Gleichzeitig bellte die Waffe Nevilles auf. Er versuchte, die Gangster in Deckung zu halten. Er feuerte, so gut es ging.
    Phil lief im Zickzack. Wie ein Hase schlug er Haken. Er wußte nicht, ob es so richtig war, aber er wollte den Gangstern um jeden Preis das Treffen so schwer wie möglich machen.
    Aber die Verbrecher durchschauten seine Absicht. Vor Phil schlugen die ersten Kugeln in den Sand, als er nur noch vierzig Yard von seinem Ziel entfernt war.
    Jemand pflügte mit einer Maschinenpistole den Boden um. Die Kugeln kamen immer näher an meinen Freund heran. Phil dachte nicht an die Erschöpfung, die in seinen Gliedern steckte, auch nicht an die Waffe in seiner

Weitere Kostenlose Bücher