0477 - Invasion der Schatten
nicht lügen. Folglich war der zerschossene Kampfroboter nicht Bestandteil einer Falle gewesen.
Die nächste Folgerung ergab sich automatisch aus der ersten: Der Leutnant und die anderen Männer des Enterkommandos waren plötzlich übernommen worden.
Baiton lächelte grimmig. Sein Entschluß stand fest.
Er würde allein zur Kommandozentrale vordringen.
Das, was der Roboter als „Feinde" bezeichnet hatte, waren offenbar die übernommenen Offiziere des Kreuzers. Wahrscheinlich gab es im Wortschatz des Roboters keine exakte Bezeichnung dafür, denn seine Reaktion eben hatte gezeigt, daß ihm der Sachverhalt mindestens sinngemäß klar war.
Ob sein Ururenkel ebenfalls übernommen worden war? Wenn ja, dann zeugte sein letzter Befehl an die Kampfroboter des Schiffes von bemerkenswerter Reaktionsschnelligkeit.
Baitons Gestalt straffte sich.
„Er trägt meine Gene", murmelte er stolz.
Vorsichtig drang er über Gänge und durch Antigravlifts bis zur Kommandozentrale vor Dabei überlegte er angestrengt, wie er hineinkommen sollte bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.
Für die Pedotransferer, die irgendwo lauerten stellte er keine Gefahr dar. Sie glaubten, ihn jederzeit übernehmen zu können; daß sie es noch nicht versucht hatten, mußte einen besondern Grund haben.
Er hätte jedenfalls jeden Versuch sofort bemerkt.
Jetzt, da er einen Zipfel des feindlichen Planes erfaßt zu haben glaubte, nahm er auch die eigentümlichen Ausstrahlungen im sechsdimensionalen Bereich wahr, die charakteristisch für Pedotransferer waren.
Die Ausstrahlungen kamen von dort vorn, wo, nur noch höchstens zehn Meter entfernt, die Terkonitstahlwand der Kommandozentrale war.
Hinter dieser Wand befanden sich entweder Pedotransferer in ihrer wirklichen Gstalt oder deren Opfer.
Baiton Wyt schob seinen Paralysator so ins Gürtelhalfter zurück, daß er ihn blitzschnell ziehen konnte, dann ging er auf das geschlossene Panzerschott der Zentrale zu und drückte auf die Leuchtplatte des Türmelders.
Anscheinend hatte man von drinnen sein Kommen bereits registriert, denn das Schott glitt nach oben, ohne daß man eine Identifizierung verlangt hätte.
Baiton trat mit angespannten Sinnen durch die Öffnung. Sechs Männer in den Uniformen der Kaiserlichen Flotte blickten ihm entgegen. Einer der Männer war Kimray Wyt; sein Gesicht wirkte seltsam verzerrt.
Und in diesem Augenblick spürte Baiton Wyt, wie sich etwas in seinen Geist zu drängen versuchte.
Einen Herzschlag lang wankte er unter dem geistigen Ansturm, dann kämpfte er dagegen an - und war frei.
„übernommen ...", flüsterte jemand. Es war Kimray Wyt.
Einer der Offiziere fuhr herum und zielte auf Kimray. Baiton schoß ihn mit dem Paralysator nieder, dann zog er sich fluchtartig hinter den Kartentisch zurück. Dort, wo er eben noch gestanden hatte, verwandelten die Strahlenbündel von fünf Impulswaffen den Boden in glutflüssiges Magma.
Baiton Wyt schoß erneut, und ein zweiter Offizier brach gelähmt zusammen. Ultrahelle Blitze schlugen in den Kartentisch ein, jemand schrie, Rauch wallte auf.
Kimray landete auf Händen und Knien neben seinem Urahn. Der Major grinste, deutete auf Baitons Lähmstrahler und schüttelte den Kopf Dann hob er seinen Impulsstrahler und schoß auf eine Gestalt, die undeutlich hinter Rauch, Flammen und Dämpfen zu sehen war. Der Energiestrahl fuhr dicht an der Gestalt vorbei.
Plötzlich brach das feindliche Feuer ab.
„Major Wyt!" rief jemand. „Was, zum Teufel, war mit uns los?"
Baiton und Kimray erhoben sich gleichzeitig und verließen ihre Deckung. Die Waffen zeigten auf die drei Männer, die dicht beieinander auf der anderen Seite der Zentrale standen und verwirrt wirkten.
„Sie waren geistig übernommen", erklärte Kimray Wyt. „Ich hoffe, daß Sie es nicht mehr sind."
„Sie sind frei", sagte Baiton und schob seine Waffe ins Halfter zurück, „dank der Findigkeit Ihres Kommandanten." Er deutete auf seinen Ururenkel.
Kimray holte tief Luft, deutete auf Baiton und sagte: „Darf ich Ihnen meinen Urahn Baiton Wyt vorstellen, meine Herren! Er hat ganz allein die LOVELY BOSCYK befreit."
Baiton lachte.
„Nachdem mein Ururenkel mir sozusagen den Weg geebnet hatte."
Er packte die Rechte Kimrays und schüttelte sie.
„Ich muß gestehen, Kimray, in dir fließt das vortreffliche Blut der alten Wyts, die schon zu Zeiten des ersten Kaisers Lovely Boscyk mit ihren Schiffen die Galaxis durchkreuzten."
*
Auf dem Hyperkomschirm
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska