0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven
Geschosse fegten in den Kühler des Jeeps und erwischten die Vorderreifen des Fahrzeuges. Der Jeep fing an zu taumeln, brach nach links aus, rutschte dann wieder nach rechts und blieb plötzlich ganz stehen.
Der Motor tuckerte noch ein-, zweimal, und dann schwieg er. Phil und Neville hatten sich sofort zu Beginn des Kugelregens unter das Armaturenbrett des Wagens fallen lassen. Hier lagen sie einigermaßen sicher. Wenigstens konnten sie nicht sofort von der Garbe der Maschinenpistole erwischt werden.
Dann rutschten sie nach rechts. Der Wagen stellte sich quer zur Schußlinie. Phil wagte sich ein kleines Stück vorsichtig aus der Deckung heraus. Er sah den schwarzen Haarschopf des Mannes am Fenster. Er sah auch die Mündung der Maschinenpistole, die todbringend ihr neues Ziel suchte. In diesem Augenblick drückte Phil ab.
Der Haarschopf des Gangsters verschwand. Gleichzeitig hörte Phil einen Schrei, und die Maschinenpistole fiel aus dem Fenster. Sie landete auf dem Boden vor der Lagerhalle und entlud sich. Ihre Kugeln fetzten in den Boden und wirbelten eine undurchsichtige Salzfontäne auf.
Phil und Neville nutzten ihre Chance. Blitzschnell sprangen sie üus dem Wagen. Sie ließen suh hinter dem Jeep zu Boden fallen und nahmen ihre Waffen in Anschlag.
»Netter Empfang hier, was? Scheinst doch mit deiner Vermutung recht gehabt zu haben, daß das Firmenschild nur eine Tarnung ist. Wenn ich mir die Hallen ansehe, glaube ich fast, daß hier derart viel Lebensmittel lagern, daß man ein ganzes Volk damit ernähren könnte. Verhungern werden wir also nicht«, grinste Neville.
»Aber wir können uns eine Kugel fangen. Da ziehe ich einen knurrenden Magen doch vor«, sagte Phil. Er beobachtete scharf, wie sich mehrere Leute an der Fassade des Lagerhauses in Deckung brachten. Als er sich umwandte, merkte er, daß andere Gangster von der Seite einen Ring um sie schließen wollten.
»Die Burschen kreisen uns ein. Bald nützt uns hier die Deckung hinter dem Jeep gar nichts mehr«, sagte mein Freund zu Neville. Der hatte es auch schon bemerkt und reagierte entsprechend. »Wir müssen versuchen, eines der Lagerhäuser im Sturm zu nehmen. Nur dann haben wir noch eine Chance.«
Phil schätzte die Entfernung zum ersten Lagerschuppen. Es waren etwa hundert Yard. Der torkelnde Jeep hatte sie doch noch ein ganzes Stück vorwärts gebracht. Aber es waren hundert Yard ohne Deckung. Hundert Yard, auf denen man bei jedem Schritt getroffen werden konnte und an deren Ende Gangster warteten.
Gleichzeitig erkannte er aber auch, daß ihnen gar keine andere Wahl blieb. Sie konnten entweder hier hinter dem Jeep warten, bis die Gangster den Ring um sie geschlossen hatten und sie dann erschossen, oder die Chance wahrnehmen, eine Halle zu stürmen. Allerdings, diese Chance war sehr gering .
»Wer läuft zuerst?« fragte Phil. Er überließ Neville als dem Älteren die Entscheidung. Wie auch immer sie ausfallen würde, keiner von beiden hatte einen Vorteil. Im Lagerhaus war es genauso gefährlich wie hinter dem Wagen. Auch Neville wußte das. Mit einem Male hielt er ein glänzendes Centstück in der Hand.
»Kopf oder Zahl«, grinste er.
»Kopf«, antwortete Phil heiser und lud seine Waife durch. Die Münze wirbelte hoch und fiel auf den Boden.
»Kopf«, sagte Neville, hob seine Pistole in Richtung Lagerhaushalle und knurrte: »Lauf, Phil! Will sehen, daß die Knaben nicht den Kopf durchs Fenster stecken.«
Phil nickte. »Mach es gut, Alter.« Dann schnellte er sich mit einem plötzlichen Satz vom Boden ab und raste los.
***
Für einen Augenblick hielt ich den Atem an. Ich sah den Killer auf mich zukommen. Noch hatte er uns nicht bemerkt. Die Maschinenpistole lag schußbereit in seiner Hand. Sobald er mich entdeckte, würde er schießen. Mit jedem Schritt des Gangsters näherte sich die Entscheidung. Ich wußte, daß ich mit der Waffe, die ich Ben abgenommen hatte, kaum etwas gegen diesen Mann ausrichten konnte. Dieses Bewußtsein und der Gedanke an das Mädchen, das hinter mir mit angstgeweiteten Augen an der Wand lehnte, raubten mir fast die Beherrschung. Ich duckte mich. Sprungbereit wartete ich. Okay, dieser Gangster hatte alle Vorteile. Er hatte die bessere Waffe und noch andere Komplizen im Rücken, die ihm beim geringsten Krach zu Hilfe eilen würden. Aber ich konnte jetzt nicht aufgeben. Ich mußte etwas unternehmen. Ich wollte ihn anspringen und zu Boden reißen. Vielleicht war er so erstaunt, daß ich ihn dann überrumpeln
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